TSV 1860 München: Hasan Ismaik als Beispiel: Ex-Löwen-Boss warnt vor Investoren
München/Düsseldorf - Hasan Ismaik polarisiert den deutschen Fußball längst über Giesing hinaus. Investoren, und was sie im deutschen Fußball anrichten können - kein Klub liefert ein besseres Beispiel als der TSV 1860. Robert Schäfer erlebte den umstrittenen Mehrheitseigner Hasan Ismaik während seiner Zeit beim TSV 1860.
Schäfer war Boss des TSV 1860
Der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf war zwischen 2010 und 2013 Geschäftsführer der Löwen. Im Kicker sprach Schäfer nun Klartext über den Einfluss externen Geldgeber - und er sprach sich vehement für einen Erhalt von 50+1 aus. "Ich bin ganz klar für den Erhalt der 50+1 Regel. Es muss das Ziel eines jeden Vereins sein, die Selbstständigkeit zu erhalten, statt sich zu verkaufen".
Ismaik wollte Sechzig in die Bundesliga führen, doch auch wegen seiner Fehlentscheidungen spielt der Klub stattdessen nur noch vierte Liga. Ein Rückblick: Ismaiks Firma HAM International Limited kaufte 2011 für knapp 18 Millionen Euro 60 Prozent der nicht-stimmberechtigten Anteile an der Kapitalgesellschaft sowie 49 Prozent der stimmrechten. Zu diesem Zeitpunkt bestritten die Löwen ihre Spiele noch in der 2. Liga. Die Realität heute ist eine andere.
Schäfer sieht Ismaik als Problem
Schäfer sieht das Engagement Ismaiks als wesentlichen Grund für den Absturz der Giesinger.
"Das Problem waren die ständigen Strategiewechsel. Diese basierten letztlich auch auf den Emotionen des Investors. Wenn der Investor nach einem halben Jahr das Gefühl hatte, die Strategie ändern zu müssen, wurden dafür direkt neue Leute geholt, und alles wurde umgeworfen. Ein neuer Trainer, eine neue sportliche Führung, neue Spieler. Nichts konnte sich entwickeln", erzählte der Düsseldorf-Boss dem Kicker. "Es führte am Ende zum Chaos und 2017 zum Abstieg in die Viertklassigkeit."

Geschäftsführer von Fortuna Düsseldorf: Robert Schäfer. (Foto: imago/Eibner)
Doch warum wirkte sich das Engagement Ismaiks so negativ aus?
"Sobald ich als Verein eine Person mit so viel Geld ins Boot hole, bin ich auch von deren Emotionen abhängig. Hat der Investor einen schlechten Tag, fliegt auch mal der Trainer raus. Das hat nichts mehr mit einer strategischen fußballerischen, sondern mit einer emotional-reputationsbezogenen Entscheidung zu tun", erklärte Schäfer.
Schäfer fordert Kontinuität
Dabei müssten Kontinuität, Nachhaltigkeit garantiert werden, meinte er. "Wir hatten bei 1860 mehrere Situationen, in denen wir bei Spielertransfers alles ausverhandelt hatten und dann fünf, sechs Stunden auf das Go des Investors warten mussten. Nur weil der Investor zeigen wollte, dass er derjenige ist, der die Entscheidungen trifft."
Schäfer warnt den deutschen Fußball deshalb eindringlich vor Beispielen wie dem von Ismaik. Er zeichnet ein regelrechtes Schreckensszenario vieler Fans.
"In zehn Jahren werden unsere Vereine drei- bis viermal verkauft worden sein. Es gibt dann eigentlich keinerlei emotionale Beziehung zwischen Eigentümer und Verein mehr", erklärt Schäfer. "Wir müssen uns bewusst machen: Der Fußball, den wir unseren Kindern hinterlassen, wird ein ganz anderer sein als der, den wir von unseren Eltern kennen und lieben gelernt haben." Ismaik und der Absturz des TSV 1860 dient ihm als mahnendes Beispiel.
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