TSV 1860 München: Wohin mit den Löwen? Die große Stadionfrage
München - Der Wunsch des TSV 1860 könnte klarer kaum sein. Raus aus der Arena! Was die Fans seit Jahren besingen, wird nach dem doppelten Abstieg der Löwen derzeit tatsächlich verhandelt. Der in die Regionalliga Bayern gestürzte Giesinger Arbeiterverein will endlich zurück zu den Wurzeln, ins Grünwalder Stadion. Einzig: Die Debatte zieht sich in die Länge.
"Herr Fauser befindet sich in guten Gesprächen mit dem FC Bayern", sagte 1860-Interimspräsident Robert Reisinger vergangene Woche, als der neue Geschäftsführer der Sechzger erstmals beim Vermieter des Fröttmaninger Rundes vorgesprochen hatte, "mir ist nur wichtig, dass es mit dem Auszug klappt." Regionalliga-Löwen in einem 75.000-Zuschauer-Tempel – das können die Sechzger trotz laufenden Vertrages bis 2025 allein aus Kostengründen nicht (ohne finanzielle Unterstützung) stemmen.
"Die Verträge gelten bis in die C-Klasse!"
Einer zuvor nur kurz aufflammenden Hoffnung, man könnte die Arena auf einfacherem Wege verlassen, folgte die unmissverständliche Aussage von Vizepräsident Hans Sitzberger: "Die Verträge gelten bis in die C-Klasse!" Am Mittwoch traf man sich nun ein zweites Mal mit den Bayern – doch das Meeting endete ergebnislos. Und das nur drei Wochen vor dem Saisonauftakt in Memmingen, vier vor dem ersten "Heim"-Spiel ohne Heimspielstätte. Weiter stellt sich die Frage, an der so Vieles hängt: Identität, Budget, eine mögliche Zukunft ohne Investor Hasan Ismaik – wohin, Löwen?
Während die Fans im Ringen um ihre Dauerkarten immer ungeduldiger werden (rund 10.000 davon verkauften die Löwen in der Arena, im nur 12.500 Zuschauer fassenden Grünwalder Stadion könnten nur deutlich weniger bereitgestellt werden), schweigen die Sechzger. Man werde sich nicht über laufende Verhandlungen äußern, hieß es von der Grünwalder Straße auf AZ-Nachfrage. Sämtliche Beteiligte der Sechzger haben sich einen Maulkorb auferlegt. Zu verkünden gebe es ohnehin noch nichts. Man wolle schnellstmöglich Fakten schaffen und diese umgehend mitteilen.
"Mich beschleicht das Gefühl, dass bei uns mal wieder der Wunsch Vater des Gedankens war. Aber in Verträgen, wo es um so viel Geld geht, gibt es eben kein Wunschkonzert", weiß ein Insider.
"Dann führe ich die Blaskapelle vorneweg an"
Die Bayern würden bei einem Löwen-Auszug zwar die in den vergangenen Jahren mehrfach reduzierten Mieteinnahmen verlieren, hätten aber den moralischen Sieg davongetragen, den Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge schon seit Jahren herbeisehnen (Hoeneß: "Dann führe ich die Blaskapelle vorneweg an.") und könnten die Schalensitze rot bepinseln.
Ein Stück weit würden die Bayern die Giesinger auch vor der Insolvenz bewahren, denn ein Verbleib in der Arena würde 1860, ohne weitere Darlehen von Ismaik, in den Ruin treiben. Dennoch dürften die Bayern dem ungeliebten Nachbarn auch nicht allzu gönnerhaft gegenüberstehen. Das gilt umso weniger für die Catering-Firma, an die der TSV ebenso lange gebunden ist – und gegen die man 2010 schon in einem Prozess über reduzierte Bewirtungskosten gescheitert ist.
Das altehrwürdige Sechzgerstadion wäre im Übrigen auch keine Goldgrube: Dort, wo schon die Jugendteams von 1860 und Bayern sowie die FCB-Damen kicken, gehen pro Spiel 8,5 Prozent der Brutto-Einnahmen als Mietkosten drauf. Die Hälfte der Werbeeinnahmen müsste an Stroer, ein Vermarktungsunternehmen für Werbeflächen, gezahlt werden. Die Stadionfrage war auch Thema bei einem Treffen der Sponsoren am Dienstag. Für etwaige Geldgeber stellt sich die Frage nach ihren Werbemöglichkeiten, wofür das Grünwalder weniger attraktiv ist als die Arena. Dennoch wollen sie Sechzig großteils die Treue halten. Bleibt nach wie vor zu klären, in welcher Spielstätte.
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