TSV 1860 schlägt Eintracht Braunschweig: Sechzig siegt - mit Witz und Würde
München - Hüpfende Löwen in der Westkurve statt hängenden Köpfen nach Schlusspfiff. Am Ende noch mal Jubel statt eines späten Gegentreffers. Und überhaupt: Endlich mal kein Tor kassiert. Nach dem Duell der Löwen heißt es für die Sechzger: Raus aus der (Ergebnis-)Krise.
Durch das 2:0 des TSV 1860 am Samstag gegen Drittliga-Schlusslicht Eintracht Braunschweig zeigte das Team von Trainer Daniel Bierofka: Wir können’s noch! Efkan Bekiroglu schoss die Sechzger nach dominanter, aber torloser ersten Hälfte nach einer sehenswerten Kombination über die rechte Seite in der 51. Minute in Führung.
"Das 1:0 war einer der besten Spielzüge, seit ich hier Trainer bin", schwärmte Bierofka über den Angriff, bei dem Startelf-Debütant Romuald Lacazette eine Hereingabe von Stefan Lex per Hacke weiterleitete. Vielsagend fügte Bierofka nach der jüngsten Sieglos-Serie von fünf Partien hinzu: "Wir sind sehr glücklich, dass wir gewonnen haben, es war für uns ein ganz entscheidendes Spiel." Es war die weiß-blaue Erlösung. So schön, dass sich Stadionsprecher Stefan Schneider einen Seitenhieb auf den FC Bayern nicht verkneifen konnte. Die Würde der Löwen ist unantastbar, rief Schneider nach Schlusspfiff in Anlehnung an die Abrechnung der Bayern-Bosse mit Medien und Kritikern in sein Mikro. (Hier finden Sie alle Stimmen zum Spiel)
Kindsvater trifft für die Mentalität
"Es war ganz wichtig, dass wir jetzt gemerkt haben: Wir können zu Null spielen, wir können das zweite Tor machen", erklärte Sechzigs Trainer, der noch ein zweites Mal jubeln durfte. Benjamin Kindsvaters Tor mit dem Schlusspfiff (94.) sorgte für zweierlei: Erleichterung und Druckabfall. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Das wäre nicht wichtig für den Kopf", sagte Bekiroglu nach seinem zweiten Saisontor. Vorbereiter Lex scherzte, sich über die Schulter schielend: "Ich weiß nicht, ob ich meinen Rucksack abgelegt habe – ich hab jedenfalls keinen dran."
Noten: Vier Mal die Zwei für die Moral-Löwen
Keinen Rucksack, aber etwas, das ebenfalls schwer wiegen kann, erhielt Daniel Wein vor dem Spiel: die Binde. "Ich war ein bisschen überrascht, als in der Kabine die Kapitänsbinde hing. Biero hat gar nix gesagt", sagte Wein. Bierofka ließ Spielführer Felix Weber draußen, Sechzigs etatmäßiger Abräumer durfte ihn mit seinem Amt und der Innenverteidiger-Position gleich doppelt ersetzen, während Lacazette das Loch im Mittelfeld stopfte. Eine Maßnahme von Bierofka, die aufging.
Trotz des Sieges: Chancenverwertung weiter unbefriedigend
Der TSV begann präsent und erspielte sich in beiden Spielhälften zahlreiche Möglichkeiten. "Wir haben heute von Anfang bis Ende ein gutes Spiel gemacht, aber dann doch noch ein bisschen gezittert", meinte Wein. Nach der "unerklärlichen" 0:1-Pleite in Meppen (Bierofka) hat 1860 eine Reaktion gezeigt, ein Laster haben sich die Sechzger aber bewahrt: das der Chancenverwertung. Flügelflitzer Nico Karger vergab teils beste Möglichkeiten. Ein Grund mehr, für losgelöste Löwen zu witzeln: "Wenn wir nicht gewonnen hätten, dann hätt’ ich noch mal ein ernstes Wörtchen mit Karges reden müssen, warum er meinen Querpass nicht reinmacht", scherzte Lex, nachdem sein Kollege ein Zuspiel in die Wolken hämmerte.
Schlussendlich lagen sich die (Münchner) Löwen diesmal in den Armen, die Braunschweiger (Löwen) haben die Trendwende trotz Neu-Trainer André Schubert verpasst. Sechzig (16 Punkte) kann dem nächsten Heimspiel am Sonntag gegen Sonnenhof Großaspach (13 Uhr) gelassener entgegenblicken in dem Wissen, dass der Fall ans Tabellenende verhindert werden konnte. Bierofkas Ansage? "Wir wollen uns weiter Selbstvertrauen holen."
TSV 1860: Hiller - Herbert Paul, Wein, Simon Lorenz, Steinhart - Lacazette, Moll - Bekiroglu - Lex (71. Willsch), Grimaldi (62. Mölders), Karger (86. Kindsvater)
Braunschweig: Lukas Kruse - Sauerland, Nkansah, Tingager, Kijewski - Fürstner - Fejzullahu (56. Putaro), Amundsen (72. Thorsen) - Bulut, Philipp Hofmann, Yari Otto (79. Franjic)
Schiedsrichter: Jonas Weickenmeier (Frankfurt/Main)
Tore: 1:0 Bekiroglu (51.), 2:0 Kindsvater (90.+3)
Zuschauer: 15.000
Gelbe Karten: Grimaldi, Bekiroglu - Philipp Hofmann, Yari Otto, Amundsen
ZUM FREUEN: Zu Null gespielt, zwei gemacht!
ZUM ÄRGERN: Nico Kargers Chancenverwertung
MEIN HELD: Romuald Lacazette – filigraner Kämpfer
JA, MEI: Ist der Abwärtstrend jetzt gestoppt?
Im Video: Rundgang durchs Grünwalder Stadion
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