TSV 1860: Trainer Wolf macht den Bossen Druck

MÜNCHEN - Der Coach möchte Klarheit über seine Zukunft. Sportdirektor Stevic vertröstet ihn.
Uwe Wolf hatte Lust zu reden. „Männer, lasst uns ins Stüberl gehen“, sagte er gut gelaunt, als er nach der kurzen Vormittagseinheit die Reporter am Trainingsgelände sah. Im Löwenstüberl angekommen, bestellte der Löwenbändiger einen Latte Macchiato und blickte gespannt in die Runde. Ein bisschen wirkte es so wie früher, als Werner Lorant bei unzähligen Espressi Audienz hielt. Nur die Tonart, die Wolf anschlug, war völlig anders.
Am Tag nach der bitteren und unnötigen 0:1-Niederlage bei Greuther Fürth, der ersten Pleite für Wolf als Cheftrainer, am Tag nach seiner zweiten Verbannung auf die Tribüne bei seinem zweiten Auswärtsspiel gab sich Emotionsbolzen Wolf zunächst selbstironisch. „Mein Ziel ist es jetzt, das Ende eines Auswärtsspiels mal auf der Bank zu erleben“, sagte er, „und das wird schwer genug, schließlich kommen bei unseren Spielen immer so viele Fans, dass ich richtig laut schreien muss, damit meine Spieler mich überhaupt verstehen.“
TSV 1860: Wolf fordert schnelle Entscheidung
Doch dann war erst Mal Schluss mit lustig, denn Wolf kam auf ein Thema zu sprechen, das ihm am Herzen zu liegen scheint. Der Trainer möchte Klarheit und Planungssicherheit haben über seine Zukunft bei den Löwen. Und damit auch darüber, wie es mit dem Verein weitergehen soll. Schließlich ist noch immer nicht klar, ob Wolf nächste Saison tatsächlich vom Interims- zum endgültigen Cheftrainer aufsteigen wird. Und langsam könnten sich die Bosse ruhig mal entscheiden, ließ Wolf durchblicken. „Im Sommer wäre es sicher zu spät für eine Entscheidung über meine Zukunft als Cheftrainer. Wir müssen alle Planungssicherheit haben. Je früher eine Entscheidung fällt, desto einfacher ist es für alle", sagte er. Schließlich würde die Konkurrenz teilweise bereits jetzt ihre Kader für die nächste Saison zusammenstellen. Und schließlich wollen die Löwen nächste Saison doch aufsteigen. Mit Wolf? Der Coach will wissen, woran er ist. Und das so schnell es geht. „Ich will jetzt kein Ultimatum stellen“, sagte Wolf mit ganz ruhiger Stimme, „aber ich wünsche mir, dass meine Arbeit wertgeschätzt wird. Es muss irgendwann ein Signal kommen, damit jeder weiß, wie es weitergeht. Sollte sich die sportliche Leitung gegen mich entscheiden, dann müsste ich mir genau überlegen, ob ich hier wieder als Co-Trainer arbeiten würde. Im Moment wäre das sicherlich eher schwer vorstellbar.“
TSV 1860: Co-Trainer, das kann sich Wolf kaum vorstellen
Es lässt sich kaum anders interpretieren: Wolf bleibt nur als Cheftrainer - andernfalls ist er wohl weg. Und dann machte der Coach noch ein bisschen Werbung in eigener Sache. „Ich bin jetzt vier Spiele Cheftrainer und ich denke, dass man schon eine gewisse Handschrift gesehen hat, wie ich Fußball spielen lassen möchte. Jeder sieht, dass ich hier um meine Zukunft kämpfe.“
Damit hat Wolf sicher recht. Und auch die sportliche Leitung wird das wissen. Doch die scheint es nicht so eilig zu haben mit der Entscheidung über Wolfs Zukunft. „Sobald wir uns keine Sorgen mehr über einen Abstieg machen müssen, reden wir über die Zukunft“, sagte Sportdirektor Miki Stevic.
fil