TSV 1860 München: Schnell, schneller, Sechzig
München - Autogramme schreiben beim Joggen? Das ist den Löwen doch zu schwierig. Trotzdem ist das ein lustiges Bild, wenn die 1860-Profis nach einem Testspiel auf einem Dorfsportplatz ein paar Minuten auslaufen und neben ihnen eine Horde Kinderfans – bewaffnet mit Stift und Zettel – versucht, Schritt zu halten. Meistens müssen die Kids schnell aufgeben, und im Grunde sind die Löwen sowas schon gewohnt, denn auch ihre Gegner können derzeit kaum mithalten.
Nur in Unterhaching leistete sich Sechzig in der Sommer-Vorbereitung einen Motorschaden, sonst aber bot der TSV reibungslose Leistungen – zuletzt wetzte er beim 4:0 dem Liga-Rivalen Duisburg davon. Kein Wunder, dass dessen Trainer Oliver Reck der AZ sagte: „Mit den Löwen ist zu rechnen. 1860 kann in der Liga ganz vorne dabei sein. Mich hat ihr schnelles Spiel nach vorne beeindruckt."
Schnell, schneller, Löwen – sie legen also schon mal ein paar Topzeiten vor, und das, obwohl sie bislang erst wenige Wochen hatten, um die Schrauben festzuziehen. Klar: Das Ligarennen startet erst am 4. August mit einem Heimspiel gegen Regensburg, doch schon jetzt rasen die Sechzger rapide durch den Trainingssommer. Wo das Race enden soll, erklärt Angreifer Moritz Stoppelkamp: „Wir müssen so spielen wie gegen Duisburg, dann werden wir unsere Ziele erreichen. Und wie die sind, ist klar. Ich bin nicht zu Sechzig gekommen, um im Mittelfeld der Tabelle zu spielen. Mein Ziel ist die Bundesliga."
Auch Stall-Chef Robert Schäfer sagt: „Wir haben eine Mannschaft, die reif für den Angriff ist. Das ist eine Mannschaft für jetzt. Eine, mit der man viel Hoffnung verbinden kann." Im Moment rauschen die Löwen ohne Bremse durch die Qualifikationsphase – die AZ zeigt, weshalb 1860 voller Hoffnung auf die kommenden Monate blicken darf.
Konkurrenzlage: Bei den Löwen geht's zu wie in einem Rennsport-Team. Auf fast allen Positionen herrschen Konkurrenzkämpfe, „so was brauchen wir, wenn wir erfolgreich sein wollen", sagt Mittelfeldprofi Dominik Stahl. Auf diversen Positionen scheinen die Neulinge gesetzt zu sein: Wojtkowiak hinten rechts, Volz hinten links, Tomasov vorne rechts, Stoppelkamp im Angriff, Makos als Sechser. Doch Reiner Maurer sagt: „Die Positionen sind offen. Das ist das Beste für einen Trainer."
Ziel: Die Löwen konnten in zusätzliche PS-Kraft investieren, und wenn die Renn-Ampel auf grün springt, wollen sie vornewegrasen. Das konkrete Ziel, nach dem letzten Rennen aufs Podium zu klettern, soll frische Kräfte wecken. „Wir sind so gut aufgestellt wie seit 2005 nicht mehr", sagt Geschäftsführer Schäfer. Und Präsident Dieter Schneider ergänzt: „Diese Mannschaft darf für sich zurecht den Anspruch haben, vorne anzugreifen. Die Qualität dazu hat sie."
Rennplan: Bisher ging's nur geradeaus. Jetzt wird's kurvig, die Gegner haben mehr Dampf unter der Haube. „Wir haben noch ein paar Kracher", sagt Stahl, „dann wissen wir, was los ist." Und Daniel Bierofka sagt mit Blick auf die Tests gegen Austria Wien, Gladbach und Stuttgart: „Wir werden genau sehen, was wir können. Da wird jede Schwäche aufgedeckt. Aber wir können mithalten."