TSV-1860-Vize-Kapitän erklärt sein Mega-Tor: "In dem Moment habe ich kurz hochgeluschert"
Bielefeld/München - Wenn du denkst, es geht nichts mehr, dann kommt von irgendwo der Thore her: Da hatten einmal mehr kampfstarke, aber offensivschwache Löwen in der zweiten Hälfte auf der Alm keinen einzigen Torschuss zustande gebracht, da lief die 88. Minute ‒ und Jacobsen packte den Hammer aus.
Das Auswärtsspiel des TSV 1860 bei Arminia Bielefeld schien schon als glücklicher Punktgewinn von Schlusslicht Sechzig gegen noch ungeschlagene Arminen in die Vereinshistorien der beiden Traditionsvereine einzugehen, da drosch Neulöwe Thore Jacobsen einen Bielefelder Ballverlust direkt in die Maschen ‒ und das vom Mittelkreis in der eigenen Hälfte des Spielfelds. Was für ein Sonntagsschuss, einer mit Potenzial zum Tor des Jahres.

TSV 1860 München: Jacobsen gibt nach Traum-Tor zu: "Ich hatte auch ein bisschen Glück"
"In dem Moment habe ich einmal kurz hochgeluschert und gesehen, dass der Torwart ein bisschen weit draußen steht", schilderte Sechzigs umjubelter Matchwinner nach seinem kurios-goldenen Treffer, ein kleines Grinsen huschte über sein Gesicht. Breiter lachend schob er hinterher: "Eigentlich kann ich gar nicht so weit schießen."
Nun, eigentlich. Denn auf dem Rasen hatte er den Gegenbeweis angetreten. "Ich hatte auch ein bisschen Glück, dass der Ball im perfekten Tempo zu mir rollt", schildert der Neuzugang von der SV Elversberg seinen Geniestreich, "und dann habe ich es einfach mal probiert."
Ein Versuch aus dem Nichts, ein Geistesblitz von Sechzigs Sechser, der wie am weiß-blauen Schnürchen gezogen Richtung Tor flog und sich hinter den etwas weiter vor dem Tor postierten Torhüter Jonas Kersken in den Kasten senkte.
Der Rest waren Glückseligkeit und JAAAAcobsen-Jubel: Sechzigs Kapitän Jesper Verlaat und die Abwehrkollegen Raphael Schifferl und Lukas Reich waren es, die den Torschützen auf dem Weg in die Gästekurve erreichten. Ein Wirkungstreffer, auf den Bielefeld nicht mehr reagieren konnte.
Bielefeld-Trainer nimmt Keeper in Schutz: "Der war auf keinen Fall haltbar"
Somit blieb auch Trainer Mitch Kniat und Ex-Löwe Marius Wörl nur, nachdem sie durch die erste Saison-Pleite den Sprung an die Tabellenspitze verpassten, Sechzigs lichten Moment anzuerkennen. "Mir fehlen etwas die Worte", meinte Wörl, "das war ein Traumtor, den haut er überragend rein."
Kniat nahm seinen Keeper Kersken in Schutz: "Der war auf keinen Fall haltbar. Wir wollen, dass unser Torwart da vorne steht." Der Coach ergänzte: "Wenn er die ganze Zeit am Fünfmeterraum stehen würde, dann würden wir ganz andere Tore kriegen. Den nehme ich auf meine Kappe."
Eine Aussage, die auch von Sechzig-Trainer Argirios Giannikis hätte kommen können ‒ und zwar im Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart II (1:3) Mitte August: Damals hatte 1860 doch glatt fast das identische Gegentor bekommen, Keeper René Vollath war ebenfalls aufgrund seines offensiven Torwartspiels (zu) weit vor dem Kasten gestanden.

Jacobsen-Tor sichert Giannikis vorerst den Trainer-Job beim TSV 1860
So blieb Giannikis nur zu sagen, dass der Treffer "vielleicht Karma" sei. Ganz nach dem Motto: Keine Tat bleibt ohne Folge. Die unmittelbare Folge von Thores Hammer war, dass 1860 glücklich in Führung ging und nach Spielende als Vierzehnter sechs Punkte auf dem Konto hat. Die damit einhergehende Folge ist, dass Giannikis sein angebliches Endspiel positiv bestreiten konnte.
Jacobsen hat also, wenn man an das unbestätigte und von Präsident Robert Reisinger in der AZ dementierte Gerücht eines Ultimatums glauben möchte, seinem Trainer vorerst den Job gerettet.
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