TSV-1860-Neuzugang Eroll Zejnullahu: Aufstieg, Fall – und zweite Chance
Windischgarsten - Gut 28 Jahre ist es her, da flohen zwei Menschen aus dem Kosovo nach Deutschland und landeten in einem Berliner Flüchtlingsheim. Auch dabei, aber noch im Bauch seiner Mama: Eroll Zejnullahu, Neuzugang des TSV 1860.
"Meine Mutter war schwanger mit mir, als wir nach Deutschland gekommen sind. Wir haben knapp zehn Jahre in einem Asylheim gewohnt. Das war für meine Eltern eine schwere Zeit", sagt der 28-Jährige bei seiner Vorstellungsrunde in Windischgarsten. Die Zejnullahus, sie hatten beide angesehene Berufe in der Heimat, plötzlich waren sie in eine Zwangsunterkunft gepfercht. "Sie durften nicht einmal arbeiten", erzählt der Fußballprofi über die Leiden seiner Eltern.
Zejnullahu wurde über das Projekt "Integration Sport" gescoutet
Für ihn selbst ist die Kindheit trotz aller Entbehrlichkeiten "eine schöne Zeit" gewesen, denn: "Es waren immer viele Jungs da und wir haben die ganze Zeit gebolzt und gekickt." Kein Wunder, dass der technisch beschlagene Kicker über das Projekt "Integration Sport" gescoutet worden ist und seinen großen Traum leben konnte.
Der Deutsch-Kosovare galt als begnadetes Talent von Traditionsklub Union Berlin. "Ich bin der letzte Jugendspieler, der es gepackt hat", sagt der Neulöwe über seinen damaligen Durchbruch, "wobei sie jetzt Bundesliga und Champions League spielen und es natürlich schwieriger geworden ist." Und doch war ein junger Mann namens Zejnullahu damals absolutes Top-Talent. 2012 zu den Eisernen gelangt, 2013 schon bei den Profis, 79 Einsätze in der Zweiten Liga "Ich habe mir in jungen Jahren ein tolles Standing erspielt." Ein junger Profi, der es ins Rampenlicht schaffte, seinen ganz persönlichen Aufstieg vom Flüchtling zu, Fußballprofi.
Zejnullahu: "Ich war sehr hoch und bin tief gefallen"
Doch es kam, wie es angesichts der verkehrten Ratgeber im Haifischbecken Profifußball und körperlich wie mentaler Schwierigkeiten mit einem hochtalentierten, aber unerfahrenen Menschen zu seinem Leidwesen wohl nur zu leicht kommen kann: Es folgte ein jäher Absturz. "Ich war sehr hoch und bin tief gefallen", sagt der Mann mit den pechschwarzen Haaren, ohne zu sehr ins Detail zu gehen: "Darüber möchte ich lieber nicht reden."
Er deutet an: Mit meinem Körper ist vieles passiert." Und: "Es gibt im Fußball viele Leute, die sich gut auskennen und sagen, dass sie einem helfen wollen." Umso wichtiger sei, die Spreu vom Weizen zu trennen: "Man muss sich im Fußball erst einmal ein gutes Umfeld schaffen."
Zejnullahu stieg mit Bayreuth ab, sieht seine Saison aber positiv
Nach einer Leihe zum SV Sandhausen (2017/18) und dem Wechsel zu Carl Zeiss Jena (2019) wurde er vereinslos, wollte fliehen zum FC Nitra (Anfang 2021) in die Slowakei. Erst über den Umweg Berliner AK ein halbes Jahr später konnte er sich auf kleiner Bühne wieder ins Rampenlicht spielen. Dann erhielt er seine zweite Chance - in Oberfranken.
"Bayreuth ist leider abgestiegen, aber für mich war es eine gute Saison", sagt der Mann, der sich mit sechs Toren und acht Assists ins Rampenlicht gespielt hat. Die beiden Ex-Löwen im SpVgg-Team, Markus Ziereis und Felix Weber, haben ihm zum TSV geraten: "Sie haben beide gesagt: Wenn Sechzig dran ist, musst du das machen, geiler Klub!"
Zejnullahu hat es gemacht. Seine Karriere-Kurve zeigt wieder nach oben.