TSV 1860: Wohin führt der Weg? Was jetzt noch möglich ist

Mit dem Sieg in Verl holt der TSV 1860 den vierten Dreier in Folge und bleibt auch im achten Spiel unter Trainer Argirios Giannikis ungeschlagen. Die AZ zeigt neue Ziele – und historische Serientäter.
von  Matthias Eicher
Vier Siege in Serie, seit acht Spiele ungeschlagen – da dürfen die Löwen um Marlon Frey (l.) und Julian Guttau schon einmal auf den Rechenschieber schielen.
Vier Siege in Serie, seit acht Spiele ungeschlagen – da dürfen die Löwen um Marlon Frey (l.) und Julian Guttau schon einmal auf den Rechenschieber schielen. © Imago

München - Nun hört aber auf, ihr Löwen! 1:0 in Verl, der vierte Dreier in Serie? Acht Spiele ohne Pleite schon? Die beste Abwehr der Liga, bestes Team des Jahres 2024? Wohin soll das denn noch führen?

Mit 18 Punkten aus acht Spielen kommt der TSV 1860 auf einen Punkteschnitt von 2,25 Zählern. Ein aufstiegsreifer Wert, der viele Löwenfans ins Grübeln bringt: Was, wenn Neu-Trainer Argirios Giannikis schon vor der Winterpause gekommen wäre? Oder: Ist noch genug Saison übrig, um bei nur noch fünf Punkten Rückstand auf einen DFB-Pokal-Platz und zehn Zählern auf Relegationsrang drei auf höhere Ziele zu schielen? Übrigens: Im Schnitt waren in der Drittliga-Endabrechnung 64 Zähler für den DFB-Pokal-Platz vier notwendig (und reichten seit Liga-Einführung 2008/09 ganze dreimal sogar zum Aufstieg) – der aktuelle blaue Schnitt würde zu 63 Zählern am Ende reichen.

Die Serie ist jedenfalls Balsam auf die geschundene Löwen-Seele. Und dennoch: Die AZ zeigt exemplarisch und jeweils mit 1860-Bezug, wie schnell es im schönen Sport Fußball manchmal gehen kann.

TSV 1860: Zwei Beispiele zeigen, was bei einem Lauf noch möglich ist

Gekrönte Aufholjagden: Der VfL Osnabrück schaffte in der Spielzeit 2022/23 nach vermurkstem Saisonauftakt das Meisterstück, sich aus der Abstiegszone zu manövrieren und doch noch den Aufstieg zu bejubeln. Trainer Tobias Schweinsteiger, im Winter noch kurzzeitig Kandidat bei 1860, hatte den VfL damals übernommen, als Sechzig mit 19 Punkten aus acht Partien einen hervorragenden Saisonstart feierte. Osnabrück lag als Tabellen-14. dagegen satte zehn Zähler dahinter, durfte aber am Ende feiern – dramatisch am letzten Spieltag.

Die Würzburger Kickers schafften 2019/20 Historisches: den Durchmarsch von der Vierten in die Zweite Liga. Dabei war man sogar nach der Winterpause ebenfalls nur 14., mit 27 Punkten nach 21 Spieltagen (fünf Zähler hinter 1860). Am Ende hatten die Kickers elf Punkte auf den FC Ingolstadt aufgeholt, insgesamt 64 Zähler und den Aufstieg in der Tasche.

Negativ-Beispiele: Rekord-Löwen ohne Krönung und roter Komplett-Absturz

Rekord-Serie ohne Krönung: Die Löwen wissen nur zu gut, wie sich eine tolle Serie und ein zerplatzter Traum anfühlen: 2019/20, als ein gewisser Michael Köllner beim TSV anheuerte, war der TSV zwischen November 2019 und Frühjahr 2020 in 14 Spielen ungeschlagen geblieben. Streng genommen durch zwei Siege zuvor sogar 16 Spiele. Ausgerechnet Würzburg war es dann, das 1860 damals durch ein 2:1 im Grünwalder Stadion auf dem Weg zum eigenen Aufstieg von der Giesinger Erfolgswelle stieß.

Gefährlicher Negativ-Lauf: Sechzigs Lokalrivale hat es 2020/21 vorgemacht, dass es auch gefährlich schnell in die andere Richtung gehen kann: In der Vorsaison noch Drittliga-Meister, war der FC Bayern II am 19. Spieltag Neunter und stürzte bis Saisonende auf Rang 18 ab – der direkte Abstieg.

Ein ebenso aktuelles wie kurioses Negativ-Beispiel ist Waldhof Mannheim: Marco Antwerpen, vor einigen Wochen noch als potenzieller Löwen-Retter im Rennen, hat seit seiner Amtsübernahme im Januar bei den Blau-Schwarzen kein einziges Spiel gewonnen (ein Unentschieden, zuletzt drei Pleiten in Serie). Trotz der Verpflichtung von Torjäger Terrence Boyd, den einige bei Sechzig hatten sehen wollen.

TSV 1860 erwartet in diesem Jahr ebenfalls noch ungeschlagene Ulmer

Damit zurück zum TSV: Giannikis und Co. werden sich nicht öffentlich aus dem Fenster lehnen. Aber ein bisserl geschielt wird da schon auch, oder? Schließlich will jeder Sportler das Maximum erreichen.

"Die ganze Mannschaft spielt mit wahnsinnigem Selbstvertrauen", sagte Torwart Marco Hiller bei MagentaSport: "Man sieht es an den einzelnen Spielern und dann auch am Gesamtbild." An einen Absturz glaubt angesichts von 14 (!) Punkten Vorsprung auf Mannheim auf Rang 17 wohl keiner mehr – und was ist mit einem Giesinger Wunder, "nur" zehn Zähler auf den SSV Ulm 1846 (dem nächsten Löwen-Gegner) gutzumachen?

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