Überblick zum Start in die Zweite Liga: Kühnes Löwen-Ziel

Der traditionsreiche 1. FC Nürnberg und Retortenclub Leipzig - Altmeister Kaiserslautern und Neuling Heidenheim: Als Spielzeit der Gegensätze startet die 2. Fußball-Bundesliga am Wochenende in ihre Jubiläumssaison.
von  dpa

München - 40 Jahre nach dem ersten Match will das deutsche Unterhaus die eigene Erfolgsgeschichte fortsetzen. Gleich zehn ehemalige Bundesligisten unter den 18 Teams versprechen hohe Qualität. "Kampfbetonte Mannschaften, aggressiv, läuferisch stark, diszipliniert" - Nürnbergs Trainer Valérien Ismaël weiß, was auf die Franken zukommt. Der "Club" ist der Gejagte unter den 18 Teams - und bei den Trainern Aufstiegsanwärter Nummer eins.

"Wir sind nicht der Favorit, wir sind Mitfavorit", sagte der Coach dem "Kicker" - und hatte dabei sicher auch den radikalen Umbau im Hinterkopf, den der FCN nach dem achten Abstieg aus der Bundesliga über sich ergehen lassen musste. Mehr als ein Dutzend Profis suchten nach dem Absturz das Weite, fast ebenso viele kamen nach Nürnberg. Gegen Erzgebirge Aue wird sich am Sonntag (15.30 Uhr) erstmals zeigen, ob dem neunmaligen deutschen Meister der Übergang gelang.

Neben den Nürnbergern gehört Mit-Absteiger Eintracht Braunschweig zum engsten Kreis der Kandidaten für die Rückkehr in die 1. Liga - Coach Torsten Lieberknecht baute in der Sommerpause auf weltmeisterliche Kniffe und ein "Campo de Bahia im Harz", sprich Spieler-WGs im Trainingslager. Die Niedersachsen setzen auf Teamgeist, sie eröffnen am Freitag in Düsseldorf die neue Zweitliga-Saison.

Nach 81 Tagen Sommerpause freut sich auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf die neue Spielzeit - kein Wunder, hat sich der Unterbau doch "prächtig entwickelt", wie DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig unterstrich. Vor dem Saisonstart erzählte der frühere Vereinsmanager ausführlich über seine Erlebnisse und Erinnerungen aus 40 Jahren 2. Liga und verwies auf die Zuschauerentwicklung von rund 8000 Fans pro Spiel im Jahr 1981 hin zu knapp 18 000 in der Vorsaison.

In der kommenden Spielzeit fehlt der aufgestiegene 1. FC Köln als Zuschauer-Magnet. Doch ein Verein könnte die Bilanz retten, den viele gar nicht in der Liga haben wollten: RB Leipzig. Die Sachsen mit ihrem 44 345 Zuschauer fassenden Stadion haben sich dank des Know-hows von Ex-Bundesliga-Coach Ralf Rangnick und viel Geld von Sponsor Red Bull in die 2. Liga gekämpft und Fußball-Romantiker vor den Kopf gestoßen. "Ich bin ein Fan des Financial Fair Plays", meinte etwa Düsseldorfs Manager Helmut Schulte vielsagend.

Mehr als die Hälfte aller Transferausgaben in der 2. Liga wurden Schätzungen zufolge von RasenBallsport Leipzig getätigt, allein den flugs an Red Bull Salzburg weiterverliehenen Massimo Bruno ließen sich die Sachsen nach offiziellen Angaben fünf Millionen Euro plus Boni kosten. Leipzig erregt die Gemüter, spätestens seit sich die Truppe von Coach Alexander Zorniger für die 2. Liga qualifiziert hatte. Es folgte ein Lizenz-Knatsch mit der DFL, ehe die Liga dem 2009 gegründeten RB Leipzig das Startrecht einräumte.

Als Mit-Aufsteiger neben dem 1. FC Heidenheim und dem SV Darmstadt 98 zählen die Leipziger, die ihr Zweitliga-Abenteuer am Samstag gegen den VfR Aalen (13.00 Uhr) starten, für manch einen Experten sogar zu den Geheimfavoriten. 1860-München-Coach Ricardo Moniz etwa wurde mit der kühnen Prognose zitiert: "Wir werden Meister. Leipzig steigt ebenfalls auf."

Durch Bescheidenheit fiel der neue Übungsleiter bei den Löwen in seinen ersten Wochen an der Grünwalder Straße ohnehin nicht auf, nach zehn Chaos-Jahren soll er dem TSV wieder zum Erfolg führen. Das Auftaktspiel beim 1. FC Kaiserslautern ist dabei gleich der erste Härtetest. Die Pfälzer gelten bei der Hälfte der Zweitliga-Coaches als aussichtsreiche Anwärter im Aufstiegsrennen.

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