TSV 1860 München: Löwen nach dem Aufstieg - Giesinger Ballermänner

Die Aufstiegshelden des TSV 1860 führen den Party-Marathon nun auf Mallorca fort. Münchens OB Dieter Reiter gratuliert den Löwen und lädt sie ins Rathaus ein. "Ich würde mich sehr Freude".
München - Auf den ersten Blick hätte man glauben können, sie hätten den Aufstieg vergeigt. Dicke Sonnenbrillen in hochroten Gesichtern. Angeschlagene Stimmen. Leidende Löwen. Doch als sie sich nach langer Partynacht - die im Séparée des In-Lokals Hugo's geendet hatte - wieder sahen, als ihnen die Fans aus dem Löwen-Stüberl Applaus spendeten, erlebte das Aufsteiger-Grinsen seine Wiederauferstehung.
"Heute sind wir hundemüde, aber das ist scheißegal", sagte Feierbiest Aaron Berzel, der sich im Gegensatz zum Vortag, als er sich auf dem Dach eines VW am Trainingsgelände von den Fanmassen feiern ließ, bei deftigen Schinkennudeln an einem der Biertische niedergelassen hatte. Ebenso egal war Sportmarketing-Student Christian Köppel seine Klausur in Wirtschaftsrecht.
"Ich bin um vier Uhr ins Bett gegangen und um sieben wieder aufgestanden. Ich glaub' es lief nicht so gut, aber so oft steigt man nicht auf", sagte der demnächst zu Regenerationszwecken in Sansibar urlaubende Linksverteidiger über die ursächliche Verbindung zwischen der zu erwartenden Note und dem Märchen von Giesing.
Vizekapitän Jan Mauersberger schrieb mit einem Foto des Sonnenaufgangs gegen fünf Uhr morgens: "München, gestern. Geschichte geschrieben." Der Löwen-Wahnsinn beim 2:2 gegen Saarbrücken am Sonntag stellte einfach alles in den Schatten - Sechzig ist drittklassig!
Jubelszenen, wie sie Giesing seit 24 Jahren nicht mehr gesehen hatte
"Da musst du erstmal Worte finden. Ich hatte nach dem Abpfiff keine Emotionen, konnte es erstmal gar nicht glauben. Jetzt haben wir es tatsächlich geschafft", so Nico Karger über die Momente nach dem Schlusspfiff beim 2:2-Remis im Rückspiel, das nach dem 3:2 beim FCS den Aufstieg bedeutete.
Platzsturm. Zaunparty. Bierduschen ohne Ende. Jubelszenen, wie sie Giesing seit 24 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Auch die Polizei zog ein "sehr positives Fazit" mit lediglich 15 Strafanzeigen wegen kleinerer Delikte.
Der kollektive Siegesrausch beschränkte sich auf eine legendäre, aber weitgehend friedliche Feier. Sämtliche Löwen-Helden mussten gestern trotz harter wie verdienter Partynacht wieder antanzen, weil Trainer Daniel Bierofka um 14 Uhr eine Saison-Abschlussbesprechung anberaumt hatte.
Danach ging es, zumindest für das Gros der Mannschaft um Karger, Berzel, Kapitän Felix Weber, Torhüter Marco Hiller, Nicholas Helmbrecht, Nico Andermatt, Eric Weeger und Megafon-Mann Lukas Aigner mit dem Mannschaftsbus zum Flughafen und von dort nach Mallorca - Aufstiegsparty am Ballermann!
Nach Aufstieg: So feiern die Löwen-Fans
Glückwünsche gab es für den frischgebackenen Drittligisten von allen Seiten. Zunächst von zwei Protagonisten aus den eigenen Reihen, die beide auf ihrem Facebook-Profil und beide mit der Unterschrift "Einmal Löwe, immer Löwe" posteten: Robert Reisinger und Hasan Ismaik.
Hasan Ismaik gratuliert dem TSV 1860
"Oben samma", schrieb der Präsident und gratulierte neben Bierofka der Mannschaft, "die eine tolle Saison gespielt hat". Und den Fans, "die alles dafür gegeben haben, dass wir aufsteigen" und "einfach allen, die daran mitgewirkt haben". Der Investor gratulierte "zu diesem fantastischen Aufstieg" und lobte nach dem Absturz 2017 "die DNA dieses einzigartigen Klubs in Deutschland". Der Jordanier sei "stolz, Teil des TSV 1860 zu sein" und wolle trotz der letzten für ihn "nur schwer nachvollziehbaren Jahre" nun "die Hand reichen", denn er wolle "ein gemeinsames und vor allem erfolgreiches 1860".
Kevin Volland und Christopher Schindler im Stadion
Auch ein namhaftes Ex-Löwen-Duo, das live im Grünwalder Stadion mitgezittert hatte, zeigte sich beeindruckt. "Überragend! Das war seit langem die beste Stimmung, die ich miterlebt habe. 12.500 Zuschauer, und die reißen hier die Bude ab. Das war ganz großes Kino", sagte Leverkusens Kevin Volland der AZ. Huddersfield-Held Christopher Schindler sagte lächelnd: "Langweilig wird es bei 1860 nie. Es macht Sechzig aus, dass es so emotional ist. Man hat gesehen: Sechzig lebt!"
Glückwünsche gab es ebenso aus der Münchner CSU-Fraktion, die eine Einladung von OB Dieter Reiter ins Rathaus gefordert hatte. Der Stadtchef gratulierte aber auch selbst in einem Schreiben an Reisinger und lud die Löwen ein. Der OB wünsche "eine erholsame Sommerpause und danach einen erfolgreichen Start in die Dritte Liga. Ich würde mich sehr Freude, wenn ich Spieler, Trainer und Offizielle vor dem Beginn der neuen Saison anlässlich eines Empfangs im Münchner Rathaus begrüßen könnte." Die Aufstiegslöwen, ab 18. Juni wieder im Training, dürften einverstanden sein.