TSV 1860: Maurizio Jacobacci fordert Respekt – aber hält sich auch jeder daran?

München - Maurizio Jacobacci tritt in der Öffentlichkeit bedächtig auf. Seine Worte wählt er überlegt, er spricht in der Regel ruhig, unaufgeregt, er ist kein verbaler Haudrauf, der im Sinne von, nach mir die Sintflut, agiert. Es verwundert daher keineswegs, dass ihm eine Tugend wie Respekt wichtig ist, geradezu essentiell. "Respekt ist das A und O", führte der Trainer des TSV 1860 am Donnerstag aus, "ohne Respekt geht gar nichts, der gegenseitige Respekt muss immer da sein."
Respekt ist der Kleber, der alles zusammenhält
Jacobacci trägt das mit wahrhaftiger Überzeugung vor, er bezieht es auf die Spieler, die Betreuer, die Zuschauer - kurzum: Er bezieht das auf jeden, mit dem er Umgang pflegt. Den Fans etwa begegne die Mannschaft mit dem nötigen Respekt, wenn sie stets ihr Bestes gibt, der Wille zu einer Top-Leistung zu erkennen ist.
Respekt ist generell ein Thema bei Sechzig - ab und an (leider) auch der fehlende Respekt. Der derzeit über seine Social-Media-Kanäle sehr kommunikationsfreudige Investor Hasan Ismaik lieferte jetzt wieder den neuesten Beleg. "Respekt habe ich nur in den seltensten Fällen seitens der e.V.-Vertreter erlebt, dabei wäre genau das die Grundlage für ein friedvolles und erfolgreiches Miteinander", schrieb der Jordanier in seinem jüngsten Beitrag.
Hasan Ismaik ist frustriert vom Dialog mit dem e.V.
Seine Ausführungen lassen erkennen, dass er darin einen der Gründe sieht, weshalb sich der Austausch der beiden Gesellschafter häufig auf Anwaltsschreiben begrenzt. Ismaik betont: "Es gibt durchaus nachvollziehbare Gründe, warum ich seit Jahren auf den persönlichen Dialog verzichte. Ich habe vor allem in den Anfangsjahren immer an stundenlangen Besprechungen bei 1860 persönlich teilgenommen. Das Ergebnis war immer dasselbe: große Ankündigungen, keine Ergebnisse."
Ob dieses Vorgehen jetzt wiederum respektvoll ist, steht jedem zur Beurteilung frei. Es ist jedenfalls kein zur Deeskalation des Konfliktes geeigneter Ansatz und setzt die Geschichte fort, dass es bei den Löwen mehr um die persönlichen Befindlichkeiten von diesem und jenem geht als um die Entwicklung des Klubs.
Jacobacci: "Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann"
Wie nah Jacobacci das Gezanke an seiner Vorstellung von Respekt sieht, das behält er für sich - und auch das gilt es selbstverständlich zu respektieren. "Ich", sagte er, und wählte dabei seine Worte wieder sehr überlegt und bedacht, "möchte dazu nicht Stellung nehmen, ich konzentriere mich darauf, was ich beeinflussen kann." Womit die Mannschaft und deren Entwicklung gemeint ist.
In diesem, dem Bereich seiner Kernkompetenz, hat der 60-Jährige sehr respektabel gearbeitet, seit er Ende Februar die Löwen in einer äußerst prekären Lage übernahm. Zu den Dingen, die bei den Blauen konsensfähig sind, gehört somit die Tatsache, dass es sich lohnen könnte, den Vertrag mit Jacobacci über das Saisonende hinaus auszudehnen.
Wird Maurizio Jacobacci beim TSV 1860 bleiben?
Im Grundsatz ist das klar, im Detail noch nicht. "Es wird sicher noch ein paar Tage dauern", sagte Jacobacci und bestätigte damit indirekt einen AZ-Bericht, nach dem es bei der Einigung auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit noch etwas hakelt.
"Wir werden versuchen, eine Lösung zu finden", ergänzte der 1860-Coach: "Entscheidend ist die momentane Situation wie die mittelbare Zukunft. Der Wille ist von beiden Seiten vorhanden." Nun ist es also an Sportchef Günther Gorenzel, dem Italo-Schweizer - um beim Thema zu bleiben - die Wertschätzung bzw. den pekuniären Respekt entgegenzubringen, den er sich verdient hat.
Jacobacci hat da keinen Zweifel: "Ich glaube, dass die Leute im Verein sehen, was wir in relativ kurzer Zeit hingebracht haben."