TSV 1860: „Start in eine neue Ära“
Siegfried Schneider will als Aufsichtsrat beim TSV 1860 dafür sorgen, dass der Zweitligist in ruhiges Fahrwasser kommt. Hier erklärt er, warum ihm seine Karriere als Politiker hierbei helfen kann.
Herr Schneider, bevor der neue Aufsichtsrat der Löwen gewählt wurde, ging es eine Woche drunter und drüber. War das vonnöten, dass der Verein in eine ruhige Zukunft starten kann?
Ich will auf die Tage vor der Wahl gar nicht mehr eingehen. Die Zeit ist abgeschlossen, und jetzt sind wir an einem Punkt, an dem man nur noch nach vorne schaut. Alle Unstimmigkeiten der Vergangenheit sind abgehakt, wir starten jetzt in eine neue Ära. Und es liegt auch an uns, also dem neuen Aufsichtsrat, dafür Sorge zu tragen, dass es eine erfolgreiche wird.
Sie befürchten also keinerlei Konflikte mehr?
Während der Sitzung habe ich eine sehr positive Atmosphäre vernommen. Dass es da nicht, besser noch nicht, freundschaftlich zugehen kann, ist selbstverständlich, da wir uns erst aneinander gewöhnen. Zum Beispiel habe ich Herrn Iraki erst das zweite Mal und Herrn Ismaik sogar erst das erste Mal gesehen. Aber das Entscheidende ist doch, dass alle den Wunsch haben, 1860 durch eine funktionierende Zusammenarbeit voranzubringen. Dieses gemeinsame Ziel führt uns zusammen.
Als Präsident Dieter Schneider Sie für den verkleinerten Aufsichtsrat vorschlug, meinte er, auf Sie könne er sich voll verlassen, auch wenn es mal rauer zugehe.
Das freut mich. Als er anrief und nach meiner Bereitschaft fragte, war ich erst überrascht. Aber es war für mich natürlich eine große Ehre. Ich werde den Weg mit ihm gehen, das habe ich zugesagt. In meiner bisherigen politischen Laufbahn habe ich eine Reihe hitziger Debatten erlebt. Es ist von Vorteil, wenn man gelernt hat, in strittigen Diskussionen seine Interessen zu vertreten und Ruhe zu bewahren. Das hat nichts mit Blockieren, sondern mit Ausdiskutieren zu tun.
Nun treffen Sie im Aufsichtsrat auf harte Verhandlungspartner. Sind Sie vertraut mit der arabischen Welt?
Ich würde mich nicht als Fachmann bezeichnen, ich hatte aber schon mehrfach Kontakt. Sei es auf Informationsreisen oder bei politischen Gesprächen. Das waren gute Erfahrungen. Sicher kann ich die auch nutzen für meine Aufgabe bei 1860. Der Aufsichtsrat hat klar definierte Aufgaben, wir kontrollieren Haushalt und wirtschaftliche Entwicklung. Der Beirat ist ja bedeutender.
Dort wird noch eine Person gesucht. Wurden Sie gefragt?
Nein, das würde ich aber auch nicht für richtig halten. Wichtig ist, dass hier eine Person mit juristischem Hintergrund gefunden wird.
Bei 1860 gibt es viele Funktionäre, die gerne und oft öffentlich auftreten. Sie halten sich sehr zurück.
Ich bin jetzt seit Ende 2009 im Aufsichtsrat, und in der Zeit ging es um alles oder nichts. Es war eine extrem intensive Zeit, da hätte es zum einen nichts gebracht, große Reden zu schwingen, und zum anderen ist das auch gar nicht meine Aufgabe. Ein Aufsichtsrat ist kein Pressesprecher.
Gehört es bei 1860 nicht auch ein bisschen dazu, mal für Aufsehen zu sorgen?
Dafür liegt mir der Verein doch viel zu sehr am Herzen. Das war schon immer so, einmal Löwe, immer Löwe. Ich bin Jahrgang 1956, da wurde man in der Jugend automatisch Blauer. Wenn ich an die Zeit mit Radenkovic, Heiß und wie sie alle hießen zurückdenke, das war einfach großartig. Und weil mir 1860 so wichtig ist und ich weiß, dass es nicht immer gut war, wenn viele Leute mitsprechen wollten, halte ich mich öffentlich zurück. Alles andere würde auch nicht zu mir passen.