TSV 1860 nach Pleite gegen Dynamo Dresden: "Darfst dich nicht so abschlachten lassen"

Der TSV 1860 kommt bei Aufstiegsfavorit Dresden vor knapp 30.000 Fans mit 2:5 unter die Räder und hat nur noch drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge.
von  Matthias Eicher
Bei den Löwen um Jesper Verlaat (M.) herrschte nach der herben Pleite in Dresden Ernüchterung.
Bei den Löwen um Jesper Verlaat (M.) herrschte nach der herben Pleite in Dresden Ernüchterung. © sampics / Cathrin Müller

Dresden - Es lief noch nicht einmal die zehnte Spielminute, da klingelte es schon zwei Mal im gelb-schwarzen Hexenkessel: Ex-Löwe Christoph Daferner legte mit einem wuchtigen Schuss aus spitzem Winkel vor – Sechzger-Verteidiger Leroy Kwadwo glich mit einem wuchtigen Schuss aus spitzem Winkel wieder aus.

Dumm nur, dass die Hausherren gleich zwei Gänge höher schalten konnten – ganz im Gegensatz zu Sechzig...

Das Duell Dynamo Dresden gegen den TSV 1860 am Sonntagabend hielt, was es versprochen hatte: knapp 30.000 Fußball-Verrückte, Aufstiegsfavorit Dynamo mit der Wucht seiner Fans im Rudolf-Harbig-Stadion gegen zuvor wiedererstarkte Sechzger unter Neu-Trainer Patrick Glöckner. Letzten Endes durfte Dresden jubeln – und wie: Beim triumphalen 5:2 (3:1) zeigte Top-Klub Dynamo den Blauen mächtig die Grenzen auf. Fünf Stück für Sechzig!

Glöckner kritisiert: Löwen haben Dresden "immer wieder eingeladen"

"Wir wissen, dass es Phasen gibt, in denen es nicht läuft", sagte Kapitän Jesper Verlaat frustriert: "Du kannst nicht immer 90 Minuten gut spielen. Aber du darfst dich bei weitem nicht so abschlachten lassen." Glöckner sah es ähnlich und kritisierte: "Die Höhe ist brutal für uns." Sechzig sei "viel zu verspielt hintendrin" gewesen, habe Dresden "immer wieder eingeladen" und sei "nicht kompromisslos genug" aufgetreten.

Der Sechzig-Coach musste schon vor dem Spiel eine Hiobsbotschaft hinnehmen und auf den erkrankten Neulöwen Philipp Maier verzichten, stattdessen warf der 48-Jährige Junglöwe Tim Kloss rein. Kapitän Jesper Verlaat feierte dagegen sein (misslungenes) Comeback – und kam gegen Daferner beim 0:1 gleich einmal zu spät (6.). 1860, das mit einem diesmal schwachen Neuzugang Dickson Abiama in der Startelf auflief, ließ sich vom frühen Rückstand beim Drittliga-Schwergewicht aber nicht aus der Fassung bringen und kam durch Kwadwo zum Ausgleich (9.). Auch der Verdienst von Neu-Coach Glöckner, der 1860 spürbar Selbstvertrauen eingehaucht hat.

Jacobsen klärt auf der Linie – Kloss bringt Sechzig fast nochmal ran

Es sollte weiter Schlag auf Schlag gehen und trotz ordentlich gegen dominante Dresdner mitspielender Löwen erst einmal in die andere Richtung gehen: Nach einer "Glanzparade" von Thore Jacobsen auf der Linie (11.) und einem Pfostenschuss von Daferner (30.) kam es zum Privatduell der Torschützen im 1860-Strafraum – Daferner stützte sich an der Grenze der Legalität auf Kwadwo, um Dresden erneut in Führung zu köpfen (32.).

Schockstarre? Aufstecken? Nicht mit den Giesingern: Youngster Kloss spielte einen starken Doppelpass mit Torjäger Patrick Hobsch, tauchte frei vor dem Kasten auf – und scheiterte mit seinem Hammer nur an Keeper Tim Schreiber (37.). Toll gespielt vom TSV, der sich zunehmend in die Defensive gedrängt sah.

Dresden vor der Pause mit dem Doppelschlag

Weil sich 1860 aber gerade auf den Außenbahnen zu anfällig zeigte, sollte es noch vor der Pause den Doppelschlag setzen: Andi Hoti staubte nach einer Ecke kurios zum 3:1 ab, indem er den zuvor zu Boden gegangenen Kwadwo ans Hinterteil schoss und dieser unhaltbar ins TSV-Tor abfälschte (39.). Zwei-Tore-Hypothek in Dresden zur Pause: Pleite vorprogrammiert?

Frust in der Führungsriege (v.l.): Vize-Kandidat Dierl, der designierte Oberlöwe Mang und Verwaltungsratsboss Königsberg.
Frust in der Führungsriege (v.l.): Vize-Kandidat Dierl, der designierte Oberlöwe Mang und Verwaltungsratsboss Königsberg. © sampics / Cathrin Müller

Erstaunlicherweise ohne Wechsel ließ Glöckner seine Giesinger höher pressen, mehr als eine Fast-Chance durch Guttau sprang aber nicht heraus (51.). Dresden hielt einen Lattenknaller von Jakob Lemmer dagegen (52.). Und dann sollte Sechzig nach und nach in seine Einzelteile zerfallen: 1:4 Tony Menzel (63.), 1:5 Lemmer (71.), Und fertig war das Debakel. Wolfram traf noch per Handelfmeter (90.+1).

Mit nur noch drei Zählern Vorsprung auf die Abstiegsränge steht Glöckner wieder am Anfang. Nun heißt es: Krisenresistenz beweisen! Erste Chance: am Freitag gegen Arminia Bielefeld (19 Uhr im AZ-Liveticker).

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