TSV 1860 München: Präsident Peter Cassalette fordert eine Reaktion

München - Enttäuschung. Unzufriedenheit. Unmut. Frust. Kosta Runjaic könne solche Gefühlslagen nachvollziehen, sagte der 1860-Trainer am Montag, als er die 2:3-Pleite beim SV Sandhausen vom Vortag analysierte. Und zwar auf die Frage, ob man aus Abu Dhabi schon etwas gehört habe, wo mit Geldgeber Hasan Ismaik ein mächtiger Entscheidungsträger sitzt. Zwischen dem Jordanier, der nach Sechzger-Spielen gerne seine PR-Berater Facebook-Nachrichten verfassen lässt, und den Löwen-Fans wie Verantwortlichen, herrschte diesmal Funkstille. Gefährliche Stille?
Präsident Cassalette: Keine Reaktion von Hasan Ismaik
"Es gab noch keine Reaktion aus Abu Dhabi", erklärte Präsident Peter Cassalette, "was in erster Linie daran liegt, dass Hasan nicht dort ist, sondern auf Geschäftsreise. Was soll er auch schreiben? Ich wüsste es auch nicht, wenn ich an seine Stelle wäre: ‚Ihr müsst aufwachen‘ vielleicht", so der Oberlöwe zähneknirschend. Hatte sich mit den beiden Erfolgen in Würzburg und gegen Aue eben etwas Ruhe eingestellt – alles wieder vergangen nach dieser Nicht-Leistung im zweiten Durchgang gegen jene Mannschaft, die in der Vergangenheit gerne als Trainerschreck aufgetreten war: Ricardo Moniz und Markus von Ahlen können ein Lied davon singen.
Aigner vor Rückkehr ins Mannschaftstraining
Die neuerliche Pleite veranlasste Cassalette dazu, aktuell neue Töne anzustimmen: "Es kann doch bei 1860 nicht immer die Reaktion sein, den Trainer rauszuwerfen. Das haben wir oft genug getan und es hat auch nichts gebracht. Also muss man doch mal einen anderen Weg gehen als in der Vergangenheit." Das sei, um in der anstehenden Länderspielpause womöglich einer weiteren Trainerdiskussionen einen Riegel vorzuschieben, direkt angemerkt.
Ansonsten, so Cassalette, vertraue er darauf, dass Runjaic ("Der Trainer muss selbst sehen, was falsch läuft") und Sportchef Thomas Eichin ("Auch der Sportchef ist gefragt") "schon einen Weg finden, um aus der Situation herauszukommen." Er selbst habe im Rahmen seiner Möglichkeiten bereits eingegriffen: "Ich kann mir als Präsident nicht anmaßen, sportliche Entscheidungen einzuschätzen. Ich kann nur meine Launen weitergeben, du das habe ich schon getan. Ist doch klar, dass ich nicht zufrieden bin." Somit war die sportliche Leitung gefragt, die Pleite aufzuarbeiten. Eichin hatte in Sandhausen bekannt, noch eine Nacht über den unerklärlichen Pausen-Einbruch der Sechzger noch eine Nacht schlafen zu müssen. Nun ließ er ausrichten, dass er keine neuen Erkenntnisse gewonnen habe und verzichtete auf ein weiteres Statement.
Trainer Runjaic: "Wittek stagniert in seiner Entwicklung"
Trainer Runjaic dagegen formulierte es bei seiner Spielanalyse so: "Wir müssen unseren Job machen. Das geht nur gemeinsam im Team, mit der Mannschaft." Die hatte in Sandhausen den Job mehr schlecht als recht erledigt. Den rekordverdächtig schnellen Rückstand noch in eine 2:1-Pausenführung gedreht, danach auf ganzer Linie versagt. Runjaic habe sich nach eigener Aussage mit drei Trainerkollegen unterhalten, ob sie danach gewechselt hätten. Nein, so das eindeutige Fazit. Die Ansprache in der Kabine sei auch klar gewesen: "Das, was wir fortsetzen wollten, das aggressive Nachgehen wohlwissend, dass Sandhausen mehr Risiko geht, haben wir vermissen lassen", klagte der 45-Jährige. Individuelle Fehler, wie bei Maxi Witteks "Vorlagen" beim 2:2 und 2:3, könne man "nicht immer erklären." In jedem Fall "stagniert er in seiner Entwicklung, das weiß er auch."
AZ-Analyse: Wieder Patzer, wieder keine Punkte
Wittek müsse, wie das ganze Team, hart an sich arbeiten. Damit es gleich heute losgehen kann, hat Runjaic den geplanten freien Tag gestrichen. Dürfte nicht viele positive Emotionen auslösen bei seinen Profis. Ist aber, wie der Sandhausen-Auftritt zeigte, bitter nötig, um weiteren Enttäuschungen vorzubeugen.