Uzoma: Der nimmermüde Löwe

Wenn Aleksandar Ignjovski den TSV 1860 verlässt, dürfte Eke Uzoma dessen Platz übernehmen. Der macht gern mal 150 Liegestütze, tritt auch mal Mitspieler und sagt: „Ich stehe immer unter Strom.“
MÜNCHEN Reiner Maurer gibt sich Mühe, gelassen zu bleiben. Aktuell muss der Löwen-Trainer fürchten, dass ihm in Aleksandar Ignjovski (19) ein Leistungsträger bald nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Der Serbe möchte zwar bei 1860 bleiben, doch ein Kauf (aus Belgrad) mit sofortigem Verkauf (etwa nach Florenz) würde viel Geld in die 1860-Kasse bringen.
Marc Mobers, ein Mitarbeiter der Agentur Lian Sports, deren Chefs Ignjovski vertreten, bestätigt Anfragen „aus der Bundesliga, aus Italien und Spanien“. Er sagt: „Wir werden nichts gegen den Willen des Spielers unternehmen.“
Maurer wird improvisieren müssen. Falls er tatsächlich noch ein, zwei Spieler holen darf, sieht er im Angriff und in der Innenverteidigung den größten Bedarf. Die Lücke, die Ignjovski im defensiven Mittelfeld hinterlassen wird, will der Trainer anders schließen: „Wir haben Alternativen.“ Die erste davon: Eke Uzoma.
Der junge Nigerianer (wird nächste Woche 21) war vergangene Saison schon bei 1860, kam unter Ex-Coach Ewald Lienen aber kaum zum Zug. „Jetzt spüre ich, dass mir der Trainer vertraut“, sagt er.
Uzoma macht fehlende Körpergröße – er misst 1,68 Meter – gern durch Aggressivität wett: „Ich stehe immer unter Strom und will an den Ball. Zweikämpfe sind meine Stärke.“ Das bekommen auch die Teamkollegen zu spüren – wenn er im Trainingsspiel mal wieder einen Gegenspieler umhaut. „Das passiert, das ist nicht schlimm“, findet der frühere Freiburger. „Ich räume halt am liebsten alles auf.“
Im Trainingslager waren die Sechzger meistens zwei Mal pro Tag auf dem Platz. Uzoma, der Energie-Löwe, hätte gern auch drei oder vier Mal trainiert: „Ich arbeite viel, damit ich die Power habe, um immer aggressiv zu spielen.“ Als er in der Saisonpause laufen war, sei seine, auf dem Fahrrad hinterher radelnde Freundin kaum mitgekommen. Uzoma: „Zu Hause mache ich Liegestütze. Meistens 150, ich könnte mehr machen. Aber ich mache dann lieber was anderes. Ich werde nie müde. Das ist großes Glück.“
Fußballerisch muss sich Uzoma in einigen Bereichen aber noch verbessern: Ruhe am Ball und Genauigkeit im Pass-Spiel – „das kann ich lernen“, sagt er. Er spüre Fortschritte. Aus Mangel an Personal ließ ihn Maurer mehrfach als Linksverteidiger aushelfen, und siehe da, Uzomas Flanken flogen oft punktgenau vors Tor. „Davon“, gibt er zu, „war ich selbst überrascht. Aber das gab mir Mut.“ Den gibt ihm auch Maurer. In den letzten fünf Testspielen stand Uzoma immer in der Startelf. Wenn Ignjovski weg ist, dürfte das so bleiben.
Marco Plein