TSV-1860-Legende Alfred Kohlhäufl im AZ-Geburtstagsinterview

Im AZ-Geburtstagsinterview spricht Alfred Kohlhäufl über die Lage bei den Löwen, die Verpflichtung von Verteidiger Boenisch, die Kritik an Trainer Runjac und die (Wunsch-)Träume von Investor Ismaik
von  Interview: Matthias Eicher
In den Siebzigern Löwen-Kapitän: Alfred Kohlhäufl (r.) läuft im Derby neben Bayern-Kapitän Gerd Müller (l.) aufs Feld.
In den Siebzigern Löwen-Kapitän: Alfred Kohlhäufl (r.) läuft im Derby neben Bayern-Kapitän Gerd Müller (l.) aufs Feld. © imago

München - Der 70-Jährige ist AZ-Kolumnist, wurde 1966 mit dem TSV 1860 Meister und spielte unter anderem für Jahn Regensburg und Borussia Dortmund. Die AZ hat ihn zum Geburtstagsinterview getroffen.

AZ: Herr Kohlhäufl, heute wird ein echter Sechzger 70 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!
ALFRED KOHLHÄUFL: Vielen Dank! Ich bin mit der Familie nach Südtirol gefahren. Hier lässt es sich ganz gut feiern. Ich versuche, mich noch so fit zu halten, wie es eben geht.

Wie sieht Ihr Sport-Programm denn aus?
Ich gehe dreimal in der Woche ins Fitnessstudio, mache Nordic Walking, im Sommer fahre ich Rad. Golfen geht nicht mehr, dabei tut die Hüfte weh. Und der Fußball ist auch noch präsent – ich schaue jedes Wochenende 1. und 2. Bundesliga.

Wie beobachten Sie die Blauen in der Gegenwart?
Ich fürchte schon, dass ich mir im dritten Jahr in Folge Sorgen machen muss. Ich kann nur sagen: Bitte nicht nochmal, Löwen! So einfach ist es ja nicht, wenn man mal ganz tief im Abstiegskampf steckt.

Dabei sollte mit einer rundum erneuerten Mannschaft alles besser werden.
Nach dem Umbruch ist die Mannschaft noch nicht soweit. Obwohl man fairerweise sagen muss: Sie steht ja erst am Anfang. Wenn man jetzt zwei Spiele in Folge gewinnen würde, sähe es schon wieder anders aus. Man muss den Teufel noch nicht an die Wand malen und ein bisschen abwarten. Es spielt auch noch ein anderer Faktor eine große Rolle.

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Und welcher?
Die vielen Verletzten. Vor allem Stefan Aigner fehlt sehr. Ein Spieler solchen Kalibers, den kannst du nicht ersetzen. Mit ihm hätte man sicher den ein oder anderen Punkt mehr, aber das ist alles hypothetisch.

Sportchef Thomas Eichin hat auf die Verletztenmisere reagiert und mit Sebastian Boenisch einen neuen Abwehrspieler verpflichtet.
Sie werden schon wissen, was sie tun – hoffentlich. Er war polnischer Nationalspieler, ein erfahrener Mann. Man muss abwarten, wie fit er ist. 29 ist auch noch kein Alter. Der müsste noch was drauf haben. Ich hoffe nur, dass er nicht auf links für Maximilian Wittek spielt. Der ist zwar momentan nicht in der besten Verfassung, aber für mich ein Spieler mit großem Potenzial.

Kürzlich wurde schon von einer Schonfrist für Runjaic bis Weihnachten gesprochen. Was sagen Sie dazu?
Man muss Runjaic zugutehalten, dass man – nach dem schlechten Auftakt in Fürth – eine Entwicklung gesehen hat. Da waren Spiele dabei – Respekt! Und es war auch ein spielerischer Fortschritt erkennbar. Die Pleiten gegen Hannover und Würzburg waren dagegen ein großer Rückschritt. Man muss nun sehen, wie er damit klarkommt.

Dabei hatte so mancher Beobachter schon mit einem Angriff auf die Aufstiegsplätze geliebäugelt.
Braunschweig, Hannover und Stuttgart: Mit denen können wir nicht mithalten. Das Wichtigste ist, nicht ganz unten reinzurutschen. Es muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Man muss wieder sehen: Die Löwen sind schwer zu schlagen! Momentan, und in den letzten beiden Jahren, kommt es mir so vor: Wenn ein Spieler einen Fehler gemacht hat, ist keiner da und bügelt ihn aus. Da werden eher drei Fehler nacheinander gemacht!

Auch Investor Hasan Ismaik hat große Ziele und träumt von der Champions League.
Nur reden und nicht handeln, das hat man bei 1860 ja unter Moniz und Poschner gesehen. Solche Träume sind schwierig, aber ein Geldgeber darf sie haben. Schlimmer wäre, wenn Trainer und Sportchef so tönen würden – sie müssen im Hier und Jetzt arbeiten. Wenn das Gefüge passt, und den Eindruck habe ich momentan nicht, kann man über höhere Ziele nachdenken. Und: Wenn man mal aufgestiegen ist, wäre es extrem schwierig, drinzubleiben – und noch ein ganz weiter Weg bis in die Königsklasse. Auch, wenn der Klub unbeliebt ist: Aber RB Leipzig ist ein gutes Beispiel. Mit Geld und vernünftiger Arbeit ist nichts unmöglich. Daher gilt auch bei Sechzig, zumindest für mich: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Matthias Eicher

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