Türkgücü-Rettung auf Raten? Was dran ist am Gerücht um Saarbrückens Präsident

München - Sensationen können sie ja bei Türkgücü: Der unerwartete 2:1-Erfolg vom vergangenen Samstag gegen Tabellenprimus 1. FC Magdeburg fällt definitiv in diese Kategorie - und nichts anderes als eine Sensation wäre es auch, wenn die irre Rettungsidee, die aktuell um den insolvenzgeplagten Drittligisten herumwabert, tatsächlich klappen würde!
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, plant Hartmut Ostermann (70), seines Zeichens Mäzen und Präsident des 1. FC Saarbrücken, die klammen Münchner mit einem 500.000 Euro-Sponsoring bis zum Saisonende am Leben zu halten - oder zumindest bis zum 34. Spieltag. Es wäre aber nur eine Rettung auf Raten.
Kurioser Plan: Saarbrücken-Boss will Türkgücü über Wasser halten
Würde sich der Münchner Migrantenklub danach noch vom Spielbetrieb abmelden, würden alle vorherigen Türkgücü-Partien trotzdem in der Wertung bleiben und nur die letzten fünf Spiele mit 2:0 für den Gegner gewertet.
Das Ziel der großzügigen Ostermann-Spende: Nur so wäre sichergestellt, dass sein FCS die sechs Punkte aus den beiden Spielen gegen Türkgücü behalten und damit weiterhin die guten Chancen auf den Aufstieg (aktuell Relegationsplatz drei mit 53 Punkten, drei Zähler vor den Löwen) wahren kann.
Allerdings: So irre die Idee klingt, so unwahrscheinlich ist sie auch. Nicht nur, dass der 1. FC Saarbrücken gegenüber dem Saarländischen Rundfunk den Spenden-Plan bereits ins Reich der Fabel verwiesen hat, auch beim DFB liegt dazu nichts vor - und der Verband will sich auch an solch wilden Spekulationen nicht beteiligen.
Noch hat niemand Kontakt zu Türkgücü aufgenommen
Darüber hinaus ist die Frage, ob eine Mehrfach-Beteiligung eines Investors - darunter würde auch ein derartiges Sponsoring fallen - in der Dritten Liga laut DFB-Statuten rechtlich überhaupt möglich ist. Wohl eher nicht. Nach AZ-Informationen hat es so einen Fall in der Historie der Dritten Liga bislang noch nie gegeben.
Fakt ist: Bisher hat weder der Saarbrücken-Boss noch ein Mittelsmann Kontakt zu Türkgücü aufgenommen. Und deshalb steht weiter Ostermanns Horrorszenario im Raum: Türkgücüs vorzeitiges Aus.
Wie berichtet, ist der Spielbetrieb nur noch bis Ende des Monats gesichert. Bis dahin übernimmt die Agentur für Arbeit im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Gehälter (bis maximal 7.050 Euro), danach müsste wieder der Verein für die monatlichen Zahlungen aufkommen. Zusätzlich zu den eh schon immensen Heimspiel-Kosten im Olympiastadion scheint das aber angesichts der finanziellen Situation der Münchner ausgeschlossen.
AZ-Info: Nicht alle Spieler bei Türkgücü zu Gehaltsverzicht bereit
Da hilft auch kein Gehaltsverzicht der Türkgücü-Profis, wie von Alexander Sorge nach dem Magdeburg-Coup ins Spiel gebracht. "Ja, selbstverständlich. Ich bin Fußballer, ich will Fußball spielen und das mit allen Mitteln. Bis Ende Mai bis zum letzten Spieltag", bekannte sich der Türkgücü-Kapitän zu dieser Lösung. Wie die AZ aus Spielerkreisen erfuhr, sind dazu allerdings längst nicht alle Akteure bereit.
Das Einzige, was eine vorzeitige Pleite des ersten Migrantenklubs im deutschen Profifußball noch verhindern könnte, ist also ein neuer Investor. Und es wäre aktuell sehr überraschend, wenn dieser am Ende Hartmut Ostermann heißt.