Valdet Rama: "Wir haben den Hass gespürt"

Valdet Rama war mittendrin im Chaos von Belgrad. Jetzt äußerte sich der Sechzig-Star zu den Vorfällen.
von  Marc Merten / Online
Sechzigs Valdet Rama verlebte mit Albaniens Nationalelf das Skandal-Spiel gegen Serbien in Belgrad.
Sechzigs Valdet Rama verlebte mit Albaniens Nationalelf das Skandal-Spiel gegen Serbien in Belgrad. © dpa/AZ-Montage

München - „Ich finde es sehr traurig und bitter, was passiert ist“, sagte der Albaner am Donnerstag der Presse. Er war am Vortag wieder in München gelandet, nachdem er die Ausschreitungen beim Spiel zwischen Serbien und Albanien hautnah hatte mitansehen müssen. „Was vorgefallen ist, darf im 21. Jahrhundert nicht mehr passieren“, sagte er betrübt und schilderte seine Sicht der Dinge.

„Schon vor dem Spiel haben wir den Hass gespürt, egal, ob auf dem Weg im Bus ins Stadion oder beim Aufwärmen vor dem Spiel.“ Auslöser des Chaos war demnach nicht erst die Fahne, die an einer Drohne hängend Ende der ersten Halbzeit ins Stadion geschwebt war. Schon lange vorher hatte sich die Stimmung in Belgrad aufgeheizt und war dann übergekocht.

Rama beobachtete die Szenen zunächst von der Ersatzbank der Albaner, ehe er mit seinen Mitspielern in die Kabine flüchtete. „Wir wollten so schnell wie möglich in die Kabine“, berichtete er von der bedrohlichen Situation. Mehrere Spieler wurden verletzt worden, auf dem Weg in die Katakomben des Stadions wurden sie von Fans attackiert, der Spielertunnel von oben ins Wanken gebracht. „So was darf nicht passieren. Die Organisation muss so sein, dass Fans nicht das Stadion stürmen können“, schimpfte er. „Wenn das nicht gewährleistet ist, ist es normal, dass es eskaliert.“

Den serbischen Spielern wollte Rama aber keine Schuld geben. „Sie haben versucht, uns zu schützen“, erklärte Rama und betonte, man habe sich noch im Stadion kurz unterhalten. „Wir haben gute Gespräche geführt. Deren Kapitän ist zu uns in die Kabine gekommen und wir haben über die Situation gesprochen.“

Anschließend sei es nur noch darum gegangen, so schnell wie möglich in die Heimat zu kommen. An Weiterspielen sei nicht mehr zu denken gewesen. Die Mannschaft flog noch spät in der Nacht zurück nach Tirana, wo sie von Freunden und Familienangehörigen empfangen wurden. „Die Familien haben sich Sorgen gemacht, klar.“

Was nun kommt, weiß Rama nicht. Eine Bestrafung seiner Nationalmannschaft würde er „nicht verstehen“. Doch der 26-Jährige weiß sehr wohl, dass Albanien eine empfindliche Strafe droht. Daher will er sich – zumindest öffentlich – nicht mehr mit dem Thema beschäftigen. „Ich bin jetzt wieder in Deutschland und will bei den Löwen meine Leistung bringen“, kündigte er an. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.