TSV-1860-Trainer Glöckner: "In den Momenten denkst du: 'Was hast du jetzt verbrochen?'"

München - Liebe Drehbuch-Autoren, Produzenten und Regisseure: Wollen Sie mal ein spannendes Fußballspiel verfilmen? Dann zieht Euch den Abstiegs-Krimi Hannover 96 II gegen den TSV 1860 rein! Mehr Drama geht kaum.
Das 3:1 der Löwen bei der Zweitvertretung von Zweitligist Hannover war schon im Vorfeld mit Hochspannung erwartet worden. "Wir brauchen jetzt nackte, hässliche Ergebnisse", hatte Sportboss Christian Werner der AZ erklärt, nach zwei Klatschen spukte das Abstiegsgespenst laut hörbar auf Giesings Höhen. Das Duell mit den 96ern, laut Cheftrainer Patrick Glöckner "eines von 13 Endspielen." Giesinger Endspielstimmung.
TSV 1860 München: Ausgerechnet Sulejmani trifft, dann verhindert Löwe Maier den Ausgleich
Das Duell begann für 1860 so mies, wie ein solches nur beginnen kann: Mit Valmir Sulejmani hatte Hannover genau einen Ex-Löwen in den eigenen Reihen und genau dieser Ex-Löwe traf für die Hausherren zum umjubelten 1:0 (27.). Auweh, Löwen – was für ein Tiefschlag! Trotz weiß-blauer Dominanz ging es mit dem Rückstand in die Kabinen, es drohte der Absturz auf die Abstiegsränge. Nervenzerreißende Spannung!

Die zweite Hälfte, in der es um alles ging, begann für 1860 mit einer Pleiten-Pech-und-Pannen-Aktion, wie man sie sich für die Kino-Leinwand nicht besser ausdenken könnte: Nach einem Eckball von Tunay Deniz griff Hannovers Torhüter Leon-Oumar Wechsel daneben, 1860-Kapitän Jesper Verlaat köpfte auf das Tor – und mit Winter-Neulöwe Philipp Maier verhinderte der eigene Mann auf der Torlinie den Ausgleich. Verrückt!

"In den Momenten denkst du: 'Was hast du jetzt verbrochen?' Es kann ja nicht sein, dass man als Mannschaft so bestraft wird!", gab Glöckner hinterher bei MagentaSport einen Einblick in seine Gefühlswelt: "Das ganze Tor ist frei und wir köpfen genau unseren eigenen Mann an. Total ärgerlich!"
Die weiß-blaue Spannungskurve bog sich bis hoch auf einen Negativ-Höhepunkt.
Zehn Minuten reichen den drückenden Löwen zur Wende
Doch die Löwen wischten sich ihre Schnauzen ab, sie kämpften, bäumten sich auf – und wurden belohnt. Tunay Deniz, der unter Glöckner zuletzt auf der Bank schmorte, legte sich den Ball in halblinker Position zurecht (66.). "Ich habe gesehen, dass der Torwart relativ weit am zweiten Pfosten steht und dann dachte ich, ich probiere mein Glück", so Deniz später.

Und dann rappelte es nur so in der Kiste: Traumtor Deniz per direkten Freistoß, Sonntagsschuss von Joker Julian Guttau (70.), der für Deniz aus der Startelf weichen musste – und ein Kopfball von Torjäger Patrick Hobsch, ebenfalls eingewechselt (76.). Ein weiß-blauer Dreierpack in nur zehn Minuten, mit dem überlegene Löwen ihre Köpfe aus der Schlinge zogen.
Wie schon zuvor bei strittigen Situationen im negativen Sinne, als sämtliche 1860-Funktionäre und Reservisten von der Bank aufgesprungen waren, gab es bei den Treffern kein Halten mehr. Sechzig holt den nimmer für möglich geglaubten Sieg – die blaue Befreiung!
"Wir wissen genau, was wir wollen und wir arbeiten extrem hart"
"Wir wissen, dass Gutti einen sehr guten Schuss hat. Den trifft er einfach perfekt. Genau solche Tore brauchen wir auf jeden Fall in solchen Spielen", sagte Matchwinner Deniz über Guttaus Volleyabnahme. Guttau hätte es andersherum genauso gut über Deniz sagen können. Der Rest war Jubel, während Hannover den Absturz in den Amateurfußball wohl nur noch theoretisch verhindern kann.
Damit Sechzigs Happy End der Klassenerhalt wird, meinte Glöckner: "Wir halten komplett zusammen. Wir wissen genau, was wir wollen und wir arbeiten extrem hart." Mindestens so hart wie ein Filmemacher, der sich so eine irre Handlung erstmal ausdenken muss.