TSV 1860: Saisonauftakt mit unfertigen Löwen

München - Auf die Plätze Löwen, fertig, los! Am Freitag beging der TSV 1860 die neue Drittliga-Saison 2023/24 mit den ersten, obligatorischen Leistungstests. Einzig: Sind die Sechzger schon bereit für die neue Spielzeit?
Zwei Neu-Löwen beim Trainingsauftakt mit dabei, TSV-1860-Team motiviert und fokussiert
15 Abgänge hat Sechzig vor seiner sechsten Saison in Deutschlands dritthöchster Spielklasse bereits zu verkraften, der jüngste heißt Leandro Morgalla. Nach dem Abgang von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel zu Austria Klagenfurt ist noch kein Nachfolger gefunden, das Verhältnis zwischen den Gesellschaftern um Präsident Robert Reisinger und Investor Hasan Ismaik ist nach wie vor distanziert-unterkühlt. Zum Vergleich die Vorsaison: Da standen zum Auftakt direkt neun Neulöwen auf der Matte. Neun!

Vor gut 100 Fans und unter blau-weißem Himmel waren es diesmal "nur" deren zwei, in Marlon Frey und Julian Guttau, sowie Leih-Rückkehrer Michael Glück. Nach einer lockeren Laufrunde ging es unter dem kritischen Blick von Maurizio Jacobacci mit Passübungen und Diagonalpässen weiter. "Mit Ruhe, nicht Hektik!", rief der leidenschaftliche TSV-Trainer währenddessen rein. Die Mannschaft machte in der ersten Trainingseinheit einen äußerst motivierten und fokussierten Eindruck.
Auch Tim Rieder, der sich im Februar einen Innenbandriss im Knie zuzog, konnte bei den Passübungen wieder mitwirken. Anschließend ging es für ihn ins individuelle Training.
Einen angeschlageneren Eindruck machte auch Jesper Verlaat, der nach einer Passübung etwas unrund lief und immer wieder in die Knie ging. Das Training konnte Sechzigs Innenverteidiger jedoch voll mitmachen – genauso wie auch Jugendspieler Mason Judge.
Abseits des Feldes wirken die Planungen des TSV alles andere als abgeschlossen. Die AZ wirft einen Blick auf die unfertigen Löwen.
Kaderbaustellen beim TSV 1860: So sieht der Löwenkäfig aus
Der Kader: Die 14 Ex-Löwen sind Geschichte, Stand jetzt sind drei Neuverpflichtungen eingetütet. Dazu kommen die beiden Rückkehrer Michael Glück, der Innenverteidiger Semi Belkahia (wechselt zu Arminia Bielefeld) ersetzen soll, und Stürmer Lorenz Knöferl, der abgegeben werden soll.
Was fehlt, ist eine klare Hierarchie im Team, weshalb Trainer Maurizio Jacobacci (vorerst) Abwehrchef Jesper Verlaat als Kapitän in die Verantwortung nimmt: Die niederländische Frohnatur steht wohl nicht umsonst im Rahmen der Leistungstests als erster Gesprächspartner der Saison zur Verfügung. Mit Torhüter Marco Hiller, Linksverteidiger Phillipp Steinhart, dem wiedergenesenen Sechser Tim Rieder sowie Neulöwe Marlon Frey soll sich schnell eine neue Machtpyramide herausbilden.
Das macht beim TSV 1860 Hoffnung
Die Neuzugänge: Keeper Richter soll Hiller zu Höchstleistungen anspornen oder im Zweifel sogar ersetzen, der Ex-Duisburger Frey soll neben Rieder neuer Aggressiv-Leader werden. Mit Julian Guttau von SC Freiburg II legen die Sechzger an Tempo zu, aber als Scorerpunkte-Lieferant muss sich der Youngster (23) erst beweisen. Das Trio soll im Übrigen längst nicht alles gewesen sein, schließlich fehlt noch ein Stürmer.
Der Trainer: Jacobacci geht in seine erste Saison-Vorbereitung mit den Blauen. Der Italo-Schweizer hat es verstanden, das Team nach dem zerplatzten Aufstiegstraum wieder mit positiver Energie zu beseelen. Nun muss er zeigen, inwieweit der 60-Jährige eine gesamte Spielzeit erfolgreich arbeiten kann.
So sieht die Spitze aus: Wann kommt der neue TSV-1860-Sportboss?
Der Sportchef: Gorenzel wird ab 1. Juli beim österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt arbeiten, jetzt telefoniert der Ex-Sportboss der Löwen zumindest aus dem Resturlaub heraus noch mit dem ein oder anderen Funktionsträger. Ein Nachfolger ist trotz einiger großer Namen unter den Kandidaten (Horst Heldt, Thomas Hitzlsperger, Benny Lauth) noch nicht gefunden.
Eine große Lösung wird ohnehin nur im Rahmen einer Annäherung der Gesellschafter und einer Etaterhöhung möglich sein. Derzeit deutet nicht viel darauf hin, weshalb die Herren Jacobacci, Co-Trainer Stefan Reisinger, NLZ-Chef Manfred Paula, Chefscout Jürgen Jung, Ex-Kapitän und Bald-Funktionär Stefan Lex ihre Expertisen zusammenwerfen sollen. Wer dann wohl die Vertragsgestaltung übernimmt?
Die Gesellschafter: Wo ist sie denn nun, die allseits angestrebte Annäherung zwischen Präsident Robert Reisinger als Vereinsoberhaupt und Investor Hasan Ismaik als Hauptgesellschafter und Geldgeber? "Gemeinsam mit den Löwen wollen wir in ein erfolgreiche Zukunft starten", schrieb etwa 1860-Sponsor Enaco, der sein Engagement verlängert. Ein Zitat, wie man es eigentlich auch von partnerschaftlichen Gesellschaftern hören könnte – zumindest in Vereinen, in denen das Gesellschafterverhältnis keine Großbaustelle ist.