„Unnachahmlich!“

MÜNCHEN - Gute Wünsche, Lob und Anerkennung für den früheren Löwentrainer. Nur Karl-Heinz Wildmoser, sein ehemaliger Präsident bei 1860, mäkelt.
Eine Legende wird 60: Werner Lorant, der heißblütige Ex-Löwen-Dompteur, der den TSV 1860 von der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation führte, feiert am Freitag seinen 60. Geburtstag. In der AZ gratulieren ihm Löwen-Stars, Weggefährten und Prominente:
Theo Waigel (ehemaliger Finanzminister und bekennender Löwen-Fan): „Ich wünsche Werner Lorant alles Gute. Was er mit 1860 geschafft hat, war eine unglaubliche und einmalige Leistung. Ich war damals, 1994 beim Aufstieg in Meppen, in der Kabine - und ich habe später auch mal bei einem Training unter Werner Lorant teilnehmen dürfen. Dafür danke ich ihm. Das werde ich ihm nie vergessen. Am Ende habe ich bei dieser Trainingseinheit von drei Elfmetern sogar zwei verwandelt.“
Petar Radenkovic (Torwart-Ikone des TSV 1860 und Lorant-Kritiker): „Sicher hat Werner Lorant in einer Zeit gearbeitet, in der 1860 ganz unten war - und er hat es geschafft, den Verein nach oben zu führen. Aber leider hat Lorant dann nicht dafür gesorgt, gute Spieler wie Stevic oder Nowak zu halten. Das war der Anfang vom Ende.“
Karl-Heinz Wildmoser (Ex-Präsident und Lorants langjähriger Weggefährte beim TSV 1860): „Zu seiner Zeit war Lorant der beste Trainer, den man sich vorstellen kann. Deswegen hatten wir zusammen auch so viel Erfolg, aber von Jahr zu Jahr wurde er größenwahnsinniger. Er wollte teure Stars. Das konnte ich ihm nicht bieten. Am Anfang war es eine perfekte Ehe, dann ist er durchgedreht. Als ich ihn entlassen musste, hat er das Diensthandy weggeschmissen. Daraufhin habe ich seine Handynummer gelöscht. Ich wünsche ihm zum 60. Geburtstag noch einmal einen Präsidenten, der ihn so unterstützt wie ich, eine Glückssträhne als Trainer, aber vor allem Gesundheit.“
Manfred Schwabl (Ex-Löwen-Kapitän): Wahnsinn, der Werner wird 60! Wie die Zeit vergeht! Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er zu seinem 50. Geburtstag einen Wunsch hatte: Ein klärendes Gespräch mit mir, nachdem ich nach dieser so genannten Feten-Affäre entlassen wurde. Ich war sein Kapitän. Ich kenne keinen Trainer, der den Bogen zwischen Zuckerbrot und Peitsche so beherrscht hat wie Lorant. Nach Außen gab’s die Peitsche, in der Mannschaft Zuckerbrot.“
Mario Basler (Ex-Bayern-Star): „Lorant ist ein toller Trainer und ein cooler Typ. Er war ein großer Motivator. Ich habe gegen ihn gerne gespielt, weil er sich für seinen Verein immer aufgeopfert hat. Leider ist er nicht mehr in der Bundesliga. Davor kann sich leider keiner schützen. Alles Gute, Werner!“
Rainer Koch (früherer DFB-Richter und heute DFB-Vizepräsident): „Lorant war ein Erlebnis für die Bundesliga, Lorant hat den Fußball emotional gelebt wie kaum ein anderer. Es gibt Lorant in den verschiedensten Schattierungen, auch ganz handzahm und kooperationsbereit. Ich glaube, mit den Schiedsrichtern und Sportrichtern hat er inzwischen seinen Frieden geschlossen.“
Horst Hrubesch (U20-Nationaltrainer und von Lorant entdeckt): „An den Werner habe ich nur gute Erinnerungen, er war mein Trainer in Westtünnen. Wir sind unter ihm zweimal aufgestiegen. Dann hat er mich zu Rot-Weiß Essen vermittelt. Lorant war ausschlaggebend dafür, dass ich mit 23 noch in die Bundesliga gekommen bin. Was danach passiert ist, muss ich nicht erwähnen. Werner war als Profi eine Laufmaschine, hart gegen sich, aber auch hart gegen andere – und manchmal ist er auch übers Ziel hinausgeschossen. Alles Gute, Werner!“
Hans Zehetmair (ehemaliger 1860-Aufsichtsrat): "Ich finde, dass der TSV 1860 Werner Lorant eine gute Zeit verdankt. Er hat die Psyche der Fußballer richtig angepackt. Das fehlt mir heute ein bisschen. Lorant hat einen unnachahmlichen Charakter, der immer wieder zu Spannungen geführt hat. Farblose Trainer sind nicht belebend, Lorant war das Gegenstück. An ihm konnte man sich so schön reiben. Ich hoffe, dass Lorant zum 60. Geburtstag seine Bissigkeit nicht ablegt.“
Christl Estermann (Wirtin des Löwen-Stüberls, in dem Lorant Dauergast war): "Ich wünsch dem Werner viel Gesundheit und hoffe, dass er auch mit 60 so bleibt wie er ist. Wir reden auch heute noch oft im Löwen-Stüberl über ihn. Er war eine Stimmungskanone. Laut und direkt. Er hat auf jeden Fall einen guten Eindruck hinterlassen.“
Oliver Griss