TSV 1860 München: Scharold folgt auf Fauser, der will weiter helfen

Gegen den Willen von Hasan Ismaik beruft der TSV 1860 mit Hilfe der 50+1-Regel Michael Scharold zum neuen Geschäftsführer. Er plant die Rückkehr in die Zweite Liga – ohne den Jordanier.
von  Patrick Mayer
Ex-Geschäftsführer und sein Nachfolger beim TSV 1860: Markus Fauser (li.) und Michael Scharold.
Ex-Geschäftsführer und sein Nachfolger beim TSV 1860: Markus Fauser (li.) und Michael Scharold. © sampics/Augenklick

München - Es ist eine Personalentscheidung mit Signalwirkung: Zum zweiten Mal binnen knapp eines halben Jahres zieht der TSV 1860 die 50+1-Regel, um Mehrheitseigner Hasan Ismaik zu überstimmen.

Michael Scharold ist neuer Geschäftsführer – und damit jener Mann, der im Auftrag des Vereins eine Zukunft ohne den Jordanier planen soll. "Yes they used", bestätigte Ismaik der SZ in einer WhatsApp den Vorgang. Der Affront gegen Ismaik.

Nach AZ-Informationen überzeugte Scharold den Verein – der in Person von Präsident Robert Reisinger und Verwaltungsrat Robert von Bennigsen in der Geschäftsführer-Frage das letzte Wort hat – mit einem Zukunftskonzept, mit dem der 37-jährige Diplom-Kaufmann Sechzig binnen weniger Jahre ohne weitere Darlehen von Ismaik in die zweite Liga zurückführen soll.

Fauser spricht von "Glücksfall"

Vorgänger Markus Fauser, ebenfalls via 50+1 und gegen Ismaiks Willen ins Amt gehievt, sprach von einem "Glücksfall". Der Schwabe selbst kehrt nach getaner Sanierungsarbeit in seine Stuttgarter Kanzlei zurück.

Über Scharold sagte er der AZ: "Er war in alle Entwicklungen und Entscheidungen eingebunden. Er kennt die ganzen Partner, hat das Vertrauen der Sponsoren, ist sehr gut vernetzt in der Fußballwelt. Ich traue ihm den Job absolut zu."

Oberlöwe Reisinger bedankte sich bei Fauser, erklärte aber weiter, dass dieser durch Scharold "sehr gut kompensiert" werde. Kompensation ist ein gutes Stichwort: Es geht für den e.V. (51 Prozent stimmberechtigte Aktien) künftig darum, auch ohne neue Investitionen des ungeliebten Mehrheitseigners Ismaik (60 Prozent nicht-stimmberechtigte Anteile), sportlich erfolgreich zu sein. Und zwar auf einem anderen Niveau als in der Regionalliga Bayern.

Keine Frage, in Dritter und Zweiter Liga würden ganz andere finanzielle Herausforderungen warten.

Scharold hat Schalker Vergangenheit

"Vor meiner Verpflichtung hatte ich den Gremien ein strategisches Konzept zur Weiterentwicklung vorgelegt. Zu diesem erhielt ich positive Signale", wurde Scharold in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Positive Signale kamen ausnahmslos vom Verein für den Finanzexperten, der bereits seit April 2017 als Leiter der kaufmännischen Abteilung für die Giesinger gearbeitet hatte und zuvor im Finanzressort des Bundesligisten FC Schalke 04 tätig war.

Ismaik dagegen lehnte die Wahl bis zum Schluss hartnäckig ab, hätte lieber Franz Gerber, von 2009 bis 2013 bei Jahn Regensburg Sportchef, auf Scharolds Posten gesehen. Die Sitzung des Beirates der Geschäftsführungs-GmbH, die den Geschäftsführer bestimmt, soll am Montagnachmittag über vier Stunden gedauert haben.

Gräben zu Ismaik werden tiefer

Ismaik und sein Rechtsanwalt waren per Telefon zugeschaltet. Von Annäherung kann wohl keine Rede sein, die Gräben zwischen Klub und Investor werden tiefer.

Am Abend meldete sich Ismaik erzürnt über Facebook zu Wort: "Mit Bedauern muss ich feststellen, dass der TSV 1860 zu keiner Zeit bereit ist, außerhalb der 50+1-Regel zu agieren, sondern nur seinen eigenen Willen – wie jetzt bei der Besetzung des Geschäftsführerpostens – durchzusetzen."

Ismaik weiter: "Ich hätte mich auch durchaus damit anfreunden können, über eine gemeinsame Kompromisslösung zum Wohle des TSV 1860 nachzudenken. Dies war aber offenbar nicht gewünscht. Ich bin mir ziemlich sicher, es hätte andere Kandidaten als Michael Scharold gegeben, die mit beiden Gesellschaftern zusammen gearbeitet hätten. Ich stelle in Frage, warum unser Kandidat mit nachgewiesener sportlicher Vergangenheit im Managementbereich ohne Chance war."

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