TSV 1860 München: Vitor Pereira mit harscher Selbstkritik

München - Es war der Aufreger des Spiels: Vitor Pereira wechselte beim 1:1 gegen den SV Sandhausen in der 71. Minute Stürmer Ivica Olic aus, brachte mit Florian Neuhaus einen weiteren Mittelfeldspieler. Markant: Sechzig stand extrem tief und war im Begriff, in Führung liegend, völlig die Struktur zu verlieren. Pereira stellte also von einem 3-4-3 auf ein verkapptes 3-5-2 um, mit Amilton und Stefan Aigner als Konter-Stürmer. Dabei war Aigner schon auffallend müde. Der taktische Zug ging völlig daneben.
Vitor Pereira versucht, Fehler zu korrigieren
Der portugiesische Trainer versuchte seinen Fehler zu korrigieren, indem er mit Christian Gytkjaer einen Stoßstürmer und mit Levent Aycicek einen weiteren Flügelspieler brachte (81. Minute). Doch das Schlamassel war nicht mehr zu beheben, eine Minute später köpfte Markus Karl den Ausgleich für den Außenseiter aus der Kurpfalz. Pereira übte nach dem Unentschieden, durch das Sechzig tiefer in den Abstiegskampf rutschte, eine überraschend harsche Selbstkritik.
„Manchmal dienen Auswechslungen von Offensivspielern der Kontrolle des Spiels. Wir hatten das Spiel nicht mehr unter Kontrolle, wollten mehr den Ball im Zentrum halten und dann über zwei Spitzen vorne spielen. Wir haben auch gewechselt, weil Olic müde war. Nach zehn Minuten haben wir wieder auf die alte Formation gewechselt", meinte der 48-Jährige auf der Pressekonferenz zwar moderat. "Wir hatten mehr die drei Punkte im Kopf, nicht das Spiel. Da ist am Ende nicht die Frage, ob ein Stürmer auf dem Platz steht oder kein Stürmer.“ Klang noch nach einer Verteidigung.
Michael Liendl übt Kritik
Was aber bei der Übersetzung seiner Analyse zu kurz kam: Immer wieder sagte Pereira: "Wir haben teuer dafür bezahlt!" Der Löwen-Coach meinte damit explizit seine Umstellung - und ging der kritischen Frage danach nicht aus dem Weg. Auch in der Mannschaft dürfte die doppelte Umstellung samt Ausgleich kritisch diskutiert worden sein.
"Das sind Entscheidungen des Trainers. Fakt ist, dass wir zu tief standen und zu passiv waren", meinte Spielmacher Michael Liendl auf Nachfrage der AZ vielsagend. "Am Ende ist es bitter für uns." Sechzig ist wieder mitten im Abstiegskampf, ein Umstand, den Pereira in nunmehr zwölf Ligaspielen unter seiner Leitung nicht verhindern konnte.
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