TSV 1860 München: Hausverbot für den eigenen Vermarkter

München - Nicht nur Teile der Medien und einen kritischen Fan, jetzt hat der TSV 1860 im Zuge seiner restriktiven Vereinspolitik offenbar auch einen der hauseigenen Mitarbeiter der Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße schikaniert.
Wie die Bild am Mittwoch berichtet, wurde auch Dominik Scherf, Teamleiter von Sechzigs Vermarktungsunternehmen Infront, Opfer eines Dauerkartenentzugs für die Heimpartien der Löwen in der Allianz Arena. Eine fragwürdige Maßnahme, stellt doch die Kundenbetreuung an den (Heim-)Spieltagen einen wichtigen Teil von Scherfs Arbeit dar.
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Bild zitiert dabei Infronts Geschäftsführer Deutschland, Reinhardt Weinberger: "Wir bitten um Verständnis, dass wir aus partnerschaftlichen Gründen keine Annahmen kommentieren werden."
Hausverbot beim Rückrundenauftakt?
Der AZ wurde der Dauerkartenentzug aus eigenständiger Recherche durch mehrere Quellen im Umfeld des Vereins schon zuvor bestätigt: Schon beim Rückrundenauftakt gegen die SpVgg Greuther Fürth soll Scherf den Informationen unserer Redaktion zufolge mit einem vorübergehenden Hausverbot belegt worden sein.
Weder die Sechzger, noch Scherf selbst wollten Anfang Februar auf AZ-Nachfrage zu dem Vorfall eine Stellungnahme abgeben: Scherf verwies darauf, dass das Credo der Kommunikationspolitik der internationalen Vermarktungsagentur sei, sich in solchen Fällen nicht über Vertragspartner zu äußern. Ganz im Gegensatz zu den Sechzgern, die auch auf erneute Anfrage keinen Kommentar abgeben wollten, Infront jedoch kürzlich beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (2:0) wegen der "Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht" in einer öffentlichen Pressemitteilung kritisiert hatten. Jetzt scheint klar: Die Löwen machen offenbar auch vor ihren Partnern nicht Halt.
Fragt sich nur, ob mehr dahintersteckt: Infront, durch einen langfristigen Vertrag, der Sechzig pro Jahr eine Garantiesumme von gut fünf Millionen Euro einbringt, seit Februar 2015 und noch bis 2028 an den Klub gebunden, hatte Hasan Ismaiks Vermarktungsagentur HI² abgelöst. Ob der jordanische Investor, der die Geschicke des Vereins in den vergangenen Monaten zu großen Teilen selbst in die Hand genommen hat, auch künftig wieder selbst für die Vermarktung des Vereins verantwortlich zeichnen will und den Weg der Konfrontation sucht, um einen Ausstieg Infronts zu erwirken?