Ude über Wildmoser: "Er hat ein schwieriges Erbe hinterlassen"
MÜNCHEN - Der OB und frühere Aufsichtsrat des TSV 1860 würdigt den verstorbenen Ex-Präsidenten als "g'standnes Mannsbild" - und rügt dennoch dessen autokratischen Stil.
Der Mann ist Löwen-Anhänger, Mitglied beim TSV 1860 und saß von 1996 bis 2009 im Aufsichtsrat der Blauen: Christian Ude. Münchens Oberbürgermeister ist dennoch bei vielen Anhängern des Zweitligisten umstritten, schließlich hat auch er - in seiner Funktion als Aufsichtsrat - den vom verstorbenen Ex-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser betriebenen Umzug des Giesinger Traditionsvereins in die Allianz Arena sowie später die umstrittenen Stadionverträge mitgetragen.
Natürlich hat sich auch Ude zum überraschenden Tod des früheren Löwen-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser (71) geäußert - und zwar, angesichts der gemeinsamen Vergangenheit beim TSV 1860, überraschend kritisch. "Karl-Heinz Wildmoser wird in Erinnerung bleiben als ein g’standnes Mannsbild und Urbild des bayerischen Gastwirts. Als autokratisch regierender Fußballpräsident hat er den TSV 1860 zu einem kometenhaften Aufstieg bis ins Spitzenfeld der Bundesliga geführt und zugleich dem Verein ein schwieriges Erbe hinterlassen", ließ der SPD-Politiker verlauten. "In München war er als sehr präsente Persönlichkeit bekannt, die sich auch vehement für die Stadt einsetzen konnte."
Danach jedoch erklärte der OB in Bezug auf den Stadionskandal, in dessen Folge Wildmosers Sohn Karl-Heinz jr. zu einer Haftstrafe verurteilt worden war: "Ich bedaure es zutiefst, dass seine letzten Lebensjahre überschattet wurden von einer Krise, die sein Fußballengagement wie auch seine familiären Beziehungen schwer belastet hat."
Bereits direkt nach Bekanntwerden der Stadionaffäre im Jahr 2004 hatte sich Ude, der zuvor im Aufsichtsrat die präsidialen Entscheidungen unterstützt hatte, sehr kritisch mit der Amtsführung des Löwen-Chefs auseinander gesetzt. "Die Perspektive, die Karl-Heinz Wildmoser dem Verein gegeben hat, war die: Dass er sein Amt auf den Sohn vererben und damit eine Dynastie begründen wollte. Dieser Wechsel auf den Sohn ist gescheitert - und zwar durch das Handeln des Sohnes und nicht durch die Aussage des Oberbürgermeisters", hatte der OB damals, noch vor Wildmosers Abschied als 1860-Präsident, in der AZ erklärt. Und weiter: "Deshalb ist es höchste Zeit, dem Verein teamfähige Strukturen zu geben und nicht absolutistische Formen einzuführen. (...) Die bisherigen Strukturen waren zu stark monarchistisch geprägt. Die Zeit des Monarchen ist vorbei."
Kritiker werfen Ude und den anderen 1860-Aufsichtsratsmitgliedern dieser Ära bis heute vor, exakt diese Machtfülle Wildmosers über Jahre geduldet zu haben. Mit den Folgen, so der etwaigen Rückkehr des nun finanziell angeschlagenen TSV 1860 aus der teuren Allianz Arena ins Olympiastadion, muss sich der Oberbürgermeister bis heute beschäftigen.