Und jetzt auf die Wiesn

FRANKFURT - Die Löwen schlagen Frankfurt mit 3:0 und spielen endlich mal wieder Fußball. Nun wähnen sie sich schon aus der Krise - und belohnen sich mit einem Besuch auf der Wiesn selbst.
Stefan Reuter hatte lange nicht mehr so entspannt gewirkt. Doch nach dem mühelosen 3:0-Triumph am Freitag beim Aufsteiger FSV Frankfurt (Tore: Fabian Johnson, Timo Gebhart und Lars Bender), löste sich beim 1860-Geschäftsführer mit einem Mal die ganze, in den letzten schwierigen Wochen angesammelte, Anspannung. „Das war ein enorm wichtiger Sieg für alle Löwen“, sagte Reuter glücklich dreinblickend in den Stadionkatakomben der Commerzbank-Arena. „Es gibt keinen Ersatz für Siege, ich bin einfach nur happy. Heute hat man gesehen, wie gut unsere Mannschaft Fußball spielen kann“, ergänzte Reuter. Der zweite Saisonsieg der Löwen soll der Schritt aus der Krise der letzten Wochen sein. Abwehrchef Gregg Berhalter meinte kurz und prägnant: „Die Kurve geht nach oben.“
Gleich nach dem Schlusspfiff, als die Kicker auf dem Rasen ausgelassen tanzten und lachten, beschlossen sie, sich für den Sieg selbst zu belohnen. Am Samstag wollten sie – nach dem Auslaufen an der Grünwalder Straße – alle zusammen auf die Wiesn. „Wenn’s nach mir geht“, sagte Reuter, „dann dürfen sie die nächsten zwei Tage durchfeiern. Das haben sie sich einfach verdient. Ich schau, ob ich noch ein paar Bier-Marken besorgen kann.“
Die Löwen feiern wieder – mit dem Segen von oben. Geplant wurde zunächst ein Besuch im Hacker-Zelt, zu späterer Stunde sollte es dann ins Käfer-Zelt zu den Reichen und Schönen. Die Löwen wollen sich blicken lassen, jetzt, wo die Gefahr nicht mehr so groß ist, nur mitleidvolle Blicke zu bekommen. „Wir werden den Wiesn-Endspurt richtig genießen“, versprach Lars Bender, dem am Freitag als Kapitän das 3:0 gelungen war.
Auch Trainer Marco Kurz begrüßte den Wiesn-Besuch seiner Kicker ausdrücklich. Selbst mitfeiern wollte er aber nicht. „Die sehen mich die ganze Woche, dann müssen sie mich nicht noch haben, wenn sie gemeinsam feiern wollen“, sagte er. Der Trainer genießt den Triumph lieber alleine. Zu sehr hat er in den letzten Wochen unter den Pleiten gelitten. Aber mit em 3:0 scheint Kurz nun seine erste schwere Krise als Trainer gemeistert zu haben. Und auch, wenn Kurz meinte, dass man weiter auf dem „Prüfstand“ stünde – die Debatte um seine Zukunft im Klub ist wohl beendet. „Für uns war das eine Bestätigung“, sagte Kurz, „für die nächste Zeit sollte dieser Sieg Selbstvertrauen geben.“
Doch jetzt ist erst mal Länderspielpause, erst am 19. Oktober geht es mit dem Derby gegen Greuther Fürth in der Allianz Arena weiter. Bereits am Sonntag aber steht ein wichtiger Termin für die Löwen an. Da wird schließlich das Pokal-Achtelfinale ausgelost. „Wir wünschen uns den FC Bayern – wen sonst“, sagte Bierofka. Sogar brüllen können sie schon wieder, die Löwen.
Oliver Griss