TSV 1860 München: Das sagt Schweinfurts Trainer Gerd Klaus im AZ-Interview

Der 47-jährige Ex-Profi trainiert den Regionalligisten FC Schweinfurt 05 seit der Saison 2012/2013.
AZ: Herr Klaus, Sie sagten kürzlich, Sie können diese Dauer-Konfrontation mit dem TSV 1860 nicht mehr hören. Machen Sie für uns vor dem Spitzenspiel am Samstag bei den Löwen noch eine Ausnahme?
GERD KLAUS: Freilich. Und das ist ja auch ein schönes Spiel für uns, keine Frage. Nur: Der ganze Trubel vorher, dass meine Spieler nur die Löwen im Kopf haben, obwohl wir gegen Pipinsried und Schalding-Heining spielen müssen, da geht mir Sechzig gehörig auf den Geist.
Wie sehr "nervt" die Anwesenheit der Sechzger in der Liga? Sie gingen als selbsterklärter Aufstiegsaspirant an den Start, haben auf Profitum umgestellt – und dann stürzte plötzlich so ein Kaliber wie 1860 ab.
Als Erstes muss ich dazu sagen: Mir gefällt dieser Verein, und ich habe ihm diesen Absturz schon deshalb nicht gewünscht. Aber wenn du dir Chancen ausrechnest, und dann kommt so ein Topfavorit rein, ist das natürlich bitter. Ich war nicht gerade hocherfreut.
Sie treffen sich nun mit den Sechzgern zum Spitzenspiel, haben den Zweikampf aber schon vorher für beendet erklärt.
Ich bleibe dabei: Unsere Chancen sind bis auf ein Minimum gesunken. Wir sind nicht gänzlich chancenlos, aber unsere neue Zielsetzung ist, einfach da zu sein, wenn Sechzig einen Fehler macht. Ich hoffe nur, sie werden nicht Meister und scheitern dann in der Relegation, denn im nächsten Jahr ist der Aufstieg für uns fast ein Muss.
"Einen Weber würde ich nehmen"
1860-Trainer Daniel Bierofka sagte kürzlich, dass es eine "Mär" sei, dass Sechzig deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung habe, während Sie davon sprachen, dass Schweinfurts Etat um das Fünffache geringer sei. Was stimmt denn nun?
Es ist Fakt, dass Sechzig ganz andere wirtschaftliche Möglichkeiten hat. Wenn man die Gehälter zusammenlegt, wären sie ein gutes Stück vorne. Das weiß auch Daniel. Ich würde es genauso machen wie er. Er ist ein geiler Typ und brennt für Sechzig. Ein kleiner Diego Simeone, der auch mein Vorbild ist. Er ist im letzten Jahr mit der U23 Vizemeister geworden – und hat jetzt Weber, Mauersberger, Gebhart, Mölders, Karger, Kindsvater und wie sie alle heißen, dazu bekommen.
Wo sie die Spieler schon aufzählen: Wen hätten Sie gerne im Team, wenn Sie die Wahl hätten?
Einen Weber würde ich nehmen. Ein junger Spieler, der für mich in die Zweite Liga gehört. Oder Karger mit seinem Speed. Kindsvater wollten wir ohnehin holen, aber da konnten wir nicht hinschmecken.
Zurück zu Samstag: ausverkauftes Grünwalder Stadion, übermächtige Sechzger – sieht auch Ihre Motivationstaktik so aus, dass Ihre Elf ohnehin keine Chance hat?
Das ist sowieso das einfachste Spiel der Saison. Ich werde da eher eine ruhige Besprechung abhalten, denn 12500 Fans im Stadion und pushen schon genug, und die Spieler sich auch selbst. Ich bin von meiner Mannschaft überzeugt: Sie hat das Zeug, die Löwen zu schlagen.
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