TSV 1860 nach Dortmund-Pleite am Tiefpunkt: Fans fordern Jacobacci-Rauswurf

Dortmund - Wer weiß, vielleicht haben die Drittliga-Profis des TSV 1860 bei ihrer Ankunft in Dortmund einen verstohlenen Blick zur Seite riskiert auf den Fußball-Tempel Signal Iduna Park – dort wo die große Borussia ihre Spiele vor 80.000 Zuschauern absolviert und in ganz anderen Sphären unterwegs ist als die Löwen.
In Sphären, von denen viele im blauen Kosmos nicht mal mehr zu träumen wagen, denn die Sechzger Realität fand nur ein paar Meter daneben im schlichten Stadion Rote Erde statt vor 1.833 Anhängern.
Und gegen die jungen Wilden der Zweitvertretung des BVB war ein überzeugender Auftritt gefragt, sollte keine Trainerdebatte um Maurizio Jacobacci einsetzen. Letztlich wurde es aber ein Abend zum Vergessen mit einer bitteren 0:3-Packung.
Wegen Schnee-Chaos: TSV 1860 reiste mit Privatjet nach Dortmund
"Wir bekommen ein Tor durch die Mitte, dann haben wir den Faden verloren", sagte Jacobacci bei MagentaSport. Manfred Starke ergänzte: "Wir haben genug Chancen und kommen in der zweiten Halbzeit völlig unter die Räder. Das tut gerade extrem weh."
Lange war nicht klar, ob Sechzig überhaupt den Weg nach Dortmund findet beziehungsweise einen aus München heraus. Erst ein Flug mit einem Privatjet am Sonntag ermöglichte die Anreise in den Westen, die eigentliche Verbindung war wegen des Wintereinbruchs annulliert worden. Mit dem Bus ging es in der Nacht zurück. "Der Verein hat uns unter die Arme gegriffen", sagte Jacobacci zum kostspieligen Unterfangen. Ein Top-Ergebnis mit David Richter im Tor wäre die passende Danksagung gewesen. Wäre.
Richter erhält Vorzug vor Hiller: Jacobacci rechtfertigt seine Entscheidung
Rein leistungsbezogen war Richter eine korrekte Wahl, denn er zeichnete sich in der ersten Halbzeit mehrfach aus. Bei drei Top-Chancen des BVB II verhinderte der 24-Jährige zur Freude Jacobaccis einen Rückstand. Der 60-Jährige hatte seinen Entscheid vor dem Spiel begründet.
"Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe", betonte Jacobacci in Bezug auf dem Vertrauensbeweis, den er zunächst überdeutlich an Hiller adressiert hatte. "Dann kam das Pipinsried-Spiel und ich musste Konsequenzen ziehen."
Die Peinlich-Pleite im Toto-Pokal führte also zu einem Umdenken, denn Hiller habe, so der Coach, das Vertrauen nicht mit Leistung zurückgegeben. In einem undankbaren Pokalspiel und dem ersten Einsatz nach einer wochenlangen Verletzung? Jacobacci hat jedenfalls mit dem Auslösen dieser Debatte ein zusätzliches Problemfeld eröffnet – unabhängig von den Leistungen der beiden Torhüter.
In der ersten Halbzeit hatte 1860 genügend Chancen zur Führung
In Dortmund versäumte es Sechzig vor allem in der ersten Hälfte, mehr aus den eigenen Möglichkeiten zu machen. Da hätten Niklas Lang (4.), Julian Guttau (6.), Jesper Verlaat (23.) und auch Eroll Zejnullahu (29.) treffen können, taten es aber nicht.
Kurz vor der Pause sah Jacobacci sauer aus, regte sich auf. Dazu hatte der Italo-Schweizer später noch mehr Grund. Als nämlich Ole Pohlmann (63.) ungestört Maß nahm, führte plötzlich Dortmund. Und der Groll erhielt weitere Nahrung.
"Trainer raus!": Löwen-Fans bei Pleite in Dortmund stocksauer
Das Spiel entwickelte sich nun zu einer Katastrophe, die Löwen bekamen am ersten Advent kräftig Haue. Julian Hettwer (78.) machte das 2:0, nachdem Verlaat sich einen absurden Ballverlust leistete und auch Richter und Kwadwo alt aussahen. Ayman Azhil (81.) vollendete die fünfte Löwen-Pleite aus den letzten sechs Pflichtspielen.
Und das gegen ein seit vier Spielen siegloses Team. Die Sechzger Fans quittierten den Auftritt mit Schmähgesängen ("Wir sind Löwen und ihr nicht!") und einer unüberhörbar klaren Botschaft an Jacobacci: "Trainer raus!" Der entgegnete kämpferisch. "Es ist bitter, aber die Arbeit mit den Jungs macht mir Spaß."