Kampf, Dusel – Rettung: So verwandelte der TSV 1860 den Matchball in Essen

Die späte Rettung: Der TSV 1860 feiert beim Aufstiegsaspiranten aus Essen einen 1:0-Auswärtssieg und damit den Klassenerhalt.
von  Maximilian Steiger, Matthias Eicher
Gerettet: Der TSV 1860 bleibt drittklassig!
Gerettet: Der TSV 1860 bleibt drittklassig!

Essen - Der TSV 1860 befindet sich im Saisonendspurt, hatte zwei Spieltage vor jedoch das Label "gerettet" noch nicht unter die Saison packen können. Gegen Rot-Weiß Essen benötigten die Löwen einen Punkt, um den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern – und um einem Do-or-Die-Spiel am letzten Spieltag gegen Arminia Bielefeld aus dem Weg zu gehen.

Kampf um den Klassenerhalt: Der TSV 1860 hat den ersten Matchball genutzt!

Für die scheidenden Spieler bedeutet Saisonendspurt auch immer Abschied nehmen – wie etwa für Fynn Lakenmacher. Der Offensivmann der Löwen verlässt den TSV am Saisonende in Richtung zweite Liga zu Darmstadt 98. Das Spiel in Essen ist seine letzte Auswärtspartie für den blau-weißen Münchner Traditionsklub.

Es lief die 24. Spielminute im Stadion an der Hafenstraße, da marschierte Löwe Mansour Ouro-Tagba auf Essens Abwehr zu. Mit etwas Mühe setzte er sich durch, der Ball landete bei Morris Schröter. Der bediente schließlich einen jungen Mann, der seinen 24. Geburtstag feierte und dem nie zuvor ein Auswärtstor für 1860 geglückt war. Fynn Lakenmacher fackelte keinen einzigen Augenblick – und schoss Sechzig bei seinem letzten Gast-Auftritt in Führung.

"Gut getroffen. Glück gehabt, dass er reingeht", äußerte sich Lakenmacher nach der Partie gewohnt bodenständig und zurückhaltend zu einem Treffer, der für den TSV weitreichende Bedeutung hat.

Der 1:0-Führungstreffer des Torjägers des TSV 1860 im vorletzten Drittliga-Duell bei Rot-Weiss Essen stieß das Tor zum Klassenerhalt weit, weit auf für Sechzig und schockte RWE derart, dass der eigene Aufstiegstraum lähmte. Letzten Endes gelang den Blauen dank einer couragierten Leistung, aber auch einer Menge Dusel durch Lakenmachers ersten und gleichzeitig finalen Streich in der Fremde endlich der Klassenerhalt. Sechzig ist, in einem Wort: Gerettet!

TSV 1860 zeigt in Essen Kampfgeist und ist "sehr, sehr erleichtert"

"Wir haben das Ziel erreicht", sagte Trainer Argirions Giannikis gewohnt nüchtern, aber auch sichtlich erleichtert: "Die letzten Wochen waren nicht ganz einfach, aber wir haben ein leidenschaftliches Spiel gemacht, mussten viel leiden." In Summe habe sich Sechzig seine Rettung "erarbeitet." Auch der Matchwinner selbst war "sehr, sehr erleichtert" und "umso glücklicher, dass wir's über die Zeit bringen konnten".

Man habe gewusst, dass es "ein richtig schweres Spiel" werde. "Essen ist eine Zocker-Truppe, die richtig gut rausspielen können. Das hat man heute gesehen", so Lakenmacher. Auch wenn man mit den zwei Pfostenschüssen "ein Quäntchen Glück gehabt" habe, war für den Offensivakteur klar ersichtlich, dass "wir uns heute reingehauen haben". "Am Ende reicht das 1:0 und damit können wir nach Hause fahren", lauten die abschließenden Worte des Torschützen.

Giannikis hatte in der Startelf mit der mutigen Maßnahme überrascht, mit Lukas Reich (17) und Moritz Bangerter (19) gleich zwei Junglöwen reinzuwerfen. Auch Verteidiger Michael Glück (20), im Gegensatz zu den Debütanten geradezu ein Routinier, durfte von Beginn an auflaufen.

Vor gut 18.600 Zuschauern wackelten die Giesinger zwar in mehreren Phasen des Spiels, doch das Spiel sollte bei den so heimstarken Rot-Weißen nicht den von vielen erwarteten Verlauf nehmen. Stattdessen ging 1860 durch Lakenmacher in Führung. Ein Treffer der Kategorie: ausgerechnet! Der Sturm-Bulle hätte nach Doppelpass mit Spielmacher Julian Guttau um ein Haar sogar noch das 2:0 nachgelegt, scheiterte aber an Torhüter Jakob Golz (33.). Es wäre auch zu viel des Guten gewesen: 1860 hatte zwar die ein oder andere Chance, doch stand phasenweise auch gehörig unter Druck.

Auch nach dem Seitenwechsel: Rot-Weiß-Essen gibt noch einmal alles

Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer, darunter auch knapp 2.000 Löwen-Fans, weiter ein packendes und umkämpftes Duell. RWE schnürte 1860 immer wieder ein, wie teils auch schon vor der Pause der Fall. Was dem Traditionsklub aber nicht gelang: Torhüter Marco Hiller zu überwinden. Kapitän

Jesper Verlaat wäre es um ein Haar gewesen, der ins Tor getroffen hätte – und zwar ins eigene: Der Niederländer fälschte unglücklich mit dem Knie ab, die Kugel ging aber nur an den Querbalken und sprang vor der Torlinie auf (62.). Wenig später schoss Brume scharf, traf aber nur den Pfosten (63.). Zehn Minuten später zog wieder Brume ab – und zielte erneut an den Pfosten. RWE erhöhte die Schlagzahl. Bei einer Niederlage ist der Traum vom direkten Durchmarsch aus der Regionalliga in die Zweite Liga ausgeträumt.

Der eingewechselte Marlon Frey wollte wohl für etwas mehr ausgleichende Gerechtigkeit sorgen – und traf ebenfalls das Aluminium (81.). Sechzig brachte den Auswärts-Dreier schließlich über die Bühne – durch eine leidenschaftliche Leistung und Lakenmachers Abschiedsgeschenk.

Fazit Giannikis: "Fynn hat das Vertrauen zurückgezahlt. Er arbeitet immer viel für die Mannschaft. Das Tor macht er super!" Der Rest ist weiß-blaue Erleichterung...

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