TSV 1860 München: Fragen und Antworten zum Streit zwischen Hasan Ismaik und dem Verwaltungsrat

Der Streit zwischen Investor Ismaik und den Vereinsvertretern des TSV 1860 wird immer heftiger. Eine kooperative Zusammenarbeit scheint nicht mehr möglich. Nun könnten die Fans entscheiden.
Matthias Eicher |
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Drei Hauptdarsteller im aktuellen 1860-Zirkus (v.l.): Interimspräsident Robert Reisinger, Investor Hasan Ismaik und Geschäftsführer Markus Fauser.
sampics/Rauchensteiner/Augenklick, dpa Drei Hauptdarsteller im aktuellen 1860-Zirkus (v.l.): Interimspräsident Robert Reisinger, Investor Hasan Ismaik und Geschäftsführer Markus Fauser.

München - Der Ton wird schärfer auf Giesings Höhen. "Hasan Ismaik täuscht unsere Fans", klagte Vizepräsident Hans Sitzberger kürzlich den jordanischen 1860-Investor an. Der bezichtigte Sitzberger der Lüge, lehnt den neuen Geschäftsführer Markus Fauser ab und fordert die Verwaltungsräte Dr. Markus Drees, Robert von Bennigsen und Richard Ostermeier zum Rücktritt auf.

Die Machtkämpfe der Löwen spitzen sich zu. Jahrelang und besonders zuletzt "bis zur Selbstverleumdung" (Vize Heinz Schmidt) Ismaiks Untertanen, schlägt der Verein jetzt zurück – und den Fans könnte letztlich eine Schlüsselrolle zufallen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Welchen Standpunkt vertritt Ismaik?

"Die Funktionäre des TSV 1860 gehen seit Wochen mit mir auf Konfrontation", so der Geldgeber. Er will nach wie vor seinen Sechs-Punkte-Plan durchdrücken – und schießt gegen den Verwaltungsrat: Drees habe er als Verantwortlichen des ismaikfeindlichen Fan-Songs "Scheiß auf den Scheich" ausgemacht, weil dieser einen Facebook-Post der "Freunde des Sechzgerstadions" als deren Vorsitzender nicht gelöscht habe. Bennigsen und Ostermeier wirft er vor, sie hätten sich auf seine Kosten bereichern wollen.

Was sagen die Verwaltungsräte?

Drees erklärte der AZ: "Ich habe mich bereits klar davon distanziert und die Nachricht nicht verfasst." Über die neuen Vorwürfe sagte Bennigsen: "Wir werden keinen öffentliche Stellungnahme abgeben und wollen kein Öl ins Feuer gießen – sondern uns um den Verein kümmern." Klingt nicht danach, als würden sich die Finanziers-Forderungen erfüllen.

Und zu den Vorwürfern, man wolle sich auf Ismaiks Kosten bereichern: Der Investor hatte in der Vergangenheit selbst Interesse an Geschäften geäußert. Die Tatsache, dass Bennigsen und Ostermeier ihn nach AZ-Informationen dabei unterstützen wollten, birgt an sich noch nichts Ehrenrühriges.

Wird es eine partnerschaftliche Zusammenarbeit geben?

Angesichts wechselseitiger Schuldzuweisungen erscheint dies nahezu ausgeschlossen. Derzeit kommunizieren beide Seiten öffentlich eine Gemeinsamkeit: gegenseitige Ignoranz. Neu-Geschäftsführer Fauser kündigte eine Kontaktaufnahme an. Auf AZ-Anfrage ließ der 39-Jährige ausrichten, dass er sich erst äußern wolle, wenn Fakten geschaffen wurden.

Um Ismaik loszuwerden, könnte der e.V. einen Insolvenzantrag für die KGaA stellen – würde vorher die U21 dem Verein überschrieben, könnte sie sogar die bereits vorhandene Regionalliga-Lizenz behalten. Ismaik dürfte dies jedoch mit allen Mitteln verhindern.

Wie gespalten sind die Lager?

Die Gewerkschaft "ver.di" ließ per E-Mail verlauten: Man unterstütze das Vorgehen gegen Ismaik. "Es ist eine Schande, dass einer der größten Sportvereine dieser Republik von einem einzigen Mann als Spekulationsobjekt missbraucht und an den Abgrund geführt wird!", so Gewerkschaftssekretär Florian Pollok.

Die Fans teilen sich weiter in zwei Lager auf: ARGE-Vorstand Gerhard Schnell und große Teile des Fanklubdachverbands stützen Ismaik, doch immer mehr Anhänger misstrauen den Worten des Jordaniers. Dessen erpresserische Maßnahme, den Löwen bei Nicht-Erfüllung seiner nicht erfüllbaren Forderungen die Drittliga-Lizenz zu verweigern, dürften nicht wenige zum Umdenken bewogen haben. Seine persönlichen Anschuldigungen sprechen auch nicht für ein konstruktives Miteinander.

Wie reagiert der Investor?

Ismaik gibt dem e.V. von 1860 die Schuld am Absturz.. "Wäre die Vereinsseite nur ansatzweise kooperativ gewesen, gewisse Dinge in die richtige Richtung zu lenken, hätte ich das Geld sofort überwiesen", sagte Ismaik dem kicker. "Es ist nicht immer der böse, böse Ismaik."

Der e.V. habe auch den Rücktritt des Geschäftsführers Ian Ayre zu verantworten: "Nach kurzer Zeit hat er mich angerufen und gesagt: ‘Hasan, ich sehe nur Baustellen und spüre verbitterte Gegenwehr.’ Glauben Sie, dieser Mann will sich von Leuten wie Roman Beer und Markus Drees lächerlich machen? Das hat er nicht nötig. Sein Rücktritt war die einzig logische Konsequenz", so Isamik zum Kicker.

Er bereite nun die Klage gegen die 50+1-Regel vor. "Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem ich sage: So geht es nicht mehr weiter. Ich hätte gerne einen anderen Weg gewählt."

Was sagt der Ex-Präsident?

Im Merkur verteidigt Peter Cassalette seine Zusammenarbeit mit Ismaik: "Der einzige Grund, warum ich von Anfang an den Schulterschluss mit ihm gesucht habe, war: Alle meine Vorgänger sind mit dem Gegenteil gescheitert. Sie haben sich gegen Ismaik gestellt, das hat nicht funktioniert." Er gab auf Drängen des Verwaltungsrats das Amt auf, erklärte er. "Mit dem Abstieg ist mein Weg mit Hasan gescheitert. Das ist unbestreitbar."

Was passiert auf der Mitgliederversammlung? "Liebe Löwen, bitte geht am 2. Juli zur Wahl und entscheidet, wer es ernst mit Euch meint oder sich auf der Drehscheibe 1860 nur profilieren will", fordert Ismaik die Fans auf – und will sich ihre Stimmen dafür zunutze machen, um Bruder Yahya Ismaik in den Verwaltungsrat zu bugsieren. Auch die Wahl von Interimspräsident Robert Reisinger, der nicht "Schlitten fahren" wolle mit dem Jordanier, dürfte er torpedieren wollen. Über seinen erpresserischen Sechs-Teiler dürfte hitzig zu diskutieren sein.

Lesen Sie auch - Pacult über 1860: "Es stimmt auf allen Ebenen nicht"

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