TSV 1860 München: Markus Ziereis im Interview über die Löwen-Fans

München - Markus Ziereis kehrte im vergangenen Sommer zu den Löwen zurück. Der Stürmer will unbedingt aufsteigen.
AZ: Herr Ziereis, in den letzten beiden Testspielen des TSV 1860 im Trainingslager (1:0 gegen Zaglebie Sosnowiec, 2:1 gegen Beijing Renhe, d. Red.) haben Sie keinen Treffer erzielt. Löwen-Stürmer in der Krise?
MARKUS ZIEREIS: Schön wär's, wenn es immer so gut laufen würde, dass man nach zwei torlosen Spielen bereits in der Krise ist. Das wär' Wahnsinn. (lacht). Wir hatten zuletzt gute Gegner. Klar, dass es dann weniger Chancen gibt als gegen Wörgl oder Fürstenfeldbruck.
In sieben Testspielen haben Sie acht Mal ins Schwarze getroffen. Dürfen wir Ihnen schon vor dem letzten Test am 16. Februar gegen Blau-Weiß Linz die imaginäre Trophäe des Torschützenkönigs der Winter-Vorbereitung überreichen?
Die sollte mir nicht mehr zu nehmen sein. Das freut mich und zeigt, dass ich von dem neuen 4-4-2-System profitiere, weil ich so weiter vorne agieren kann. Pflichtspieltore sind natürlich wichtiger.
Wie lässt sich das Zusammenspiel mit Sturmkollege Sascha Mölders noch verbessern - außer, dass er eigenen Aussagen zufolge etwas Übergewicht abtrainieren muss?
Verbesserungsbedarf gibt es immer, aber es läuft bisher gut. Wir legen uns die Tore gegenseitig auf. Es ist wichtig, viele Torschützen zu haben, das macht uns unberechenbarer. Was sein Gewicht betrifft: Das kriegen wir als Mitspieler mit, klar. Seine Leistung bringt er trotzdem. Es zeichnet ihn aus, auch mal darüber zu schmunzeln - muss er auch, wenn er von uns einen dummen Spruch kassiert. (grinst)
Mölders meinte, seinen letzten Sixpack hätte er vor zehn Jahren gehabt. Wie schaut's bei Ihnen aus?
Ich bin eher der ausdauernde Typ, müsste mehr Muskelmasse drauf kriegen - der Sascha kann mir ja ein paar Pfunde abgeben… Manche Spieler haben eine brutale Veranlagung, wie der Michi Görlitz: Der muss die Gewichte nur anschauen und ist schon eine Maschine.
Da Sie ihn ansprechen: Neulöwe Michael Görlitz, ihr früherer Kollege beim FSV Frankfurt, konnte in Spanien die meisten Einheiten mitmachen. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?
Er war damals beim FSV neben Matthew Leckie unser bester Spieler. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er schon so weit ist. Seine Dribbelstärke, sein Auge - das wird uns definitiv weiterbringen, wenn er fit ist.
"Wenn Timo uns braucht, sind wir für ihn da"
Bei Timo Gebhart zeichnet sich ab, dass er weiter fehlen wird. Wie sehr schmerzt es, dass ein solcher Leistungsträger nicht fit wird?
Es ist bitter, dass es sich so hinzieht. Seine ganze Karriere wird er schon von Verletzungen verfolgt. Wir wünschen ihm alle, dass er bald zurückkommt. Er hat Pässe drauf wie sonst keiner. Es ist auch wegen seiner privaten Angelegenheit mit der Familie eine schwere Zeit für ihn.
Die Frühgeburt seines Kindes.
Ja. Man merkt natürlich, dass ihn die Situation bedrückt. Das ist eine Extrembelastung. Daran sieht man erst, was wichtig ist im Leben. Wir nehmen alle Rücksicht auf ihn. Wir haben ihm gesagt: Wenn er uns braucht, sind wir für ihn da.
Am 24. Februar treten Sie wohl ohne Gebhart zum Auftakt der restlichen Rückrunde bei Verfolger 1. FC Nürnberg II an. Über 11 000 Gästetickets sind weg. Ein Spiel, das Sechzig nicht verlieren darf?
Verlieren sollten wir nicht, aber wir sind gut vorbereitet, freuen uns darauf und gehen als Favorit ins Spiel. Unsere Fans sind der Wahnsinn. Das geht bei den etwa 50 Fans los, die kürzlich mit uns in Oliva Nova waren. Das gibt's nur bei Sechzig. Den Radl-Charly (Hermann Heck, d. Red.) frage ich immer, ob er wieder mit dem Rad gekommen ist. Es ist faszinierend, dass er das bis vor wenigen Jahren gemacht hat. Mit 85 Jahren geht's leider nicht mehr. Aber so ein Kerl, die ganzen Allesfahrer und die Kulisse in Nürnberg zeigen: Wir haben die besten Fans in ganz Deutschland - und das in der Regionalliga!
Alle vereint die Hoffnung auf den Aufstieg. Wie gehen Sie mit der immensen Erwartungshaltung um?
Es hängt viel an uns, aber unser aller Wunsch ist, dass wir es schaffen. Wir haben einen tollen Teamgeist, ich nehme mal Regensburg als Beispiel: Die haben auch nicht die besten Fußballer und halten jetzt in der Zweiten Liga mit. Ich glaube, dass wir auch in der Dritten Liga bestehen könnten. Für mich war bei meinem Wechsel klar: Ich wollte nicht pokern und sehen, ob wir gleich aufsteigen. Ich will diesen Weg mitgehen und mit Sechzig erfolgreich sein.