TSV 1860: Nach Spott über Ismaik-Glückwunsch – Köllners Anti-Hass-Appell

München - Wenn Michael Köllner nicht schon Trainer wäre, die Sechzger könnten ihn glatt als Diplomaten und Investorenbeauftragen anstellen: Köllner hat sich nach seinen vielbeachteten Geburtstagsglückwünschen an Hauptgesellschafter Hasan Ismaik auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den Halleschen FC (Freitag, 19 Uhr live auf Magenta Sport und dem AZ-Liveticker) mit einem flammenden Anti-Hass-Appell an die Fans gewendet.
Köllner kann Kritik nicht nachvollziehen
"Das war ein persönlicher Glückwunsch von mir an Hasan Ismaik, dabei interessiert mich ausschließlich seine Reaktion", sagte Köllner über seine Video-Botschaft an den Jordanier zum 45. Geburtstag: "Er war überglücklich und hat sich riesig gefreut, dass ich an seinem Geburtstag an ihn denke."
Per Internet hatten sich zahnreiche Anhänger über Köllners ausbaufähiges Englisch lustig gemacht. Unter anderem hatte Köllner anstelle des Ausrufs "Gott schütze dich" (auf Englisch "god bless you") etwas wacklig "god save you" gesagt. Der TSV-Coach verteidigte seine Botschaft gleich doppelt: "Mein Englisch ist vielleicht nicht gut, aber bisher hat mich noch jeder verstanden", meinte der 52-Jährige und hob den tieferen Sinn des interreligiösen Wunsches hervor: "Wenn sich einer darüber lustig macht, wenn ich Ismaik trotz seines muslimischen Glaubens Gottes Segen wünsche, hat er die Welt nicht verstanden."
Köllner: "Wenn sich einer darüber lustig macht, hat er die Welt nicht verstanden"
Eindringlich warb Köllner für Toleranz anstelle von Hass und Hetze: "Solche Dinge sollten nicht dazu hergenommen werden, um zu polarisieren und zu spalten." Er gehe selbst mit gutem Beispiel voran: "Ich gratuliere übrigens vielen, auch dem Präsidenten. Ich schließe Ismaik UND Reisinger in meine Gebete ein. Ich mache da keinen Unterschied und mag beide, weil ich das Gefühl habe, dass mich beide unterstützen."
Zu guter Letzt warb der gläubige Christ um Nächstenliebe und führte sein Team als Musterbeispiel dafür an: "Man kann sich unsere Mannschaft zum Vorbild nehmen. Sie ist das größte Vorbild und ich würde mir wünschen, dass sich die Leute daran orientieren." Innerhalb seines Team suche "keiner den Fehler beim anderen. Keiner! Nicht der Yannick Deichmann, nicht der Fynn Lakenmacher: Da will keiner den Gegner alleine besiegen, wir wollen es gemeinsam."
Das Stadion sei auch kein Ort für politische Botschaften: "Ich würde mir wünschen, dass die Leute ein Plakat für Skenderovic machen, für den Verlaat hintendrin – dass wir alle einen gemeinsamen Nenner finden."