TSV 1860 München: Daniel Wein überzeugt bei den Löwen als Antreiber

Löwen-Mittelfeldspieler Daniel Wein ist der heimliche Antreiber beim TSV 1860 – und wird nach dem Ausfall von Timo Gebhart nun noch wichtiger. Bierofka: "Er ist ein absoluter Glücksfall für uns".
München - Beim TSV 1860 schienen zuletzt die Gesangs- und Feier-Wochen ausgebrochen zu sein. Torjäger Nico Karger war für seine jüngsten Treffer von Mitspielern und Fans mit einer umgedichteten Version des Anthony-Modeste-Songs gewürdigt worden ("Karges, Karges – Nico Karges"). Investor Hasan Ismaik wurde am Sonntag im Oktoberfest-Zelt Schottenhamel dagegen deutlich weniger freundlich bedacht. Und im Internet kursiert zudem das Video einer scherzhaften Studie darüber, mit welchen Launen die Löwen-Anhänger auf die Wiesn zu gehen pflegen.
Einer, der bisher stets etwas unscheinbarer dafür warb, besungen und gefeiert zu werden, aber nun zum Matchwinner avancierte, ist Daniel Wein. Im Juli 2017 vom SV Wehen Wiesbaden gekommen, sofort in der runderneuerten Regionalliga-Elf von Trainer Daniel Bierofka Fuß gefasst, heimlich zum Antreiber aufgestiegen. Und jetzt, nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Mittelfeld-Boss Timo Gebhart noch wichtiger geworden.
Prompt gibt’s ein Loblied für den 23-jährigen defensiven Mittelfeldspieler – von seinem Coach höchst selbst. "Er ist ein absoluter Glücksfall für uns", schwärmt Bierofka auf Nachfrage der AZ, "aber wir für ihn denke ich auch. Vor allem seine Konstanz ist herausragend." Ein herausragender Wein also, sich die Löwen da geschnappt haben.
Gegen Fürth gab’s erstmals eine Kostprobe seiner Fähigkeiten vor dem Tor, als die Kollegen Ladehemmung hatten – und glatt schenkte er den Kleeblättern einen ein. Würde sich glatt Udo Jürgens Schlager "Griechischer Wein" anbieten als Vorlage für eine Eigenkreation, den Giesinger Wein.
Der Akteur selbst gab sich nach seinem Premierentreffer eher zurückhaltend denn vollmundig. "Ich versuche, auf dem Platz Ruhe auszustrahlen und meinen Job zu machen", erklärte er. Zudem erkannte er: "Wir sind hinten eine Bank. Es war das siebte Spiel in Folge ohne Gegentor. Das trichtert uns der Trainer gut ein." Und doch liegt es auch an Weins Qualitäten in den vielen Zweikämpfen, die er führt, um den Gegner gar nicht erst in die Gefahrenzone durchschlüpfen zu lassen. An seiner Übersicht und Spieleröffnung, dass es in der Defensive so gut läuft.
Der Mann mit dem Löwen-Tattoo (aber nicht wegen 1860) fühlt sich laut Bierofka "wohl in der Mannschaft und auf der Position." Mal alleine auf der Sechs als Absicherung hinter Gebhart und Co., zuletzt im Verbund mit Nebenmann Aaron Berzel – der Neulöwe scheint keine Anpassungs- oder Abstimmungsschwierigkeiten zu kennen. Das wiederum freut Bierofka, der Wein in zehn Liga-Spielen sowie im DFB-Pokal gegen den FC Ingolstadt (1:2) jeweils über die volle Distanz das Vertrauen schenkte. Auch im Toto-Pokal lief er zwei Mal von Beginn auf, ein Mal wurde er geschont.
A propos Schonung: Bierofka hatte das Montagstraining spontan ausfallen lassen, Wein musste wie Kollege Karger (Unterschenkelprellung), Kapitän Felix Weber und Berzel (je Sprunggelenksverletzung) jedoch zur Behandlung.
Während Weber mehrere Wochen pausieren muss und der am kommenden Samstag beim nächsten Liga-Duell in Unterföhring (14 Uhr) ohnehin gelbgesperrte Berzel ein paar Tage aussetzt, werden Wein und Karger heute wieder im Trainingsbetrieb erwartet. Eine gute Voraussetzung dafür, bald wieder gefeiert oder besungen zu werden.