Udes Abschiedsbrief von den Löwen im Wortlaut

Weil Christian Ude am Samstag in Hannover beim Städtetag weilte, erschien der OB nicht bei der Delegiertenversammlung der Löwen. Stattdessen schrieb Ude seinem Herzensverein, bei dem er die letzten 13 Jahre lang Aufsichtsrat war, einen Brief, den die AZ hier im Wortlaut abdruckt.
von  Abendzeitung
Einst Mitglied des Aufsichtsrats beim TSV 1860: Oberbürgermeister Christian Ude.
Einst Mitglied des Aufsichtsrats beim TSV 1860: Oberbürgermeister Christian Ude. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - Weil Christian Ude am Samstag in Hannover beim Städtetag weilte, erschien der OB nicht bei der Delegiertenversammlung der Löwen. Stattdessen schrieb Ude seinem Herzensverein, bei dem er die letzten 13 Jahre lang Aufsichtsrat war, einen Brief, den die AZ hier im Wortlaut abdruckt.

Sehr geehrter Herr Präsident,

als ich am vergangenen Wochenende überraschend von einem Zeitungsreporter angerufen und gefragt wurde, ob ich die Deligiertenversammlung besuchen wolle, antwortete ich spontan mit Ja, weil ich mich in der Tat gerne bei den Delegierten für das Vertrauen bedankt hätte, das mir eine 13jährige Mitgliedschaft im Aufsichtsrat ermöglichte, und weil ich micjh auch bei den Fans für ihre Treuezum Verein bedanken wollte. Leider musste ich dann aber feststellen, dass die Delegiertenversammlung schon um 14.00 Uhr beginnt, während ich nach einer ganztägigen terminlichen Verpflichtung in Hannover erst am frühen Abend in München landen werde. Ich kann also leider nicht erscheinen. Ich bitte Sie, diese Entschuldigung der Versammlung mitzuteilen.

Lassen Sie mich noch auf zwei weitere Themen kurz eingehen: In dem kürzlich erschienenen Zeitungsartikel werde ich richtig zitiert mit den Aussagen, dass ein Neubau einers zweitligatauglichen Stadions an der Grünwlader Straße nach intensiven Prüfungen durch die Stadtverwaltung aus planungsrechtlichen Gründen nicht möglich ist und dass nach meiner Kenntnis 1860 auch nicht entschädigungslos aus den Stadionverträgen mit der Allianz Arena herauskommen kann. Zu diesen Aussagen stehe ich, weil ich es auch für meine Pflicht halte, unbequeme Warheiten auszusprechen, selbst wenn Fans etwas anderes lieber hören würden. Ich habe noch nie eine Versprechen abgegeben, das nicht gehalten werden kann und ich habe noch nie etwas in Aussicht gestellt, was nach gründlicher Recherche und fachkundiger Prüfung nicht möglich ist. Dafür bitte ich um Verständnis. Die in der Überschrift etwas reißerisch herausgestellte Formulierung „hirnrissig“ habe ich aber nie im Zusammenhang mit Vereinsorganen gebraucht. Wie sich aus dem Text des Artikels selbst ergibt, habe ich mich nur zu der Unterstellung geäußert, ein Investor könne zig Millionen für das Stadion aus der Westentasche ziehen. Dazu habe ich geäußert, dass kein Investor so „hirnrissig“ sein werde, Millionen in ein Projekt zu stecken, dem die planungsrechtlichen Vorraussetzungen fehlen.

Letztes Thema: Ihr Stellvertreter Franz Maget hat mich Anfang dieser Woche nochmals besucht und ein weiteres Mal gebeten, die Stadtratsentscheidung über die Sanierung des städtischen Stadions an der Grünwalder Straße zu vertagen, um dem Verein eine Prüfung der Fragen zu ermöglichen,

ob er aus dem Vetrag mit der allianz Arena herauskommen kann

ob er einen Investor mit der erforderlichen Finanzkraft findet und

ob er genehmigungsfähige Planungsvorstellungen zumindest in der rechtlichen Form einer Voranfrage vorlegen kann.

Ich habe diesen Terminwunsch noch einmal mit allen beteiligten städtischen Dienststellen und insbesondere der fachlich zuständigen Sportbürgermeisterin Christine Strobl besprochen und kann folgende zwei Mitteilungen machen:

1. Der Stadtrat wird wohl im Dezember entscheiden, um die Fortsetzung des spielbetriebs im städtischen Stadion an der Grünwalder Straße zu gewährleisten.

2. Mit der baulichen Umsetzung der noch zu konkretisierenden Planung wird aber erst so spät im Frühjahr begonnen, dass der Verein mindestens die gewünschte dreimonatige Frist erhält, um der Stadt Nachweise vorzulegen, dass er alle drei genannten Prüfungsfragen in seinem Sinne klären kann. In diesem Fall wird der Stadtrat voraussichtlich in eine erneute Beratung eintreten, wie mit den Vereinswünschen umzugehen ist. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich die Erfolgsaussichten für eine positive Klärung der drei genannten Fragen für äußerst gering halte.

Ich wünsche der Delegiertenversammlung einen positiven Verlauf, dem Verein den klassenerhalt in der laufenden Saison und uns allen ein besseres Jubiläumsjahr 2010, wenn eine 150jährige Vereinsgeschichte die Bedeutung des Satzes entspricht: „Einmal Löwe, immer Löwe.“

Herzlich

Ihr Christian Ude

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