TSV 1860: Richard Neudecker, der Messi von Giesing

Richard Neudecker ist bei den Löwen der Mann der Stunde und lässt 1860 weiter träumen.
von  Matthias Eicher
"Richy ist topfit und gibt im Spiel den Takt vor", sagt Löwen-Coach Michael Köllner über seinen Mittelfeld-Mann Neudecker, der nach großen Anlaufschwierigkeiten immer besser wird.
"Richy ist topfit und gibt im Spiel den Takt vor", sagt Löwen-Coach Michael Köllner über seinen Mittelfeld-Mann Neudecker, der nach großen Anlaufschwierigkeiten immer besser wird. © imago images/Oryk Haist

München - Assist gegen den KFC Uerdingen (3:1). Siegtreffer gegen den SC Verl (3:2). Türöffner gegen Türkgücü (2.0). Und noch eine Vorlage gegen Viktoria Köln (1:1). 

Vier Spiele, vier entscheidende Szenen und ein Hauptdarsteller: ein wuselnder Hauptdarsteller. Richard Neudecker, 24-jähriger Spielgestalter der Sechzger, hat den jüngsten Auftritten des TSV 1860 seinen Stempel aufgedrückt. Unter der kräftigen Mithilfe des kleinsten aller Löwen (1, 74 Meter) haben die Giesinger nun wieder beste Chancen, im Aufstiegskampf der Dritten Liga bis zum Saisonende mitzumischen.

Richard Neudecker inzwischen unverzichtbar für die Sechzger

Für seinen Cheftrainer ist Neudecker mittlerweile zu einem unverzichtbaren Baustein geworden - das Ende der Fahnenstange ist laut Michael Köllner noch lange nicht erreicht. "Wir haben lange überlegt, welche Spieler wir im Sommer holen", meinte der Chefcoach der Sechzger auf AZ-Nachfrage, wie wichtig Neudecker für das Spiel der Sechzger sei: "Dann kam von Günther Gorenzel der Vorschlag, dass wir uns mit Richy Neudecker beschäftigen sollten." Gesagt, getan - und geholt.

"Für Richy ging es darum, Stammspieler zu werden. Das war er in Venlo nicht mehr", meinte Köllner über den Wechsel und das Wirken des Altöttingers hinaus in die weite Welt, zum niederländischen Erstligisten VVV Venlo (Juli 2019 bis September 2020).

Zuvor hatte Neudecker bekanntlich nach sechs jugendlichen Jahren bei Sechzig bereits bei Kult-Klub FC St. Pauli Halt gemacht (2016-19). Köllner dazu: "Es geht für einen Spieler auch darum, unverzichtbar für seine Mannschaft zu werden. Das war er neben Venlo auch bei St. Pauli nicht."

1860-Coach Köllner: "Richy gibt im Spiel den Takt vor"

Jetzt arbeitet Neudecker rapide an seiner Unverzichtbarkeit. Für die Fans ist er ohnehin der Lionel Messi von Giesing. Bei Sechzig sei Neudecker, der als Mittelfeldspieler sowohl mit Ball, als auch gegen den Ball für ein funktionierendes Spiel der Sechzger Top-Leistungen abliefern muss, aktuell "richtig gut geworden" - und das, obwohl Köllner mit dem Auftakt des trotz seines Auslands-Abenteuers noch immer jungen Mannes ganz und gar nicht zufrieden war.

"Er hatte Phasen drin, die waren grausam", sagte der 51-Jährige deutlich. Verbesserungspotenzial gibt es aber - wie aus Trainer-Sicht letztlich bei jedem seiner Spieler - freilich nach wie vor: "Wir liegen uns nicht jeden Tag in den Armen."

Zu nennen wären hier etwa manches missglückte Dribbling, mancher falsch getimte Pass oder leichtfertiger Ballverlust, mit dem "Giesings kleiner Messi" das Mittelfeld der Blauen in Unordnung stürzt. Doch umso besser für ihn, für die Anhängerschaft und nicht zuletzt Neudecker selbst, dass der quirlige Kicker ins Rollen gekommen ist. Auf die deftige Köllner-Kritik folgt das Lob sogleich: "Richy ist topfit und gibt im Spiel den Takt vor."

Neudecker muss noch an Konstanz arbeiten

"Es fehlt noch an der Konstanz", hatte der Spielmacher im November im AZ-Interview selbstkritisch erklärt. Und doch: Neudecker ist deutlich wirkungsvoller geworden: Sein eingangs geschildertes Scorerpunkt-Quartett macht fast ein Drittel seiner Gesamt-Bilanz der 32 Spiele im Löwen-Dress aus (fünf Tore, acht Assists).

Sechzig und sein Taktgeber - nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat sich die Rückkehr des einstigen Eigengewächses längst ausgezahlt. "Er hat hier seinen Ursprung, hat hier die Ausbildung genossen und ist nach ein paar Jahren als Gastarbeiter zurückgekehrt. Es gibt doch keine bessere Story." Voilá, hier ist sie, die Neudecker-Geschichte. Schau mer mal, ob er sie schon am Samstag gegen Waldhof Mannheim (14 Uhr im AZ-Liveticker) mit seinem fünften Streich fortschreibt.

 

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