Unaufsteigbare Löwen?

Nach der Lautern-Pleite: Sportpsychologe Peter Gröpel analysiert die Problemfelder des TSV 1860 – und erklärt mögliche Lösungswege
Markus Merz |
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Bei den Löwen ist die Stimmung wechselhaft.
dapd Bei den Löwen ist die Stimmung wechselhaft.

MÜNCHEN Das Scheitern der Löwen gehört zur Geschichte des Vereins wie die Meisterschaft von 1966. Seit dem Bundesliga-Abstieg 2004 strebt 1860 die Rückkehr in die erste Liga an – und hat ihn stets verpasst (siehe Kasten). Nach dem 0:1 gegen Kaiserslautern scheint sich die Geschichte erneut zu wiederholen. Was die Fragen aufwirft: Sind die Löwen unaufsteigbar? Worin liegen die Gründe für das ständige Scheitern? Können die Löwen nicht mit Druck umgehen? Welche Rolle spielt das Umfeld?

Der renommierte Sportpsychologe Dr. Peter Gröpel von der TU München versucht in der AZ, Gründe für die Misere des TSV 1860 auszumachen und Lösungen aufzuzeigen.

Die Heimspiele: „Druck ist häufig ein entscheidender Faktor. Druck kann von Vorteil sein. In entscheidenden Spielen aber häufig auch von Nachteil. Gerade in Heimspielen. Da gibt es im Umfeld dann zu viele Erwartungen, die zu einer Überkonzentration bei den Spielern führt”, sagt Gröpel.
Seit Ende September haben die Löwen in der Allianz Arena lediglich ein Spiel gewonnen (ein maues 1:0 gegen den SC Paderborn). Bezeichnend die Partien gegen den 1. FC Köln, den FC St. Pauli (beide 0:2), Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden (beide 1:1). Die Löwen wirkten mutlos. Vom Druck beeinflusst.

Und die Lösung? „Die Löwen brauchen mehr Gelassenheit. Es gibt zahlreiche Studien, die das belegen. 90 Prozent Leistung und zehn Prozent Gelassenheit sind die Lösung”, sagt Gröpel. Klingt nach einer interessanten Erfolgsformel.


Die Führungsspieler: „Eine Mannschaft benötigt Spieler, die das Team führen. Wer bei 1860 dazu taugt, ist schwer zu sagen. Die Gründe für das Scheitern könnten aber gerade in diesem Punkt liegen”, sagt Gröpel. Spieler wie Benny Lauth, Daniel Bierofka und Gabor Kiraly sind gestandene Profis. Lautsprecher sind aber auch sie nicht. Erst kürzlich hatte Trainer Alexander Schmidt mehr „Sauhunde” in der Mannschaft gefordert. „Insgesamt ist es aber so, dass die Spieler dazu da sind, mit dem Druck umzugehen.”

Und die Lösung? „Wichtig ist, dass die Spieler sich bei Fehlern nicht gegenseitig beschuldigen”, sagt Gröpel. Die Kritik von Gabor Kiraly („sie müssen die Chancen einfach machen”) an den Stürmern war also alles andere als hilfreich.



Das Umfeld: Turbulente Wochen liegen hinter den Löwen (Ismaik, Eriksson, Fan-Debatten). „Das erhöht den gefühlten Druck nochmal. Ich bin mir zum Beispiel ganz sicher: Wenn Spieler keine Zeitungen lesen würden, würden sie viel gelassener spielen. Der Druck ist so viel mehr im Hinterkopf”, sagt Gröpel.

Und die Lösung: „Die Fans müssen die Löwen weiter unterstützen und im Umfeld muss Ruhe einkehren”, sagt Gröpel.



Der Trainer: Alexander Schmidt wirkte konsterniert nach der Pleite gegen Lautern. „Der Trainer darf nicht zu viel von seiner Mannschaft fordern. Etwa zu sagen, das Team müsse 130 Prozent Leistung bringen, ist nicht gut”, sagt Gröpel.

Die Lösung: „Der Trainer muss den Spielern den Druck nehmen und die richtige Taktik mit auf den Weg geben.” 

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