TSV 1860 München: Vereinsbosse bei 40-Jahr-Feier der ARGE

Präsident Reisinger muss sich bei der ARGE-Feier viel Kritik anhören. Weil Ismaik sein Darlehen nicht stundet, droht die Insolvenz. "Anfang der Woche gibt es eine Entscheidung." Die Fragen und Antworten.
Die Vereinsbosse des TSV 1860 hatten sich in die Höhle des Löwen gewagt. Präsident Robert Reisinger, Vize Heinz Schmidt und der Verwaltungsrats-Vorsitzende Markus Drees waren am Samstagabend im Gasthaus Festner in Rudelzhausen aufgetaucht. 40-Jahr-Feier der ARGE, dem Fanklub-Dachverband der Löwen. Und Hochburg der Unterstützer von Investor Hasan Ismaik. Nicht von ungefähr also, dass angesichts des anhaltenden Machtkampfes vor allem Redner Reisinger viel Kritik abbekam.
"Es gibt bei 1860 Leute, die nicht wissen, was es heißt, einen Posten zu bekleiden. Ich kann es nicht hören, wenn einer sagt, wir können Regionalliga - wir könnten auch Bundesliga!" posaunte 1860-Ikone Michael Hofmann ins Mikrofon.
Ein ziemlich scharfer Angriff auf Reisinger. Der Interims-Oberlöwe hatte sich schon zuvor bei seiner Begrüßung, die in eine hitzige Diskussionsrunde über die Zukunft der Sechzger ausartete, verteidigt: "Diese Aussage wurde selektiv herausgegriffen. Das ist falsch und impliziert nicht, dass wir nicht auch 2. oder 3. Liga können. Glauben Sie mir: Ich hätte nichts dagegen, möglichst schnell wieder in die 2. Liga zurückzukehren."
Das Meisterlöwen-Duo Peter Grosser und Fredi Heiß zeigte sich wenig zufrieden mit Reisingers Aussagen und machte sich für eine schnelle Rückkehr in den Profifußball stark. Zentrales Thema war nebst der Stadionfrage selbstredend auch Ismaik, an dessen immer noch nicht geleisteter Unterschrift über die Stundung eines Darlehens die Zukunft der Sechzger scheinbar am seidenen Faden hängt.
Die AZ klärt die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum stundet Ismaik sein Darlehen nicht? "Wir warten auf ein Signal", so Reisinger, "Ismaik muss unterschreiben, um der KGaA eine Überlebenschance zu geben. Dann haben wir eine positive Fortführungsprognose."
Übersetzer und Ismaik-Vertreter Sabbagh deutete auf die Frage, warum der Jordanier entgegen seiner Ankündigung noch nicht unterzeichnet habe, Ismaiks Forderungen an: "Die Geschäftsordnung, die man verlangt hat, die auch mit den Statuten von DFB und DFL konform ist, hat man noch nicht verändert. Das ist aus Sicht der Investorenseite notwendig. Man hat einen weiten Blick und möchte diese Strukturänderung auch garantieren für die nächsten Jahre." Zudem sollen die Mitglieder das Sagen haben, nicht einzelne Vereinsfunktionäre. Eine Aussage, die man Ismaik nur schwerlich abnimmt, hatte er doch mehrfach den Anschein erweckt, selbst die ganze Macht anzustreben.
Kommt es nun zur Insolvenz? Ohne die Zurückstellung der rund acht Millionen gibt es wohl keine Möglichkeit mehr für Geschäftsführer Markus Fauser, eine solch enorme Summe aufzutreiben. "Anfang der Woche wird es eine Entscheidung geben", deutete Reisinger an.
Doch Ismaik scheint es auf eine Abstimmung bei der Mitgliederversammlung anzulegen, bevor er handelt - und die findet erst am 23. Juli statt. Entweder Ismaik willigt vorher ein oder Fauser dürfte kommende Woche einen Insolvenzantrag stellen. Das hieße nicht nur neun Punkte Abzug für die Mannschaft, es würde völlig unabsehbare Folgen für die Zukunft der Sechzger mit sich bringen.
Ist die Stadionfrage geklärt? Laut Reisinger ist der Auszug aus der Arena mit allen Beteiligten geklärt, doch der Deal hänge ebenfalls an der positiven Fortführungsprognose. Und die könne erst gestellt werden, wenn Ismaik seine Darlehen zurückstellt. Übrigens: Laut Reisinger stundet sogar der FC Bayern den Sechzgern Geld.
Ein Dauerkartenproblem sieht der Oberlöwe im Grünwalder Stadion nicht, denn er bestätigt den Verkauf von nur 6.600 Dauerkarten in der vergangenen Saison. Die viel diskutierte Rückkehr rechtfertigte er so: "Das Grünwalder Stadion ist aus wirtschaftlicher Sicht am besten." Im Falle des doppelten Aufstieges nannte er das Olympiastadion als Spielort.
Wie geht es mit Hauptsponsor "Die Bayerische" weiter? Bei der Trikotpräsentation prangte das Logo des Unternehmens auf der Löwen-Brust. Kostenlose Werbung, da der Sponsorenvertrag nach wie vor nicht unterschrieben ist. Dieser hängt wie sämtliche anderen Sponsorenverträge auch an Ismaiks Stundung.
Der denkwürdige Abend in Rudelzhausen zeigte nicht nur, dass die Fronten weiter verhärtet sind. Er zeigte auch: Alles steht und fällt mit Ismaik.