TSV 1860 München: Matmour-Streit eskaliert - Ekeln ihn die Löwen raus?
München - Stell dir vor, du bist Fußball-Profi und darfst deinen Job nicht mehr ausüben. Die Akte Karim Matmour ist beim TSV 1860 um ein paar skurrile Kapitel reicher geworden. Unter Ex-Trainer Kosta Runjaic war der 31-jährige Flügelspieler mit vielen Vorschuss-Lorbeeren an die Grünwalder Straße gekommen. "In Kaiserslautern war er einer der zwei, drei besten Flügelspieler der Liga", sagte Runjaic über die gemeinsame Zeit bei den Roten Teufeln. Bei 1860 ist Runjaic Geschichte – sein Wunschspieler bald auch.
Nachdem Trainer Vitor Pereira am Donnerstag erklärt hatte, dass er nicht mehr mit Matmour plane ("Ich habe ihm gesagt, dass er nicht zu meinen Vorstellungen passt"), durfte der Ex-Nationalspieler Algeriens nicht am Training teilnehmen. Mehr noch: Wie die "Bild" am Freitag berichtete, soll man Matmour (Vertrag bis Sommer 2018) nahegelegt haben, keinen Kontakt mehr zu seinen Mitspielern zu suchen und sich nicht mehr auf dem Gelände sehen zu lassen. Auch zu einem Mannschaftsabend mit Investor Hasan Ismaik wurde Matmour mit seiner Frau Manel Filali erst ein- und dann wieder ausgeladen. Ein Vorgang, der an den jüngsten Eklat zwischen Geschäftsführer Anthony Power und Hauptsponsor "die Bayerische" erinnert, als Power Journalisten den Zugang zum Business-Bereich der Arena durch die Ausübung des Hausrechts verweigern wollte. Jetzt also volle Power gegen Matmour?
Dementi der TSV-Führung
Die Löwen dementierten am Freitag per Pressemitteilung. "Dass Matmour der Kontakt zu den Mannschaftskollegen untersagt bzw. gegen ihn ein Hausverbot erlassen worden wäre, entspricht nicht der Wahrheit", so die Sechzger. Dass der 31-Jährige versuche, über die Medien Druck auf 1860 auszuüben, "lässt uns darauf schließen, dass er lediglich das Ziel verfolgt, finanziellen Nutzen aus dieser Situation zu ziehen".
Ein Winterwechsel war gescheitert, nun pochen der Spieler und sein Anwalt auf die Erfüllung des Kontraktes, der dem Akteur eine mittlere sechsstellige Summe im Jahr einbringen dürfte. Anwalt Stefan Hagen erhebt dagegen Vorwürfe gegen die Giesinger. "Sachliche Gründe liegen nicht vor. So etwas macht man nicht – und das Entsetzen darüber war allseits berechtigterweise sehr groß. Karim ist ein hundertprozentiger Profi. Er erfüllt seinen Vertrag pflichtbewusst und vollumfänglich", sagte Hagen zu Sport1, die Bewertung des Vorgehens "eines traditionellen Bundesligavereins wie 1860 möchte ich gerne anderen überlassen".
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Dabei hatte Matmours Engagement durchaus vielversprechend begonnen, wie auch die Löwen nicht verschweigen wollen. "Seit seinem Wechsel im Sommer 2016 kam der ehemalige algerische Nationalspieler 13 Mal in der Zweiten Liga (zwei Assists) und einmal im DFB-Pokal zum Einsatz, wo er ein wichtiges Tor für die Löwen erzielte", schreibt 1860. Besagtes Highlight: Gemeinsam mit Ex-Kapitän Stefan Aigner avancierte er mit je einem Treffer und Assist zum Matchwinner des Pokalfights gegen den Karlsruher SC (2:1). Schon unter Runjaic befand er sich allerdings schnell in einer Formkrise, nach dem Aus des Trainers war er nur mehr ein Schatten seiner selbst.
Künftig werde der Noch-Löwe bei der U21 trainieren, wo er laut 1860 eine "faire Chance" habe, sich erneut für die Profis zu empfehlen. Deutlich wahrscheinlicher ist ein baldiger Abgang – fragt sich nur, zu welchen Konditionen.