TSV 1860 München vor dem Stimmungs-Finale gegen Essen
München - Was sind das nur für verrückte Tage auf Giesings Höhen. Donnerstag? Gute Laune und schallendes Gelächter in der Sechzger-Alm, wo die Unternehmer für Sechzig gute 25.000 Euro für die Junglöwen eingesammelt und die Comedians Roland Hefter, Simon Pearce und Cengiz Öztunc für beste Laune gesorgt haben.
Freitag? Düstere Krisenstimmung im Pressestüberl daneben, als Cheftrainer Michael Köllner zu einem wütend-frustrierten Rundumschlag ausholte und sein Boss Günther Gorenzel griesgrämig dementieren musste, Köllner hätte ein Endspiel ("Es gibt kein Ultimatum!"). Der Comedy-Abend war aber schon eher die (willkommene) Ausnahme der jüngst miesen Löwen-Lage, die sich weiter zuspitzen könnte.
TSV 1860 gegen Rot-Weiss Essen: Das letzte Duell vor der Winterpause
Montag. 19 Uhr. Flutlicht auf Giesings Höhen. Weiß-blau TSV gegen Rot-Weiss Essen. Es ist das letzte Duell vor der Winterpause, die letzte Chance auf drei Punkte - und die letzte Chance, die jüngste Krisen-Stimmung bei den Sechzgern doch noch irgendwie ins Positive zu drehen.
"Wir werden alles dafür tun, um nach drei Niederlagen wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren", stellte Köllner klar.
Es ist ein Stimmungs-Finale für 1860! Mindestens.
Löwen-Coach Köllner: "Wenn du Unruhe schaffen willst, tust du nichts für den Erfolg"
Auch Köllner konnte nicht verhehlen, dass das letzte Aufeinandertreffen vor der derart langen WM-Winterpause mehr ist als nur ein Spiel – erst recht in Sechzigs aktueller Lage. "Das letzte Spiel trägst du im Kopf mit in die Pause."
Was in Köllners Kopf sonst noch herumspukt, darüber gab der Coach kürzlich eine deutliche Kostprobe ab. "Wenn du Unruhe schaffen willst, tust du nichts für den Erfolg", meinte der 52-Jährige grimmig.
Angesprochen fühlen darf sich unter anderem Präsident Robert Reisinger. Der Oberlöwe hatte kürzlich in einem Interview mit der "Bild" vor dem Spiel des TSV beim SC Freiburg II (0:2) über Köllner und die 1860-Krise gesprochen, zudem das teure Trainingslager in der Türkei kritisiert."
Köllner kritisierte Reisinger zwar nicht direkt und namentlich, dennoch ließ er mit seinen Aussagen über das denkwürdige Interview keine Zweifel offen: "Intern kann man sich die Köpfe einschlagen und auch deutlich die Meinung sagen."
Langsam zeigen sich erstaunliche Parallelen zu Vorgänger Daniel Bierofka, der im Ende 2019 zermürbt aufgegeben hatte.
Ismaik nimmt den Chefcoach in Schutz
Fragt sich nur: Wie agieren die Giesinger, intern wie extern, wenn das letzte Spiel des Jahres schiefgeht? Auf Vereinsseite regt sich zunehmend Kritik an Köllner, während Investor Hasan Ismaik den Chefcoach öffentlich in Schutz genommen und im kommenden Jahr mehr Löwen-Nähe angekündigt hat. Prompt wurde mit Aufsichtsrat und Ismaik-Mann Saki Stimoniaris ein selten gesehener Trainingsgast gesichtet.
Klar ist: Siegt Sechzig am Montagabend gegen RWE, am besten überzeugend, ist es ein Sieg von Köllner, der belegt: Die Mannschaft folgt ihm. Während sich Sechzig in den drei Jahren unter dem Fuchsmühler bisher durch einen ausgesprochen großen Teamgeist auszeichnete, ist aktuell die Unzufriedenheit von Spielern wie Martin Kobylanski oder Joseph Boyamba und einigen anderen durchaus spürbar. Sogar der als Königstransfer gefeierte Abwehrchef Jesper Verlaat musste sich kürzlich für seine Leistung entschuldigen. Ein Krisen-Indiz.
Die Tabellenspitze hat die SV Elversberg (41 Punkte) zementiert, doch die Patzer der Konkurrenz (Wehen Wiesbaden, Freiburg II) machen es immerhin möglich, dass 1860 nun mit einem Sieg gegen Essen zumindest auf Relegationsrang drei überwintern kann. Ein Dreier wäre also eminent wichtig, um halbwegs versöhnlich in die Winterpause zu gehen. Mit einem mauen Remis oder gar der vierten Pleite in Serie würde Giesing endgültig zum Pulverfass.
Laut Köllner steht nun jeder in der Pflicht. Er selbst. Die Mannschaft. Aber auch die Funktionäre. Der Trainer kämpferisch: "Lippenbekenntnisse bringen nichts. Die Wahrheit liegt ab 19 Uhr am Montagabend einzig auf dem Platz!"