TSV 1860: Leidet wie Lucoqui! Warum der Winter-Neuzugang für die Löwen ein Vorbild ist

Anderson Lucoqui spielt mit einer Knieverletzung, aber stemmt sich dagegen. 1860-Trainer Patrick Glöckner lobt: "Ein Beißer, er ist hart im Nehmen."
von  Ruben Stark
Das Knie zwickt und zwackt, doch er beißt sich durch: Sechzigs Linksverteidiger Anderson Lucoqui lässt sich im Drittliga-Abstiegskampf auch von den Schmerzen nicht ausbremsen.
Das Knie zwickt und zwackt, doch er beißt sich durch: Sechzigs Linksverteidiger Anderson Lucoqui lässt sich im Drittliga-Abstiegskampf auch von den Schmerzen nicht ausbremsen. © Christina Pahnke / sampics

München - Es gab da diese Szene mit Anderson Lucoqui bei seinem ersten Einsatz für den TSV 1860 gegen Arminia Bielefeld (0:3). Der Außenverteidiger lag am Boden, Physiotherapeut Nick Wurian beugte sich über ihn, der Schmerz war Lucoqui anzusehen – nahezu jeder hatte nun das scheinbar unvermeidliche Signal zur Auswechslung erwartet. Auch Trainer Patrick Glöckner eilte herbei, um sich zu erkundigen.

Doch weit gefehlt. Lucoqui berappelte sich, humpelte mühsam zur Seite, der Coach herzte ihn und nachdem er sich kurz geschüttelt hatte, stürzte sich der 27-Jährige furchtlos wieder in Geschehen.

Lucoqui spielt trotz Knorpelschaden im Knie

Lucoqui als Leidenslöwe – es ist ein Bild, das nicht nur den Moment beschreibt, denn der Schmerz gehört beim Deutsch-Angolaner offenbar dazu wie die Handschuhe zum Torwart. "Luci ist ein Beißer, er ist hart im Nehmen", sagte Glöckner über den Winter-Neuzugang und offenbarte nebenbei, dass Lucoqui mit einem Knorpelschaden im rechten Knie spielt. Eigentlich unmöglich? Anscheinend nicht.

"Solange es nicht schlechter werden kann", erzählte Glöckner, "ist es kein Nachteil für den Spieler und alles andere macht unsere medizinische Abteilung, die das immer gut abtaped und ihn entsprechend einstellt fürs Spiel." Kann es nicht trotzdem Langzeitschäden geben, ist eine solche Heroisierung des Unverwüstlichen nicht bedenklich? "Wir würden nie etwas tun, das dem Spieler schaden würde."

Also gilt Lucoqui stattdessen als der Inbegriff des leidenschaftlichen Abstiegskampfs, der Aufopferung für sein Team, der Widerstandsfähigkeit.

Lucoqui ist nicht der einzige Löwe, der derzeit leiden muss

"Es ist eine Top-Einstellung, die er da an den Tag legt. Er beißt sich da wirklich gut durch", fügte der TSV-Coach noch anerkennend an. Und auch, wenn der gebürtige Zweibrücker – wie diese Woche geschehen – während des Spielersatztrainings der Reservisten vom Trainingsgelände humpelt, sorgt sich Glöckner nicht allzu sehr.

"Wenn er sagt", schilderte der 48-Jährige, der Lucoqui aus seiner Zweitliga-Zeit bei Hansa Rostock kennt, "dass er sich fit fühlt fürs Spiel und die Leistungen auch zu hundert Prozent abrufen kann, dann kann er hier zwischendurch neben dem Trainingsplatz auch mal ein bisschen humpeln." Bleibt zu hoffen, dass dies für den Neulöwen wirklich das richtige Vorgehen ist. Kaum vorstellbar, dass es tatsächlich kein Restrisiko gibt.

Aber Lucoqui ist wahrlich nicht der einzige Leidenslöwe. Flügelspieler Morris Schröter trägt auch sein Päckchen mit sich herum, hat bereits zehn Drittligaspiele wegen Verletzungen verpasst, das elfte folgt am Mittwochabend beim SV Wehen Wiesbaden (19 Uhr/AZ-Liveticker). Nächste Woche während der Länderspiel-Pause soll der 29-Jährige ins Mannschaftstraining zurückkehren und sein Leiden aufhören.

Glöckner: "Wir dürfen kein Prozent nachlassen"

Kapitän Jesper Verlaat ist über diesen Punkt schon hinaus, er hat sein Leiden mit dem Comeback nach überstandenem Muskelbündelriss schon im Februar beendet – genauso wie der lange am Fuß verletzte Tim Danhof, der nun endlich Spielrhythmus aufgenommen hat und gegen Borussia Dortmund II (1:0) das entscheidende Tor erzwang.

Leiden, Durchhalten, Nicht-Nachgeben sind auch das Elixier des Rennens um den Klassenerhalt. Wer sich von Krisen nicht dauerhaft zu Boden zwingen lässt, wer nicht aufgibt, wer sich wie Lucoqui wieder berappelt, der ist in der Regel im Vorteil. So wie der TSV zuletzt gegen den BVB II.

"Ich hoffe", sagte Lucoqui auf dem Instagram-Kanal der Sechzger in Richtung Fans, "wir können jetzt daran anknüpfen und wir freuen uns, wenn ihr uns in den nächsten Spielen unterstützt!"

Glöckners Losung für seine Leidenslöwen: "Wir dürfen kein Prozent nachlassen im Vergleich zu dem, was wir zuletzt gezeigt haben. Wir müssen uns zerreißen." Natürlich nicht im Wortsinn.

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