TSV 1860 steht vor wichtigster Woche der Saison

München - Rote Trikots auf dem Rasen des TSV 1860? Am Freitag übten sich nicht nur die Profis des TSV 1860, traditionell in Weiß-Blau, an der Grünwalder Straße 114. Direkt daneben lief der SV Wehen Wiesbaden am Kunstrasen auf, denn: Sechzig gestattete dem Drittliga-Konkurrenten, vor dem Verfolgerduell am Abend bei der SpVgg Unterhaching auf Giesings Höhen anzuschwitzen.
Im Gegensatz zu den beiden Klubs, die vom Aufstieg in die Zweite Liga träumen dürfen, schaut die Realität beim TSV 1860 wie folgt aus: In sportlicher Hinsicht muss der Tabellen-Zwölfte (vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge) den Blick nach unten richten.
"Es ist uns klar: Wir müssen gegen die hinteren Mannschaften wie Aalen und Cottbus für sportliche Planungssicherheit sorgen", sagte Günther Gorenzel, Neu-Geschäftsführer Sport, vor den beiden Spielen gegen Schlusslicht VfR Aalen am Montag um 19 Uhr und beim Tabellen-18. Energie Cottbus am darauffolgenden Samstag (14 Uhr).
Womöglich Sechzigs wichtigste Woche der Saison
Aus wirtschaftlicher Sicht gilt es wohl einen knallharten Konsolidierungskurs zu beschreiten. Oder doch nicht? "Ich weiß, dass im Hintergrund zwischen den Gesellschaftern Gespräche laufen. Spätestens in zwei Wochen weiß ich, ob es beim Konsolidierungskurs bleibt oder ob sich da noch was bewegen wird", sagte Gorenzel dazu.
Am Sonntag werden diese Dinge in einer Aufsichtsratssitzung auf den Tisch gelegt. Sonntag, Montag, Samstag: drei Termine in sieben Tagen, an denen sich bei 1860 viel entscheiden könnte – womöglich Sechzigs wichtigste Woche der Saison.
Klar ist: Die Mannschaft von Trainer Daniel Bierofka will gegen die beiden Kellerkinder Aalen und Cottbus, schon in der Hinrunde Punktelieferanten (4:1 und 2:0), dem Ziel Nichtabstieg ein, zwei große Schritte näherkommen. Doch schon zuvor könnten die Löwen-Bosse entscheidend darauf hinwirken, in der kommenden Spielzeit nicht nur das gorenzel’sche Minimalziel (Klassenerhalt) anstreben zu müssen und Sechzigs Jugendarbeit zu erhalten.
"Nur die Politik kann helfen."
Inwieweit die Teilnehmer der neuerlichen Sitzung mehr vereint als ihr Amt und ein Tisch, bleibt abzuwarten. Nach dem Rückzug von Präsident Robert Reisinger aus dem Aufsichtsrat hat mit Verwaltungsrats-Boss Sebastian Seeböck ein nicht minder kritisch eingestellter Vereinsfunktionär den Platz übernommen, auf Investorenseite ersetzt Ismaiks Anwalt Andrew Livingston den ausgeschiedenen Ex-Präsidenten Peter Cassalette.
Mit den übrigen Vertretern Yahya Ismaik und Saki Stimoniaris (auf Seiten Ismaiks) sowie Ex-Verwaltungsrat Karl-Christian Bay und Thomas Heigl (Hauptsponsor "die Bayerische") sollen nun die verschiedenen Modelle mit mehr, weniger oder keiner Unterstützung durch Ismaik besprochen werden, die Geschäftsführer Michael Scharold Mitte Januar öffentlich genannt hatte.
Nachdem das Präsidium Reisinger einen Weg mit weiteren Darlehen und Genuss-Scheinen weiter ausschließt, bliebe nur ein Sponsoring des Jordaniers – oder Fremdkapital: Ismaik-Sprecher und Präsidentschaftsbewerber Stimoniaris wäre es durchaus zuzutrauen, als Aufsichtsrat von VW einen Deal mit Sechzigs Ex-Sponsor einzufädeln.
"Die Fans lieben ihr Stadion, es sollte aber auch wirtschaftlich sein."
Thomas Hirschberger, Gründer der Burger-Kette "Hans im Glück", hat seine grundsätzliche Bereitschaft eines Engagements angedeutet – fragt sich nur, unter welchen Bedingungen.
Ob gar Ismaik selbst, nach Träumen vom eigenen Löwen-Käfig mit über 50.000 Plätzen und Gehege für echte Wildkatzen aus Afrika, künftig einen anderen Weg gehen will? "Ich würde mir wünschen, dass uns die Stadt München bei einem Umbau unterstützt", erklärte der Geldgeber kürzlich über Facebook und Instagram – und zwar über das Grünwalder: Die Fans lieben ihr Stadion, es sollte aber auch wirtschaftlich sein.
Dabei könne "nur die Politik helfen". Bei welchen Plänen auch immer – helfen würde auch ein sonntägliches Miteinander.
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