TSV 1860 München: Christian Köppel im Interview - Leader, Fans und Religion
Der 22-Jährige Christian Köppel stammt aus München. Er spielt seit 2007 für die Löwen. Im ersten Spiel der Saison gegen Memmingen traf er beeindruckend per Chippball aus 30 Metern.
AZ: Herr Köppel, nach dem Sieg in Memmingen (4:1) ging ein Bild durch die sozialen Netzwerke: Wie Sie sich beim ersten Tor hingekniet haben. War das spontan?
CHRISTIAN KÖPPEL: Ich habe bei der Flugkurve schon gewusst, dass der Ball reingehen wird. Als er drin war, war ich überwältigt. Ich wusste erst nicht, wie ich damit umgehen soll. Aber ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Da habe ich gedacht, ich gehe auf die Knie und richte meinen Dank nach oben.
Sind Sie Katholik?
Ich bin Christ, lese jeden Tag in der Bibel, bete sehr viel. Das gibt mir Kraft.
Auch vor einem Spiel?
Ich mache das regelmäßig und versuche, meinen Glauben in jedem Bereich meines Lebens einzusetzen. Natürlich gehe ich vor jedem Spiel ins Gebet, auch für die Mannschaft. Dass alle gesund bleiben, dass es ein gutes Spiel wird.
Und das machen Sie in der Kabine?
Nein, zu Hause, in Ruhe. Dort bin ich ungestört.
Gibt es denn Parallelen zwischen der Bibel und dem Fußball?
Auf jeden Fall. In der Bibel werden viele Schlachten beschrieben. Darum geht es letztendlich auch auf dem Fußballplatz. Es muss fair zugehen. Und ich will, dass mein Gegner sein Bestes abruft. So fordert er mich zur Bestleistung. Der Schlüssel ist das Team.
Es geht darum, die eigene Mannschaft zu verteidigen?
Auf jeden Fall. Als Linksverteidiger ist es mein Job, zu schauen, dass die Viererkette steht und dass wir unsere Vorderleute unterstützen.
Sie sind Münchner.
Ja, schon all die Jahre. Ich bin in Moosach geboren, habe bei meinen Eltern gelebt. Aber jetzt geht es mit der Freundin nach Unterhaching.
Und waren Sie schon immer ein Sechzger?
Ja, wegen meiner Mutter. Mama war früher immer im Grünwalder, dann im Olympiastadion. Meine Eltern sind immer dabei und meine Mutter trägt im Stadion immer ihr Sechzig-Trikot. Sie hat mir das in die Wiege gelegt.
Dann haben Sie ja sicher auch die Turbulenzen der vergangenen Jahre mitbekommen. Auf den jungen Spielern lastet ein großer Druck.
Ich finde es positiv, dass wir solch einen engen Kontakt zu den Fans haben. Ich habe das Gefühl, sie stehen hinter uns. Das ist kein Druck. Sie beflügeln uns. Sie zeigen uns: Solange ihr alles gebt, stehen wir hinter euch. Das ist die Stärke von uns Sechzgern: Dass wir uns reinhauen, dass wir laufen bis zum letzten Tropfen.
Das Wissen um diese Einheit nehmen Sie mit auf den Platz?
Wenn wir in die Kabine gehen und unsere Trikots anziehen, hält Biero nochmal eine motivierende Ansprache. Er bezieht immer die Fans mit ein. Er hat uns ans Herz gelegt, dass wir für sie spielen sollen, dass wir genauso Gas geben sollen wie sie. In Memmingen haben sie sich top verhalten. Dafür müssen wir rennen, bis wir nicht mehr können. Sascha (Mölders), Mauer (Jan Mauersberger) und Timo (Gebhart, d. Red.) kamen im Kabinengang zu uns, haben gesagt: "Jungs, schaut Euch das an! Spielt mit Leidenschaft und Herz für diese Fans."
Wer geht intern in der Mannschaft voran?
Im Kreis vor dem Spiel Felix (Weber, d. Red.) als Kapitän. Er ist seit 14 Jahren hier, war zwischenzeitlich bei den Profis. Er findet die richtigen Worte, macht uns heiß. Die Älteren wie Mauer und Sascha geben uns viele Tipps, erzählen, wie es früher bei ihnen war.
Am Freitag geht es heim ins Grünwalder. Können Sie sich noch an Ihr erstes Heimspiel als Sechzger-Fan erinnern?
Mein erstes Spiel war im Olympiastadion. Meine Mutter hat aber das Grünwalder noch miterlebt, als sie 15, 16 war. Viele von uns haben schon mit den Amateuren im Grünwalder gespielt. Jetzt, mit dieser Fan-Unterstützung, ist es einfach nur gigantisch. Die Sehnsucht, dort zu spielen, haben auch wir jungen Spieler gespürt. Es fühlt sich heimisch an.
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