Vater Bierofka: „Mein Junge ist ein Kämpfer“
Das Bierofka-Drama: Nach seiner 18. Operation fällt der 1860-Kapitän mindestens acht Wochen aus.Trainer Lienen spricht von „menschlicher Tragödie“,Vater Willi sagt: „Daniel wird auch das wegstecken“
ST. JOHANN Das Handy von Daniel Bierofka klingelt durch. „Er will Abstand haben“, sagt Willi Bierofka, Vater des dauerverletzten Löwen-Kapitäns, zur AZ: „Man muss ihn jetzt alleine lassen. Aufmunterungen kann Daniel nicht hören. Er tut mir so leid."
Das Bierofka-Drama: Seit Donnerstag steht fest, dass der 30-Jährige sich erneut einer Bandscheiben-Operation unterziehen muss. Es ist bereits die 18. Operation seiner Karriere (!) – und eine, die viele Fragen aufwirft: Reicht's bei Bierofka, der am 22. Februar beim 1:4 in Duisburg seinen letzten Zweitliga-Einsatz hatte, überhaupt noch zum Comeback? Hat er noch mal die Kraft, nach diesen vielen Rückschlägen (u.a. Knochen-Transplantation am Schienbein, Mittelfußbruch, Bänderriss) zurückzukommen?
Am Montag wird der Ex-Nationalspieler, der eigentlich mit ins Trainingslager nach St. Johann reisen wollte, bei Professor Dr. Michael Mayer in der Orthopädischen Klinik Harlaching operiert. Eine andere Möglichkeit sah der 30-Jährige nicht. „Wenn Daniel in der Früh aufgestanden ist, hat er sich gefühlt, als wäre ein Lastwagen über sein linkes Bein gefahren“, sagt Vater Bierofka, selbst einst Profi bei den Löwen. „Auch eine Kortison-Kur hätte nichts gebracht. Das Problem war, dass ein Knochen abgebrochen ist, der auf den Nerv drückt."
Trainer Ewald Lienen rechnet damit, dass Bierofka mindestens acht Wochen ausfällt, der Coach glaubt sogar, dass es für den Mittelfeld-Star in der Vorrunde nicht mehr zum Comeback reicht. Lienen: „Daniel hat die Seuche. Die Möglichkeit, dass er uns in der Vorrunde helfen kann, löst sich allmählich in Luft auf. Das ist eine menschliche Tragödie."
Erst Ende Juni war Bierofka in Potsdam beim Sportchirurgen Dr. Jens Krüger am Schambein operiert worden – jetzt blockiert wieder die Bandscheibe. „Das macht's natürlich nicht leichter", sagt der ehemalige 1860-Mannschaftsarzt Dr. Erich Rembeck der AZ, „aber die vielen Veränderungen in Daniels Körper führen nicht zu Verschiebungen in seiner körperlichen Belastbarkeit. Das Entscheidende bei Bierofka ist das Motivatorische – aber wenn´s einer packt, dann er."
Auch Bierofkas Vater glaubt an eine Rückkehr – und zwar noch in diesem Jahr: „Daniel wird auch das wegstecken. Daniel kann zwei Wochen nach der Operation seine Reha bei Oliver Schmidtlein beginnen – er wäre ja topfit ins Trainingslager gekommen. Mein Junge lässt sich durch nix aus der Bahn werfen, er ist ein Kämpfer.“
Wie reagiert 1860 nach dem Bierofka-Ausfall? „Langsam wird's lustig", sagt Lienen und meint das Problem auf der linken Seite: Nachdem Benny Schwarz und Bierofka länger ausfallen und zuletzt Fabian Johnson den Verein in Richtung Wolfsburg verließ, fehlen dem Trainer die Alternativen: „Jetzt müssen wir reagieren." Möglich, dass Probespieler Ardijan Djokaj (zuletzt TuS Koblenz) verpflichtet wird.
Oliver Griss