TSV-1860-Kapitän fällt verheerendes Urteil über desolate Löwen: "Das hat etwas mit Bereitschaft zu tun"

München - Das Abstiegsgespenst ist endgültig zurück auf Giesings Höhen. Trotz aufstiegsreifer Choreographie der Fans zum 125-jährigen Jubiläum der Fußballabteilung und anfangs überragender Stimmung. Trotz der positiven Motivation, diesen fiesen Geist aus eigener Kraft, zumindest noch ein bisserl vorzeitiger vertreiben zu können. Trotz aller Kampfansagen, mit Löwenmut auf den Rasen zu marschieren. Trotz all dem steht fest: Die Sechzger müssen seit Samstag mehr denn je um den Klassenerhalt in Liga drei bangen.
1860-Kapitän Verlaat: "Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen"
Beim trostlosen 1:2 des TSV 1860 gegen Borussia Dortmund II am drittletzten Spieltag der Saison ließ die Mannschaft von Cheftrainer Argirios Giannikis all das vermissen, was die Giesinger in der Regel stark macht: die Attribute des Löwen, der um seine Beute kämpft bis zum Schluss. "Da muss sich jeder an die eigene Nase fassen, da muss jeder 100 Prozent geben", sagte Kapitän Jesper Verlaat nicht ohne Anklage seines Teams: "Das hat etwas mit Bereitschaft zu tun, mit Wachsamkeit und voller Konzentration." Fehlende Bereitschaft? Ein vernichtendes Urteil vom Spielführer.

Gerade in den Anfangsphasen beider Spielhälften, in denen sich der absolute Wille zu allererst ablesen lässt, hat 1860 geschlafen und jeweils durch Ole Pohlmann (4., 50.) ein Gegentor kassiert. Spielmacher Julian Guttau frustriert: "Wir kommen wieder nicht in die Zweikämpfe, spielen Konter nicht gut aus und kriegen Gegentore." Und zwar mit teils indiskutablem Zweikampfverhalten, das mit dem benötigten unbedingten Willen nicht viel zu tun hatte.
Ängstlicher TSV 1860 ließ seine wenigen, aber hochkarätigen Chancen ungenutzt
Doch nicht nur das: Ein verzweifeltes Aufbäumen der Löwen war zwar irgendwie erkennbar, doch außer dem Ausgleich durch Junglöwe Mansour Ouro-Tagba (28.) kam nichts Zählbares dabei heraus. Die Fans ließen es 1860 spüren und pfiffen in der zweiten Hälfte. Nach der Pleite skandierten sie erstmals seit langer Zeit: "Wir wollen euch kämpfen sehen!"

"Dass die Fans maximal enttäuscht sind, ist klar - das sind wir auch", sagte Coach Giannikis, der Sechzig im Gegensatz zu seinem anfänglichen Wirken scheinbar nicht mehr das nötige Rüstzeug mitgeben kann. Der 43-Jährige verwies zwar nicht zu Unrecht auf zwei dicke Chancen durch Morris Schröter und erstrecht durch Joker Joel Zwarts, der alleine auf das Tor marschierte, aber kläglich vergab. Doch anstelle einer absoluten Willensleistung fügten sich ängstliche, fahrige und uninspirierte Löwen ihrem schier unausweichlichen Schicksal.
Guttau warnt: "So wird es in der Liga nicht reichen"
Bei Guttau schrillten schon jetzt die weiß-blauen Alarmglocken, wenn es am kommenden Freitag zum heimstarken Aufstiegskandidaten Rot-Weiss Essen geht (19.30 Uhr) und am letzten Spieltag zu einem möglichen, direkten Showdown gegen Abstiegskontrahent Arminia Bielefeld kommt: "So wird es nicht reichen, so werden wir auch am nächsten Spieltag wieder ohne Punkte dastehen, wenn wir uns nicht schleunigst straffen."
Sechzig ist nun in der denkbar ungünstigen Situation, in der aktuellen Abwärtsspirale gegen zwei Teams kämpfen zu müssen, für die es ebenfalls noch um alles geht. Guttau gab zu, dass sich Gedanken an das Abstiegsgespenst nicht einfach vertreiben lassen: "Sich über Tabellensituationen einen Kopf zu machen, klar, es spielt eine gewisse Rolle."
Marco Hiller, Torwart und Publikumsliebling, klang niedergeschlagen wie noch nie: "Gekämpft haben die Jungs schon, aber gereicht hat es nicht. Jetzt brennt der Baum natürlich." Selbst ein Stoßgebet, dass die Konkurrenz patzen möge, scheint angebracht zu sein. Die Lage auf Giesings Höhen, sie ist gespenstisch.