TSV-1860-Stürmer Sascha Mölders: Merings Matchwinner
Viel Lärm, wenig Spielzeit. Zuletzt wurde ausgiebig über einen Torjäger des TSV 1860 diskutiert, der nicht einmal in der Startelf zu finden war: Sascha Mölders. Vom Wohnort Mering nach München pendeln? Nicht optimal, hatte Trainer Kosta Runjaic erklärt. Dort auch noch den ortsansässigen Landesligisten trainieren? Für Runjaic und Sportchef Thomas Eichin völlig unverständlich.
„In Zukunft werde ich so eine Anfrage verneinen. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht glücklich finde“, erklärte Eichin noch vor dem Bayern-Franken-Derby der Löwen am Montagabend beim 1. FC Nürnberg bei TV-Sender Sky über Mölders‘ Nebenjob. Den habe man, da Mölders‘ Engagement schon vor Runjaics und Eichins Ernennungen bestanden habe, nun widerwillig akzeptiert: „Wir haben das ausgeräumt und geklärt. Er hat mir versichert, dass er das nur in den Zeiten tut, in denen die Vor- und Nachbereitung unserer Spiele nicht beeinträchtigt werden. Da vertraue ich ihm jetzt“, so Eichin. Vertrauen, das Mölders gegen den Club in überragender Manier zurückzahlte: Den Führungstreffer selbst erzielt, beim spielentscheidenden 2:1 durch Michael Liendl die Vorlage per Hacke beigesteuert – der 31 Jahre alte Angreifer war einer der blauen Matchwinner. Und Garant dafür, dass Sechzig mit sieben Punkten aus vier Spielen in der Tabelle auf Rang sechs vorrückte.
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„Ich freu’ mich riesig für den Sascha. Er hat sich bestens eingefügt und ein Riesenspiel gemacht“, frohlockte Runjaic nach dem ersten Auswärtssieg beim Club seit 13 Jahren. Der Angreifer hat nach Stefan Aigners Ausfall nicht nur bewiesen, dass der Sechzger-Kapitän durchaus zu ersetzen ist. Runjaic war kaum zu bremsen: „Riesen-Kompliment an mein Team nach der Verletzung von Aigner: Viele haben uns nicht zugetraut, ohne ihn so eine Leistung abzurufen.“ Mölders mimte nicht nur einen guten Aigner-Ersatz, er hat auch bewiesen: Ich kann beides – coachen und kicken! „Er hat seinen Job so gemacht, wie wir uns das vorstellen“, sagte Runjaic – und relativierte: „Wir haben ja nicht Sascha persönlich kritisiert, sondern die Situation. Jetzt haben wir uns ausgesprochen. Ich denke, das Spiel kam genau richtig für ihn.“
Der brodelnde Mölders
Und was sagt Mölders selbst, der sich am Sonntag mit Sechzig auf das Duell mit dem Club vorbereitete, anstelle bei Merings 0:1-Pleite beim TSV Aindling an der Seitenlinie zu stehen? „Wir haben gewonnen, das ist immer das Wichtigste. Ein guter Tag einfach“, sagte der Spieler-und-Trainer nach seinem gelungenen Auftritt bei „Sky“ ins Mikrofon. Mehr nicht. Der Ex-Augsburger, der in den letzten Wochen sein sonst fleißig gepflegtes Facebook-Profil vernachlässigte, genießt und schweigt.
Oder brodelt es noch in ihm? Weil er, ein Torjäger von Bundesliga-Format, der in der letzten Saison noch großen Anteil am Nichtabstieg hatte, sich zuletzt hinter Routinier Ivica Olic anstellen musste? Und weil ihm sein Hobby, sein Ausgleich vom Alltag als Profi, weggenommen zu werden drohte? So gesehen dürfte es nach dem Gusto von Runjaic und Eichin sicherlich in Mölders weiterbrodeln – wenn er seinen Ärger weiter so vortrefflich in Tore und Vorlagen verwandelt. Die Chance dazu dürfte es schon am Freitag gegen Union Berlin (18.30 Uhr) geben.
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