TSV 1860: Michael Köllner läuft Sorgenkind Martin Kobylanski fit
München - Donnerstagmittag, kurz nach Zwölf: Die Löwen haben soeben einen blauen Haken hinter das öffentliche Training gesetzt und marschierten vom Rasen, der glücklicherweise von mehreren (un-)freiwilligen Helfern und einer mobilen Heizung vom Schnee befreit worden war. Ein Löwe musste sich allerdings aufraffen, gemeinsam mit Trainer Michael Köllner und Assistent Stefan Reisinger.
"Das Trainerteam geht noch laufen", scherzte 1860-Spielmacher Martin Kobylanski. Erstaunlicherweise nicht nur das Trainerteam, sondern der 28-jährige Sommer-Neuzugang von Eintracht Braunschweig gleich mit – denn das Trio machte sich gemeinsam auf die Socken. Zum Schwitzen, aber gewiss auch für deutliche Worte, was besser werden muss.
Ein Lauf für Kobylanski
Dreiviertelstunde, Isarauen, Rutschgefahr. Unfallfrei kehrte die weiß-blaue Laufgruppe zurück und nun war der Chefcoach höchstselbst dran, Sprüche zu reißen. "Jetzt könnt ihr schreiben: So machen die Löwen Kobylanski fit", meinte der 52-Jährige augenzwinkernd. Ironisch schob Köllner noch hinterher, bevor er ohne weitere Erklärung in den Katakomben verschwand: "Fitnesstrainer Mikoleit hat gnadenlos versagt!" Davon kann freilich keine Rede sein, denn Sechzigs muskelbepackter Neuzugang im Trainerteam, lange Jahre beim FC Ingolstadt 04, gilt als Schleifer. Ohnehin zählen die Giesinger gewiss nicht zu den unfittesten Teams der Liga.
Kobylanski muss seinen Platz erst noch finden
Bei Spielgestalter Kobylanski ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, dass Sechzigs Nummer zehn vor der Winterpause weder seiner Rolle, noch seinen Ansprüchen oder gar den Erwartungen der Fans an Akteure mit dieser bedeutungsvollen Rückennummer gerecht geworden ist. Je zwei Tore und zwei Assists bei 15 Einsätzen stehen zu Buche. Im Jahresfinale gegen RW Essen (1:1) hatte Köllner Kobylanski, wie seinen Neulöwen-Kollegen Joseph Boyamba, gar nicht erst für den 20-köpfigen Kader berücksichtigt. Des Öfteren erhielt sogar Youngster Marius Wörl (18) den Vorzug, nicht zuletzt aufgrund seines Bisses und seiner Laufstärke.
Alte Kollegen vom BTSV
Jetzt soll "Koby" aber liefern und einer glaubt fest daran: Torjäger Marcel Bär. "Er ist ein genialer Fußballer, ich bin voll und ganz von ihm überzeugt", stellt der 30-Jährige klar. Nicht verwunderlich, schließlich hatten beide schon bei den Braunschweiger Löwen zusammengespielt. 2019/20 hatte Kobylanski mit satten 18 Toren und neun Vorlagen einen großen Anteil im Aufstieg des BTSV, danach ging es allerdings steil bergab. Im Gegensatz zu Bär ist er bei 1860 bisher noch nicht ins Rollen gekommen.
Der alte und neue Vereinskollege Bär ist jedoch davon überzeugt, dass der Sohn des früheren Bundesligaprofis Andrzej Kobylanski in der Rückrunde besser in Erscheinung treten wird: "Er hat eineinhalb Jahre vor dem Wechsel nicht richtig Fußball gespielt, das ist richtig schwer. Ich merke das jetzt schon nach drei Monaten", so Bär, der wegen eines Mittelfußbruches selbst fast die gesamte Hinrunde verpasst hatte.
Der Angreifer hat eigenen Aussagen zufolge von seiner dabei antrainierten Muskelmasse mehrere Kilos wieder abgebaut, um wendiger, spritziger zu werden. Kann auch Kobylanski an den Stellschrauben Ausdauer, Schnelligkeit und unbedingte Einsatzbereitschaft drehen, könnte es ja nochmal klappen mit einem Löwen-Aufstieg.