Unentschieden: TSV 1860 München vergibt sicher geglaubten Sieg gegen VfB Stuttgart

Gelungenes Debüt für Löwen-Boss Ian Ayre: Der TSV 1860 hat unter den Augen seines neuen Geschäftsführers zwar den nächsten Schritt in Richtung frühzeitigen Klassenverbleib gemacht, einen sicher geglaubten Sieg aber leichtfertig aus der Hand gegeben.
von  Patrick Mayer

München - Die Giesinger spielten am Mittwochabend vor 47.100 Zuschauern in der Arena in Fröttmaning gegen Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart 1:1 (1:0). Romuald Lacazette hatte die Führung erzielt (23. Minute), Marcin Kaminski glich spät aus (90. + 2). Sechzig blieb durch das Remis auf Platz zwölf und hat nunmehr fünf Punkte Vorsprung auf Relegationsrang 16.

Die Schwaben, begleitet von weit mehr als 10.000 stimmgewaltigen Fans, blieben dagegen bereits im fünften Spiel in Folge ohne Sieg und büßten weitere Punkte im Kampf um den Aufstieg ein. "Wir haben eine fantastische Möglichkeit, Großes zu schaffen", sagte Sechzig-Geschäftsführer Ian Ayre vor dem Spiel bei Sky.

Kurz darauf ging seine neue Mannschaft in Vorleistung. Löwen-Coach Vitor Pereira brachte dieselbe Startelf wie schon beim Sieg in Düsseldorf. Die Sechzger waren von Beginn an am Drücker. Stefan Aigner verpasste nach zwei Minuten eine scharfe Hereingabe von links im Fünfmeterraum nur um Zentimeter, dann köpfte sich Ivica Olic nach einer Flanke aus dem Halbfeld selber an (3. Minute).

Defensiv standen die Löwen ungemein konsequent, bei Ballgewinn beorderte Abwehrchef Abdoulaye Ba seine Nebenleute lautstark in Richtung Mittelfeldlinie. Die Devise hieß offenbar, Stuttgart nur nicht in sein gefährliches Gegenpressing kommen zu lassen. Nach und nach konnten sich die Schwaben jedoch aus der Druckphase befreien. VfB-Kapitän Christian Gentner stand unerwartet hoch. Wiederholt suchten die Mitspieler entweder ihn oder Torjäger Simon Terodde. Nach 17 Minuten war es indes Aigner, der VfB-Keeper Mitchell Langerak mit einem strammen Distanzschuss prüfte.

Lacazette lässt die Löwen jubeln

Dann die Führung: Romuald Lacazette stürmte in Richtung Strafraum, verstolperte, doch der Ball kam zu Amilton. Der Brasilianer scheiterte zuerst an Langerak, der den Ball jedoch ungeschickt zur Seite abprallen ließ. Amilton setzte beherzt nach und stocherte den Ball in die Mitte, wo Lacazette einlief und den Ball über die Linie bugsierte. Der VfB wirkte fortan sichtlich verunsichert. Schließlich hatten die Schwaben schon vor dem Gastspiel in München wertvolle Punkte liegen gelassen.

Nach 35 Minuten hatten die Giesinger Glück, dass Ex-Bayern-Spieler Julian Green nach einer Bogenlampe von Abdoulaye Ba zögerte. Ansonsten fiel dem Aufstiegsanwärter gegen das defensive 5-4-1 Pereiras redlich wenig ein. Beide Teams kamen unverändert aus den Kabinen zurück, Sechzig hatte weiter mehr vom Spiel. Auch, weil Stuttgart ohne Kreativspieler in der Mitte oft planlos mit langen Bällen anrannte. Nach einer Stunde wäre dennoch beinahe der Ausgleich gefallen, als die Sechzger nach einer Kurzzeit-Konfusion den Ball einen Meter vor dem Tor gerade noch vor Gentner wegstocherten. Stuttgart brachte für den Sturm Daniel Ginczek, Pereira auf Reaktion darauf Kopfballspieler Kai Bülow.

Durchatmen nach 80 Minuten: Der Ball flog nach einer Standardflanke am Giebel des Löwen-Tores vorbei. Dann der Schock: Nach einem langen Chip-Ball war Kaminski plötzlich frei vor dem Tor und traf doch noch zum Ausgleich.

"Langer Ball, die kommen mit allen rein. Es ist klar, dass man nicht jedes Kopfballduell gewinnen kann. Stuttgart hat lange Jungs auf dem Platz stehen", schilderte Löwen-Keeper Stefan Ortega auf Nachfrage der AZ das Gegentor. "Der Ball fällt irgendwie runter, Basti (Boenisch, d. Red.) schießt den Ball dem Stürmer gegen das Bein, und so passiert es."

Schlussendlich durften Ayre und viele Tausende Löwen-Fans doch keinen Befreiungsschlag im Abstiegskampf bejubeln.

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