TSV 1860 München: Revolution gegen Präsident Robert Reisinger - ARGE macht mobil
München - Beim TSV 1860 macht sich Unmut breit. Unmut über die Politik des Präsidiums von Robert Reisinger. Offen begehren Größen der Löwen gegen die sogenannte "Politik der schwäbischen Hausfrau" auf – und fordern vehement eine Wiederannäherung an Investor Hasan Ismaik.
Meinungsführer Karsten Wettberg
"Ich will nicht eine Revolution im Verein", sagt Karsten Wettberg im Gespräch mit der AZ, "aber...". Was ihm nicht gefällt: Die Ausrichtung des Vereins unter Reisinger, die namhafte Gegner zusammengebracht hat. "Sechzig muss möglichst bald wieder in den Profifußball. Man kann einem Investor nicht einfach sein Investment wegnehmen, sondern man muss eine Basis suchen, dass man vernünftig zusammenarbeitet", meint Wettberg energisch. "Der Hype, der jetzt da ist, ist sofort vorbei, wenn wir etliche Jahre in der Regionalliga spielen."
Auch Werner Lorant und Bernhard Winkler sind dabei
Wettberg ist ein Meinungsführer unter mehreren: Werner Lorant und Bernhard Winkler sollen einem Bericht des "Merkur" zufolge auch dazugehören. "Prominente Namen stehen da zweifellos dahinter: Das ist ein Bernd Patzke, der Peter Grosser, ein Fredi Heiß, die denken alle so", erzählt Wettberg und verweist auf die Meisterlöwen (Hier kommen Sie zur 1860-Themenseite).
Wettberg tut seine Meinung auf ARGE-Versammlungen kund, "weil ich merke, dass die Fans, die nicht direkt in München sind, das genauso sehen", sagt Wettberg. Es ist zweifelsohne ein Hinweis ans Präsidium Reisinger. "Ich kenne die Politik von Reisinger nicht. Er sagt, dass man möglichst bald aufsteigen soll. Aber wenn ich sehe, wie die Konkurrenz aufrüstet", meint Wettberg. "Ich kann den Investor nicht einfach rausschmeißen. Mit drei Millionen Euro kann man mit Sicherheit in der Dritten Liga nicht bestehen."
ARGE will raus aus Regionalliga Bayern
Bei besagten drei Millionen Euro soll es sich um den Etat der Löwen im Falle eines Aufstiegs in die Dritte Liga handeln. Schärfer sind die Bedenken in einem Schreiben aus dem ARGE-Umfeld formuliert, aus dem der "Merkur" zitiert. Darin heißt es: Man sei "weder mit dem Kurs der ‚schwäbischen Hausfrau‘ als auch mit der ‚Politik der Nadelstiche‘ gegen Hasan Ismaik einverstanden", wird erklärt.
Und weiter: "Das Fußballbusiness funktioniert heutzutage nur noch mit entsprechenden finanziellen Mitteln, will man Profifußball spielen. Das ausgelobte Budget für die Dritte Liga liegt mit drei Millionen Euro um den Faktor zwei bis drei unter dem Budget der Aufstiegsaspiranten in Liga 3. Der offensichtlich nicht notwendige Gesprächsbedarf mit dem Mitgesellschafter und Mehrheitseigner Hasan Ismaik ist nicht tragbar und für die verfolgte Rückkehr von Sechzig in den Profifußball in höchstem Maße kontraproduktiv."
Karsten Wettberg kritisiert: "Nicht demokratisch"
Deutlicher könnte die Kritik nicht ausfallen. Der Fanklub-Dachverband ARGE gilt grundsätzlich als Investor-nahe. Die Vorwürfe gehen noch weiter. Konkret heißt es: Ismaik-skeptische Vereinsmitglieder würden dessen Befürworter ausbremsen. "Die auswärtigen Fanklubs beklagen immer wieder, dass die Versammlungen so angesetzt werden und von der Länge so hinausgezogen werden, dass die Mehrheiten nur von den Münchner bestimmt werden können", sagt Wettberg. "Das ist für mich nicht demokratisch."
Eine Plattform, um die Machtverhältnisse zu ändern, wird die Wahl des Verwaltungsrates im Juli sein. AZ-Recherchen zufolge, plant die ARGE, einen oder sogar mehrere prominente Namen in den Verwaltungsrat zu bekommen. Für Wettberg ist es für einen Kurswechsel höchste Zeit: "Wir müssen wieder die Nummer zwei in Bayern werden."
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