TSV 1860: Löwen-Lust auf mehr – So spielt ein Aufsteiger

Mit einem teils furiosen 4:1 gegen den MSV Duisburg hat der TSV 1860 die Spitze in der Dritten Liga behauptet. Sind die Löwen auf dem Weg in die Zweite Liga nun überhaupt noch aufzuhalten?
von  Ruben Stark
Glückliche Gesichter: Yannick Deichmann (Mi.) erzielt das 4:0 gegen den MSV Duisburg und wird von seinen Kollegen geherzt.
Glückliche Gesichter: Yannick Deichmann (Mi.) erzielt das 4:0 gegen den MSV Duisburg und wird von seinen Kollegen geherzt. © IMAGO/Ulrich Wagner

München - Als sich nach Spielschluss der Himmel über dem Grünwalder Stadion bedrohlich verfinsterte und schließlich ein Starkregen über Giesing niederging, hatte das wahrlich keine Symbolkraft.

Denn: Der Auftritt des TSV 1860 entsprach vielmehr dem spätsommerlichen Kaiserwetter, das diesen Samstagnachmittag zunächst prägte.

TSV 1860 zeigt überzeugende Reaktion 

Hellstrahlend wie die Septembersonne präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Michael Köllner und zeigte eine überzeugende Reaktion auf den ersten Punktverlust der Saison bei Viktoria Köln (1:1).

Ja, es war nicht alles aus einem Guss. Insbesondere die zweite Halbzeit dieses zeitweise packenden 4:1 (4:1) gegen den MSV Duisburg bot dann doch Angriffsfläche in vielerlei Hinsicht. Erst Gala, dann nur so lala. Aber die Sechzger verloren in keiner Phase des Spiels den Kopf – auch das ist ein erwähnenswerter Aspekt.

1860-Trainer Köller: "Man merkt, dass es noch Entwicklungsbedarf gibt"

"Man merkt schon, dass es noch genügend Entwicklungsbedarf gibt", analysierte Köllner zutreffend, um aber gleich danach die "Megabilanz" des Teams zu bejubeln. Und wer würde da bei sechs Siegen und 19 Punkte aus sieben Spielen widersprechen. "Die Mannschaft", ergänzte der Coach, "macht einen richtig, richtig guten Job."

Das galt speziell für die 35 ersten Spielminuten, als furiose Löwen die Zebras regelrecht filetierten. Der herausragende Albion Vrenezi mit zwei Kunstwerken (2., 32.), der wuchtige Fynn Lakenmacher (12.) und Yannick Deichmann (35.) machten dies auf der Anzeigentafel sichtbar.

"Jedes Tor für sich war ein Traumtor", sagte Köllner etwas übertrieben. Nicht nur er hatte "Lust und Laune auf mehr".

1860 am Dienstag im Toto-Pokal gegen Türkgücü München

Dafür bieten sich sowohl das Toto-Pokal-Duell gegen Türkgücü München am Dienstag (19.00 Uhr im AZ-Liveticker) als auch das Drittliga-Topspiel am kommenden Samstag in Elversberg (14.00 Uhr/Magentasport und im AZ-Liveticker) an.

Unterm Strich untermauerten die Löwen ihre hohen Ambitionen und langsam darf (oder muss) man fragen: Wer soll den Tabellenführer überhaupt stoppen? Sechzig hat nicht nur ein tragendes Stimmungshoch, sondern kann Ausfälle wie jene von Marcel Bär oder Philipp Steinhart scheinbar mühelos wegstecken und verfügt offenkundig auch über die nötige Kadertiefe einer Top-Mannschaft.

Köllner: "Haben auf vielen Positionen unheimlich viele Möglichkeiten"

"Wir haben auf vielen Positionen unheimlich viele Möglichkeiten", merkte Köllner an. Vrenezi und Lakenmacher erwiesen sich diesmal ebenso als Glücksgriffe wie Daniel Wein, der nach langer Zeit in der Zentrale ein Startelfcomeback feierte. Beim nächsten Mal könnten es Martin Kobylanski oder Erik Tallig sein, die auf der Bank saßen. Oder Tim Rieder, der gesperrt war. "Es ist unser großes Plus, dass jeder, der reinkommt, seine Chance nutzen will", stellte Kapitän Stefan Lex fest.

Dass der ersehnte Aufstieg in die 2. Liga aber trotz des eindrücklichen Punktekontos kein Selbstläufer wird, zeigt der Blick in die Vergangenheit. Eine solche Bilanz wie aktuell Sechzig hatten in der 3. Liga zuvor nur zwei Teams: der SC Paderborn in der Saison 2017/18 und Kickers Offenbach 2010/11. Während die Ostwestfalen schließlich durchzogen, schmierten die Hessen noch ziemlich ab.

Vrenezi: "Müssen demütig bleiben"

Es ist also klug, nötig und angebracht, beidbeinig auf dem Boden zu bleiben und dafür war Halbzeit zwei ein Lehrbeispiel. "Das war nicht Tabellenführer-like", sagte Lex: "Es fliegt uns nichts zu und wir holen nur Punkte, wenn wir alles auf den Platz bringen."

Oder wie Vrenezi nach seinen ersten beiden Löwen-Treffern betonte: "Wir müssen demütig bleiben."

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