Unsterbliche Helden: Was sie heute machen

MÜNCHEN - Die Meister-Löwen: Konietzka verkauft Schuhe, Patzke wartet auf einen 1860-Anruf - Die Helden von einst - und was sie heute machen.
Franz Beckenbauer, Deutschlands Fußball-Kaiser, hat 1966 eine Schallplatte aufgenommen – der Titel: „Gute Freunde kann niemand trennen!“ Noch heute läuft dieser Song in den Bierzelten auf dem Oktoberfest - und tatsächlich hat dieser Satz auch eine große Bedeutung für die Blauen, für die Helden von einst. Zwar ist der letzte (und einzige) Meister-Titel 44 Jahre her, doch der Zusammenhalt ist heute nicht anders als früher, als der TSV 1860 die Nummer 1 in Fußball-Deutschland war: 1964 DFB-Pokalsieger, 1965 im Europapokalfinale (0:2 in Wembley gegen West Ham United) und 1966 Deutscher Meister. „Von den Bayern hat damals keiner gesprochen“, berichtet Torwart-Ikone Petar Radenkovic, im übrigen der erste Entertainer der Bundesliga.
Radi, Grosser oder Konietzka haben sich in den 60er Jahren für den TSV 1860 unsterblich gemacht. Und noch heute treffen sich die lebenden 1860-Legenden, die immer noch Autogrammwünsche aus ganz Deutschland erreichen, regelmäßig zum lockeren Plausch bei den Heimspielen der Löwen im Vip-Bereich der Allianz Arena. Außer Rudi Brunnenmeier, bis heute der erfolgreichste Bundesliga-Torschütze des TSV 1860 aller Zeiten (66 Treffer) und Rudi Zeiser leben alle noch. Die Helden von einst, was machen sie heute?
Petar Radenkovic (75)
Um die serbische Torwart-Ikone, viele Jahre auch AZ-Kolumnist, ist es seit dem Tod seiner Ehefrau Olga bedeutend ruhiger geworden. Sein Haus in Unterhaching hat er Anfang des Jahres verkauft, Radi pendelt nun mehrmals im Monat zwischen München und Belgrad.
Bernd Patzke (67)
Der Rekord-Nationalspieler des TSV 1860 (18 Einsätze), der inzwischen wieder in München wohnt, spielt heute noch leidenschaftlich Golf, aber das genügt ihm nicht: Er würde gerne für die Löwen Talente scouten. Ob's dazu noch kommt? Ein Gewinn wäre Patzke allemal.
Fredi Heiß (69)
Der Alpha-Löwe. Der Ex-Nationalspieler war Vize-Präsident und Aufsichtsrat beim Zweitligisten. Und vielleicht ist Heiß bald neuer Berater des Klubs. Ein klärendes Gespräch steht dazu noch aus.
Peter Grosser (71)
Nach dem Tod seines zweiten Sohnes (Thomas starb beim Hallen-Fußball) hat sich der ehemalige 1860-Kapitän weitgehend zurückgezogen, gibt seitdem auch keine Interviews mehr. Das Amt als Vize-Präsident bei der SpVgg Unterhaching hält ihn noch beim Fußball.
Hans Rebele (67)
Trotz künstlicher Hüfte ist der ehemalige 1860-Stürmer immer noch sportlich aktiv – auf dem Tennisplatz. Schaut sich zudem auch regelmäßig seine Löwen in Fröttmaning an.´
Rudi Steiner (73)
Der ehemalige Verteidiger lebt mit seiner Frau in Salzweg bei Passau. Seine größte Leidenschaft ist das Wandern.
Zeljko Perusic (73)
Der Kroate, bester Spezl von Petar Radenkovic, lebt in St. Gallen, ist ein Fitnessfanatiker und joggt viel. „Er hat immer noch eine Figur wie damals“, lobt Manni Wagner.
Friedhelm „Timo“ Konietzka (71)
Der Schütze des ersten Bundesliga-Treffers (24. August 1963) ist nicht nur Gastronom (er betreibt mit seiner Frau den „Ochsen“ am Vierwaldstätter See), sondern wirbt heute noch für Gesundheitsschuhe.
Manfred Wagner (71)
Der Urlöwe ist seit 1954 im Verein - und das lebt er bis heute voll aus. Keiner lässt sich am Trainingsgelände öfter blicken als Wagner. Nebenbei organisiert der ehemalige Verteidiger, der am liebsten am Wilden Kaiser wandert, stets die jährlichen Treffen der Meisterelf. Sein erstes Vertragsspieler-Gehalt bei 1860: 80 Mark im Monat!
Hans Reich (68)
Trotz Hüft-Operation fährt der Ex-Mittelläufer, der kurzzeitig im Fan-Shop des TSV 1860 arbeitete, leidenschaftlich Rennrad. Er gilt zudem als kritischer Beobachter des TSV 1860.
Wilfried Kohlars (70)
Verbringt die meiste Zeit in Südafrika, hat in der Nähe von Kapstadt ein Haus. Dort spielt der Diplom-Statiker leidenschaftlich Golf und Tennis.
Hennes Küppers (71)
Wenn sich die Löwen-Legenden einmal im Jahr treffen, dann fehlt der frühere Halbstürmer in den letzten Jahren meist. Küppers lebt zurückgezogen in Essen.
Otto Luttrop (71)
„Atom-Otto“ sattelte spät um, gründete in Lugano eine Spielerberatungsagentur. Den letzten Profi, den er 1860 anbot, war Mainz' Filip Trojan. Dass er mit den Löwen noch nicht ins Geschäft kam, stinkt Luttrop gewaltig.
Bubi Bründl (63)
Lebt in Eichenau, trainiert die C-Jugend des SC Olching. Ab und an spielt Bründl noch in der Traditionself des TSV 1860.
Oliver Griss